Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 7. Juni 2018, Teil 1
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Eric Scott (Rob Brydon) ist ein Mann in den späten Vierzigern und steckt gerade mitten in seiner Midlife-Crisis. Sein Job als Buchhalter in einem Versicherungsunternehmen langweilt ihn, sein Sohn Billy (Spike White) hält ihn für einen Waschlappen und seine Frau Heather (Jane Horrocks) ist gerade in die Lokalpolitik eingestiegen. Eric glaubt, dass sie mit ihrem Chef Lewis (Nathaniel Parker) ein Verhältnis hat.
Nur sein Schwimmtermin jeden Donnerstag heitert ihn auf. Als er sich gerade zum Entspannen auf den Grund des Beckens gleiten lässt, bemerkt er eine seltsame Gruppe von Männern, die versuchen Synchronschwimmen zu üben. Doch die Figuren wollen nicht so richtig klappen. Eric erkennt das Problem sofort: Den Synchronschwimmern fehlt noch ein Mann, um mit einer geraden Anzahl von Schwimmern die Schwebefiguren ins Wasser zu zaubern.
Die Schwimmer sind angetan und laden Eric ein, bei ihrer Truppe mitzumachen. Ganz langsam gewinnt Eric durch das Training wieder ungeahnten Ehrgeiz und neues Selbstvertrauen. Vor allem als die Männer durch den zufällige Anwesenheit von Jonas (Christian Rubeck), dem Mitglied des sehr erfolgreichen schwedischen Synchron-Teams, erfahren, dass es in ein paar Wochen eine inoffizielle Weltmeisterschaft für Männer-Synchronschwimmen in Mailand geben soll und sie die Möglichkeit haben, Großbritannien dort zu vertreten.
Nach einigem Hin und Her beschließen die acht Männer an der Veranstaltung teilzunehmen und lassen sich von der Synchronschwimmerin Susan (Charlotte Riley) coachen. Während die Wasserballett-Truppe immer besser wird, lernt Eric nicht nur die Mitglieder seines Teams besser kennen, sondern er findet auch neues Interesse am Leben. Werden die Männer also "die Blume", "die Pyramide" und "das Spinnrad" meistern? Was wird die Mannschaft damit in Mailand erreichen, denn durch ihre Fortschritte haben die Männer neuen Lebensmut gefasst. Auch Eric möchte seiner Familie endlich zeigen, dass mehr in ihm steckt als sie für möglich halten...
Vermutlich ist die Story Einigen bekannt. Regisseur Oliver Parker und sein Drehbuchautor Aschlin Ditta hatten sicher die schwedische Komödie "Männer im Wasser" (2008) und vor allem die Dokumentation "The Men Who Swim" (2010) im Hinterkopf. Das wird auch deutlich, denn die schwedische Synchron-Mannschaft aus der Dokumentation wird kurzerhand in den Film integriert und spielt sich als sehr erfolgreiches Wasserballett-Team aus Schweden selbst. Ansonsten wurde die Geschichte einfach von Schweden nach London verlegt.
Oliver Parker hat für die Rollen der Schwimmer bewusst Durchschnittstypen ausgesucht. Sie sind von Beruf Zahnarzt, Bauarbeiter, Bauer, Makler, Rentner oder Kleinganove: Aber wie steht es doch in den Statuten: Im Pool sind alle gleich, denn "Was im Becken passiert, das bleibt im Becken".
Der Regisseur konnte neben dem englischen Comedy-Star Rob Brydon als Buchhalter Eric bekannte Darsteller wie Rupert Graves als Luke, Jim Carter als Ted, Adeel Akhtar als Kurt, Charlotte Riley als Trainerin Susan oder seinen Bruder Nathaniel Parker als Erics vermeintlichen Gegenspieler Lewis gewinnen.
Parker zeigt dabei deutlich, dass er sich auf das Drehen von Komödien versteht, die glücklicherweise nicht nur an der Oberfläche bleiben, sondern die auch Tiefgang haben. Schließlich haben die meisten Mitglieder des Schwimmclubs ebenso wie Eric ihr Päckchen zu tragen, sei es, dass sie geschieden oder Witwer sind oder aus Nervosität vor Jahren schon einmal ihre große Chance vermasselt haben. Letztendlich geht es um Männer, die über ihren eigenen Schatten springen müssen, um die sich bietende Chance zu ergreifen, auch wenn sie sich dann nicht gerade männlich verhalten.
Durch die tolle Darstellerriege genießt man als Zuschauer die Situationskomik und die Pointen innerhalb und außerhalb des Schwimmbeckens, auch wenn die eine oder andere Pointe doch etwas sehr drastisch ausgefallen ist (z.B. während eines Kindergeburtstags). Besonders muss hervorgehoben werden, dass die Schauspieler viele ihrer Schwimmübungen selbst gedreht haben, ohne CGI oder Doubles.
Insgesamt ist "Swimming with Men" eine wunderbare Komödie. Sie hat allerdings einen kleinen Schönheitsfehler, denn Oliver Parker verpasst das perfekte Ende (in Mailand) durch eine völlig unnötige Schlussszene. Trotz dieser leisen Kritik ist ein wirklich großartiger Film entstanden, den man sich unbedingt anschauen sollte.
Foto: 6 Männer der Synchronschwimmer-Truppe © Alamode Film
Info:
Swimming with Men (Großbritannien 2018)
Originaltitel: Swimming with Men
Genre: Komödie
Filmlänge: 94 Min.
Regie: Oliver Parker
Drehbuch: Aschlin Ditta
Darsteller: Rob Brydon, Rupert Graves, Adeel Akhtar, Jim Carter, Jane Horrocks, Thomas Turgoose, Daniel Mays, Charlotte Riley, Nathaniel Parker u.a.
Verleih: Alamode Film
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 07.06.2018