fm phoenixFilmreihe und Vortragsreihe in Zusammenarbeit mit dem Frankfurter Psychoanalytischen Institut von Donnerstag, 24. Mai, bis Donnerstag, 20. Dezember 2018

Helga Faber

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - In der Reihe "Kino & Couch" zeigt das Kino des Deutschen Filmmuseums zusammen mit dem Frankfurter Psychoanalytischen Institut in diesem Jahr insgesamt acht Filme, die sich mit dem Thema "Körper und Haut" auseinander setzen. Die Vorführungen finden von Mai bis Dezember einmal monatlich an einem Donnerstag um 20:15 Uhr statt.

Nächster Termin:
Donnerstag, 24. Mai, 20:15 Uhr
PHOENIX (DE 2014, R: Christian Petzold)

Mit entstelltem Gesicht wird Nelly im Juni 1945 als Überlebende aus dem Konzentrationslager Auschwitz nach Berlin gebracht. Dort unterzieht sie sich einer Operation und sieht fortan nur noch entfernt so aus wie früher. Nelly sucht und findet ihren Mann Johnny, der sie möglicherweise an die Nazis verraten hat. Dieser erkennt sie nicht wieder, schlägt Nelly aber vor, sie als seine tot geglaubte Frau auszugeben, um an ihr Vermögen zu kommen. Christian Petzold erzählt in seinem subtilen Drama vom vergeblichen Versuch, in ein altes Leben zurückzukehren, von der Ohnmacht der Opfer und von der verdrängten Schuld der Täter.


Filmkritischer Kommentar: Urs Spörri
Psychoanalytischer Kommentar: Ingeborg Goebel-Ahnert


Kommende Termine:


Donnerstag, 14. Juni, 20:15 Uhr
TESTROL ÉS LÉLEKROL (Körper und Seele, HU 2017, R: Ildikó Enyedi)

Maria (Alexandra Borbély) arbeitet als Qualitätsprüferin in einem Schlachthof in Budapest. Durch einen Zufall erfährt sie, dass ihr neuer Kollege Endre (Géza Morcsányi) Nacht für Nacht den gleichen Traum wie sie träumt: Sie finden sich in der Rolle eines Hirschs und einer Hirschkuh wieder, die im Wald umherstreifen. Behutsam versuchen die beiden, diese intime Verbindung auch in die Wirklichkeit zu übertragen. Ildikó Enyedis Film gewann auf der Berlinale den Goldenen Bären.


Donnerstag, 12. Juli, 20:15 Uhr
eXistenZ (CA/GB 1999, R: David Cronenberg)

Die Computerspiel-Designerin Allegra Geller erfindet das Spiel eXistenZ, dessen Teilnehmer über eine Konsole mit einer virtuellen Welt verbunden sind. Diese ist wiederum über einen sogenannten Bioport, der in den Rücken gebohrt wird, an ihr Nervensystem angeschlossen. So sollen die Grenzen zwischen der Welt des Spiels und der Realität noch stärker verwischen. Nach einem Anschlag auf ihr Leben und die Konsole flieht Allegra gemeinsam mit ihrem Leibwächter vor ihren fanatischen Gegnern in die Spielwelt. Ein brillant gespielter Cyber-Thriller und zugleich ein vergnüglich-ironisches Spiel zwischen Sein und Schein, das die Ästhetik und Vorstellungswelten eines Computerspiels weiterspinnt.


Donnerstag, 23. August, 20:15 Uhr
AI NO CORRIDA (Im Reich der Sinne, JP, 1976, R: Nagisa Ôshima)

Die sexuelle Besessenheit zweier Menschen endet mit dem Tod des Mannes, der sich am Ende in einer sich ständig steigernden Ekstase verstümmeln und strangulieren lässt. Ôshima verzichtet sowohl auf narrative Ausschmückung der Handlung als auch auf psychologische Motivation der Figuren. Stattdessen beschreibt der Film in äußerster ästhetischer Reduktion die menschliche Sexualität als eine nicht kontrollierbare, in letzter Konsequenz zerstörerische Kraft. In Japan und einigen europäischen Ländern wurde der Film zunächst verboten, allerdings auch schnell zu einem einflussreichen Klassiker.


Donnerstag, 6. September, 20:15 Uhr
LA PIEL QUE HABITO (Die Haut, in der ich wohne, ES 2011, R: Pedro Almodóvar)

Der Chirurg Dr. Robert Ledgard betreibt eine private Schönheitsklinik. Die bildhübsche Vera, die keine Geschichte zu haben scheint, aber seiner verstorbenen Frau sehr ähnlich sieht, ist die einzige Patientin. Mit Hilfe seiner Haushälterin Marilla wacht Ledgard Tag und Nacht über sie und vor allem über ihre Haut. Als eines Abends Marillas Sohn Zeca seine Mutter um Unterschlupf bittet und in der Folge Vera vergewaltigt, tötet ihn Ledgard aus Rache. Nun erfährt Vera erstmals die Ursache für ihren Aufenthalt in der Klinik, die eng mit Ledgards Schicksal verknüpft ist. Almodóvar inszenierte einen verschachtelten und subtil aufgebauten Rachethriller mit gleichberechtigten Elementen aus Komödie und Melodram.


Donnerstag, 4. Oktober, 20:15 Uhr
IREZUMI (Die tätowierte Frau, JP 1982, R: Yôichi Takabayashi)

Auf Wunsch ihres Geliebten lässt sich eine junge Frau von einem alten Meister tätowieren, wobei dessen ungewöhnliche Methoden, die auf dem Prinzip der Vereinigung von Lust und Schmerz beruhen, ihr ein neues Körper- und Selbstbewusstsein vermitteln. Angereichert mit weiteren Erzählsträngen, umschreibt die Fabel mit großer Intensität und Poesie die vielfältige Verbindung von Gegensätzlichem als Wesenszug des Japanischen. Eine präzise Einlassung auf ein von Traditionen und modernen Obsessionen geprägtes Land.


Donnerstag, 22. November, 20:15 Uhr
CET OBSCUR OBJET DU DESIR (Dieses obskure Objekt der Begierde, FR/ES 1977, R: Luis Buñuel)

Der letzte Film Buñuels war zugleich Carole Bouquets Debüt. In der Rolle der jungen Tänzerin Conchita wird sie zum Objekt der Begierde für einen älteren Mann, der, getrieben von wahnhafter Liebe, ihr Herz zu erobern sucht. Die Geschichte seiner allegorischen Reise versammelt noch einmal Buñuels zentrale Themen: die Demaskierung der bürgerlichen Gesellschaft und ihrer Bigotterie, versetzt mit feiner Ironie. Die Geschichte beruht auf einem vielfach verfilmten Roman von Pierre Louÿs, dem Buñuel in den Dialogen teilweise wörtlich folgt.


Donnerstag, 20. Dezember, 20:15 Uhr
LA PEAU DOUCE (Die süße Haut, FR 1963, R: François Truffaut)

Der verheiratete Herausgeber einer literarischen Zeitschrift sucht im Verhältnis zu einer Stewardess Erlösung aus dem gewöhnlichen Alltagstrott seines Familienlebens und wird, als er reumütig zurückkehren will, von seiner Frau erschossen. Truffaut entwickelt den melodramatischen Stoff zur kritisch-analytischen Beschreibung männlicher (und bürgerlicher) Verhaltensweisen zwischen Realitäts- und Lustprinzip. Auffallend im Vergleich zu anderen Filmen des Regisseurs ist die bewusste Zurücknahme von Eleganz und Ironie. Ein klassisch inszenierter Film, der vor allem durch seine fugenlose Montage auffällt.


Foto: 
© DIF


Info:
www.deutsches-filminstitut.de | www.deutsches-filmmuseum.de
www.filmportal.de | www.europeanfilmgateway.eu
www.filmfestival-goeast.de | www.lucas-filmfestival.de

Sonderausstellung:
Kubricks 2001. 50 Jahre A SPACE ODYSSEY
März bis 23. September 2018
2001.deutsches-filmmuseum.de