N.N.
Paris (Weltexpresso) - Wie verlief Ihre bisherige Kinokarriere?
Ich arbeite seit Anfang der 80er Jahre in der Filmbranche, habe aber nicht von Anfang an Komödien gedreht. Eine lange Zeit habe ich als Assistent für Regisseurinnen wie Claire Denis, Claire Devers, Chantal Akerman oder Nicole Garcia an Arthouse-Filmen mitgearbeitet, war der Komödie aber nicht abgeneigt. Dass ich letztlich dort meinen Platz finde, ist das Ergebnis von Begegnungen.
Begegnungen unter anderem mit dem Regisseur und Produzenten Djamel Bensalah.
Ja, 2006 hatte ich für ihn das zweite Team von BIG CITY geleitet. 2009 schlug mir Djamel dann vor, bei dem Film NEUILLY SA MÈRE Regie zu führen. Der Film war ein Erfolg: 2,5 Millionen Zuschauer. Danach klopfte das Fernsehen an meine Tür. Innerhalb von zwei Jahren hatte ich bei acht Episoden der TV-Serie FAIS PAS CI, FAIS PAS ÇA Regie geführt. Es hat auch hier sehr gut funktioniert.
Alles ging sehr schnell bis zum Dreh von WOHNE LIEBER UNGEWÖHNLICH.
Das ist in der Tat so. Anfang 2015 hatten wir ein erstes Treffen und Ende August begannen schon die Dreharbeiten. In der Zwischenzeit habe ich einen Teil des Drehbuchs überarbeitet und mit dem Casting begonnen.
19 Figuren – war das nicht schwierig?
Grundsätzlich ja, aber da jede einzelne Figur perfekt beschrieben war, ging es. Außerdem ist alles ausgewogen. Dennoch musste ich akzeptieren, dass nicht alle die gleiche Wichtigkeit haben. Wir haben uns aber bemüht, dass jeder sein Solo bekommt und einen wichtigen Part spielt.
Sie kamen gut vorbereitet am Dreh an?
Nach dem ersten Drehtag haben die Techniker zu mir gesagt: „Wie hast du es hinbekommen, dass es zwischen ihnen so gut funktioniert?“ Und es stimmt, das Integrationswochenende hatte einen sehr positiven Effekt. Sie haben schnell das Gefühl gehabt, dass sie tatsächlich eine Familie seien.
Was ist das Profil der jungen Schauspieler?
Was die persönliche Ebene angeht, so kannten sie alle das Konzept der Patchworkfamilie. Einige der älteren Kinder hatten übrigens wahre Beschützerinstinkte den kleineren gegenüber. Dementsprechend ist viel „echt“, was auf der Leinwand zu sehen ist. Was die berufliche Ebene angeht, so hatten alle bereits Erfahrungen mit Agenturen, bis auf den Kleinsten, der wurde auf der Straße gecastet. Einige hatten schon mit Karin gearbeitet und beherrschten Improvisationstechniken, was sehr wertvoll war. Solange sie spielten, habe ich sie nicht unterbrochen.
Gibt es Filme, die Ihnen als Inspiration gedient haben für das, was Sie machen wollten?
Der erste Teil sollte eine Art Abenteuerfilm werden, im Sinn von DIE GOONIES von Steven Spielberg, ein Film, der mir schon immer gefällt. In WOHNE LIEBER UNGEWÖHNLICH ist es der Teil, in dem die Kinder ihren Plan austüfteln und die große leer stehende Wohnung der Großmutter entdecken. Was den Rest angeht, ist es ein riesiges Durcheinander. Ich habe an SUPER! MEINE ELTERN LASSEN SICH SCHEIDEN! und TASCHENGELD gedacht und an einen Film, den man vielleicht weniger kennt: LA VRAIE VIE DES PROFS. Auch hatte ich Spaß dabei, auf THE WILD BUNCH – SIE KANNTEN KEIN GESETZ hinzuweisen. In dieser Szene laufen die Kinder in einer Reihe, Schulter an Schulter, mit dem Gesicht zur Kamera und haben einen sehr bestimmten Ausdruck.
Beim Anschauen des Films bekommt man den Eindruck, dass die Wohnung eine weitere Figur ist.
Das ist so gewollt. Es ist eine Pariser Wohnung, die man für Dreharbeiten mieten kann. Bei der Größe wird man neidisch, 280 qm und zwei jeweils gleichwertige Wohnungen auf derselben Etage. So konnten wir auch die Schauspielerräume und das Material im gleichen Gebäude unterbringen. Ideal für die Logistik. Anfangs ist es ein abgewohnter und düsterer Ort. Im Laufe der Geschichte erlebt er jedoch Veränderungen, die zeigen, dass die Kinder den Ort immer mehr beherrschen. Sie machen daraus eine Art sympathische Hausbesetzung. Die Metamorphose der Wohnung hat die Szenenbildner viel Arbeit gekostet.
Wie lange ging der Dreh?
41 Tage, was wenig war. Aber Kino muss sich immer mehr der wirtschaftlichen Realität beugen. Als die Produzenten uns grünes Licht gaben, war das Budget noch nicht zu 100 Prozent gesichert.
In den ersten Szenen sind die Kinder sehr zahlreich im Bild. Wie sind Sie vorgegangen?
Einen Film zu machen, ist wie Fragen zu beantworten. Die erste Frage, die sich mir stellte war, wie man sieben Personen auf einmal in Szene setzt. Wo muss die erste Kamera hin? Die zweite? Essensszenen oder Szenen im Pausenhof sind immer eine Herausforderung für einen Regisseur. Man kann sich nicht sagen, das sehen wir dann beim Dreh. Man muss eine sehr präzise Idee haben. Daher war ich sehr streng, was die Bewegungen anging. Und dann die Überraschung: manchmal hatten die Kinder eine bessere Idee als ich. Eine Idee, die vervollständigte, was ich entworfen hatte. Und da hat es dann richtig Spaß gemacht, sich ihrer Energie hinzugeben. Aber es gibt immer diesen kleinen Moment des Zweifels.
Ab wann waren Sie beruhigt?
Nach einer Woche schlief ich wieder richtig. Nachdem ich mir angeschaut hatte, was wir bis dahin gedreht hatten. Und es funktionierte besser, als ich es mir vorgestellt hatte.
Mussten Sie die Gruppe der Erwachsenen auch erst bilden?
Nein, bei denen lief das Zusammenspiel gleich ganz einfach ab. Zudem haben die Kinder ihre Energie auf sie übertragen. Keine Spannungen, wie bei den Kleinen am Anfang. Auf jeden Fall nichts, was mir aufgefallen ist. Oder sie haben es gut vertuscht (lacht). Thierry Neuvic und Julie Gayet waren von Anfang an die Motoren. Claudia Tagbo hat dem Ganzen auch viel Schwung gegeben. Mit ihr folgte ein Witz nach dem anderen. Philippe Katerine ist super. In einer idealen Welt hätte ich gerne jedes der Elternteile noch prä- senter gemacht, aber Philippe und alle anderen auch haben akzeptiert, dass jeder nur ein Teil des großen Ganzen ist. Ich finde ihn einfach perfekt in seiner Rolle des etwas nervigen, melancholischen Exmannes, dem keiner zuhört, bis zu dem Zeitpunkt, als er... Aber erzählen wir mal nicht die Geheimnisse der Geschichte.
Was sagt der Film über Patchworkfamilien aus?
Er erinnert natürlich daran, dass in Frankreich jede zweite Ehe mit einer Scheidung endet. Und dass die Wiederheirat oft auch in einer Trennung endet. Das Thema ist sehr sensibel. Die Patchworkfamilie wird hier nicht als Modell gezeigt. Die Kinder leiden unter einer Scheidung, selbst wenn es ihnen jetzt besser geht. Wir wollten die nicht erwachsen werden wollenden Eltern nicht glorifizieren, die mir nichts, dir nichts eine Familie auflösen, um eine neue zu gründen.
Sind Sie verheiratet? Haben Sie Kinder?
Ich bin 54, lebe seit 30 Jahren in einer Beziehung und unsere „Kleinen“ sind mittlerweile groß. Ich habe eine Tochter, die 27 und einen Sohn, der 25 Jahre alt ist. In ihrem Umfeld sind sie mit der Idee groß geworden, dass die Patchworkfamilie die Norm ist. Eine Anekdote hat mir das bewusst gemacht. Vor ein paar Jahren bin ich aufs Land, um zu arbeiten und meine Frau blieb mit den Kindern in Paris zurück. Ich kam übers Wochenende nach Hause, aber sie wurden paranoid. Die Situation gefiel ihnen nicht und beunruhigte sie. Sie haben uns irgendwann gestanden, dass sie dachten, wir hätten uns getrennt und trauten uns nicht, es ihnen zu sagen.
Foto:
© Verleih
Info:
Darsteller
Sophie Julie Gayet
Philippe Thierry Neuvic
Agnès Julie Depardieu
Hugo Lucien Jean-Baptiste
Babette Claudia Tagbo
Claude Philippe Katerine
Aurore Chantal Ladesou
Paul Arié Elmaleh
Madeleine Nino Kirtadze
Marie Caterina Murino
Bastien Teilo Azaïs
Clara Violette Guillon
Oscar Lilian Dugois
Juliette Chann Aglat
Leopoldine Luna Aglat
Eliot Benjamin Douba Paris
Gulliver Sadia Diallo
Alice Louvia Bachelier
Begegnungen unter anderem mit dem Regisseur und Produzenten Djamel Bensalah.
Ja, 2006 hatte ich für ihn das zweite Team von BIG CITY geleitet. 2009 schlug mir Djamel dann vor, bei dem Film NEUILLY SA MÈRE Regie zu führen. Der Film war ein Erfolg: 2,5 Millionen Zuschauer. Danach klopfte das Fernsehen an meine Tür. Innerhalb von zwei Jahren hatte ich bei acht Episoden der TV-Serie FAIS PAS CI, FAIS PAS ÇA Regie geführt. Es hat auch hier sehr gut funktioniert.
Alles ging sehr schnell bis zum Dreh von WOHNE LIEBER UNGEWÖHNLICH.
Das ist in der Tat so. Anfang 2015 hatten wir ein erstes Treffen und Ende August begannen schon die Dreharbeiten. In der Zwischenzeit habe ich einen Teil des Drehbuchs überarbeitet und mit dem Casting begonnen.
19 Figuren – war das nicht schwierig?
Grundsätzlich ja, aber da jede einzelne Figur perfekt beschrieben war, ging es. Außerdem ist alles ausgewogen. Dennoch musste ich akzeptieren, dass nicht alle die gleiche Wichtigkeit haben. Wir haben uns aber bemüht, dass jeder sein Solo bekommt und einen wichtigen Part spielt.
Sie kamen gut vorbereitet am Dreh an?
Nach dem ersten Drehtag haben die Techniker zu mir gesagt: „Wie hast du es hinbekommen, dass es zwischen ihnen so gut funktioniert?“ Und es stimmt, das Integrationswochenende hatte einen sehr positiven Effekt. Sie haben schnell das Gefühl gehabt, dass sie tatsächlich eine Familie seien.
Was ist das Profil der jungen Schauspieler?
Was die persönliche Ebene angeht, so kannten sie alle das Konzept der Patchworkfamilie. Einige der älteren Kinder hatten übrigens wahre Beschützerinstinkte den kleineren gegenüber. Dementsprechend ist viel „echt“, was auf der Leinwand zu sehen ist. Was die berufliche Ebene angeht, so hatten alle bereits Erfahrungen mit Agenturen, bis auf den Kleinsten, der wurde auf der Straße gecastet. Einige hatten schon mit Karin gearbeitet und beherrschten Improvisationstechniken, was sehr wertvoll war. Solange sie spielten, habe ich sie nicht unterbrochen.
Gibt es Filme, die Ihnen als Inspiration gedient haben für das, was Sie machen wollten?
Der erste Teil sollte eine Art Abenteuerfilm werden, im Sinn von DIE GOONIES von Steven Spielberg, ein Film, der mir schon immer gefällt. In WOHNE LIEBER UNGEWÖHNLICH ist es der Teil, in dem die Kinder ihren Plan austüfteln und die große leer stehende Wohnung der Großmutter entdecken. Was den Rest angeht, ist es ein riesiges Durcheinander. Ich habe an SUPER! MEINE ELTERN LASSEN SICH SCHEIDEN! und TASCHENGELD gedacht und an einen Film, den man vielleicht weniger kennt: LA VRAIE VIE DES PROFS. Auch hatte ich Spaß dabei, auf THE WILD BUNCH – SIE KANNTEN KEIN GESETZ hinzuweisen. In dieser Szene laufen die Kinder in einer Reihe, Schulter an Schulter, mit dem Gesicht zur Kamera und haben einen sehr bestimmten Ausdruck.
Beim Anschauen des Films bekommt man den Eindruck, dass die Wohnung eine weitere Figur ist.
Das ist so gewollt. Es ist eine Pariser Wohnung, die man für Dreharbeiten mieten kann. Bei der Größe wird man neidisch, 280 qm und zwei jeweils gleichwertige Wohnungen auf derselben Etage. So konnten wir auch die Schauspielerräume und das Material im gleichen Gebäude unterbringen. Ideal für die Logistik. Anfangs ist es ein abgewohnter und düsterer Ort. Im Laufe der Geschichte erlebt er jedoch Veränderungen, die zeigen, dass die Kinder den Ort immer mehr beherrschen. Sie machen daraus eine Art sympathische Hausbesetzung. Die Metamorphose der Wohnung hat die Szenenbildner viel Arbeit gekostet.
Wie lange ging der Dreh?
41 Tage, was wenig war. Aber Kino muss sich immer mehr der wirtschaftlichen Realität beugen. Als die Produzenten uns grünes Licht gaben, war das Budget noch nicht zu 100 Prozent gesichert.
In den ersten Szenen sind die Kinder sehr zahlreich im Bild. Wie sind Sie vorgegangen?
Einen Film zu machen, ist wie Fragen zu beantworten. Die erste Frage, die sich mir stellte war, wie man sieben Personen auf einmal in Szene setzt. Wo muss die erste Kamera hin? Die zweite? Essensszenen oder Szenen im Pausenhof sind immer eine Herausforderung für einen Regisseur. Man kann sich nicht sagen, das sehen wir dann beim Dreh. Man muss eine sehr präzise Idee haben. Daher war ich sehr streng, was die Bewegungen anging. Und dann die Überraschung: manchmal hatten die Kinder eine bessere Idee als ich. Eine Idee, die vervollständigte, was ich entworfen hatte. Und da hat es dann richtig Spaß gemacht, sich ihrer Energie hinzugeben. Aber es gibt immer diesen kleinen Moment des Zweifels.
Ab wann waren Sie beruhigt?
Nach einer Woche schlief ich wieder richtig. Nachdem ich mir angeschaut hatte, was wir bis dahin gedreht hatten. Und es funktionierte besser, als ich es mir vorgestellt hatte.
Mussten Sie die Gruppe der Erwachsenen auch erst bilden?
Nein, bei denen lief das Zusammenspiel gleich ganz einfach ab. Zudem haben die Kinder ihre Energie auf sie übertragen. Keine Spannungen, wie bei den Kleinen am Anfang. Auf jeden Fall nichts, was mir aufgefallen ist. Oder sie haben es gut vertuscht (lacht). Thierry Neuvic und Julie Gayet waren von Anfang an die Motoren. Claudia Tagbo hat dem Ganzen auch viel Schwung gegeben. Mit ihr folgte ein Witz nach dem anderen. Philippe Katerine ist super. In einer idealen Welt hätte ich gerne jedes der Elternteile noch prä- senter gemacht, aber Philippe und alle anderen auch haben akzeptiert, dass jeder nur ein Teil des großen Ganzen ist. Ich finde ihn einfach perfekt in seiner Rolle des etwas nervigen, melancholischen Exmannes, dem keiner zuhört, bis zu dem Zeitpunkt, als er... Aber erzählen wir mal nicht die Geheimnisse der Geschichte.
Was sagt der Film über Patchworkfamilien aus?
Er erinnert natürlich daran, dass in Frankreich jede zweite Ehe mit einer Scheidung endet. Und dass die Wiederheirat oft auch in einer Trennung endet. Das Thema ist sehr sensibel. Die Patchworkfamilie wird hier nicht als Modell gezeigt. Die Kinder leiden unter einer Scheidung, selbst wenn es ihnen jetzt besser geht. Wir wollten die nicht erwachsen werden wollenden Eltern nicht glorifizieren, die mir nichts, dir nichts eine Familie auflösen, um eine neue zu gründen.
Sind Sie verheiratet? Haben Sie Kinder?
Ich bin 54, lebe seit 30 Jahren in einer Beziehung und unsere „Kleinen“ sind mittlerweile groß. Ich habe eine Tochter, die 27 und einen Sohn, der 25 Jahre alt ist. In ihrem Umfeld sind sie mit der Idee groß geworden, dass die Patchworkfamilie die Norm ist. Eine Anekdote hat mir das bewusst gemacht. Vor ein paar Jahren bin ich aufs Land, um zu arbeiten und meine Frau blieb mit den Kindern in Paris zurück. Ich kam übers Wochenende nach Hause, aber sie wurden paranoid. Die Situation gefiel ihnen nicht und beunruhigte sie. Sie haben uns irgendwann gestanden, dass sie dachten, wir hätten uns getrennt und trauten uns nicht, es ihnen zu sagen.
Foto:
© Verleih
Info:
Darsteller
Sophie Julie Gayet
Philippe Thierry Neuvic
Agnès Julie Depardieu
Hugo Lucien Jean-Baptiste
Babette Claudia Tagbo
Claude Philippe Katerine
Aurore Chantal Ladesou
Paul Arié Elmaleh
Madeleine Nino Kirtadze
Marie Caterina Murino
Bastien Teilo Azaïs
Clara Violette Guillon
Oscar Lilian Dugois
Juliette Chann Aglat
Leopoldine Luna Aglat
Eliot Benjamin Douba Paris
Gulliver Sadia Diallo
Alice Louvia Bachelier