dhm kautwickiNachschlag zur Helmut Käutner Reihe  im Berliner Zeughauskino am 7. Juli 2018

Romana Reich

Berlin (Weltexpresso) - Mit Himmel ohne Sterne (23. Juni), Die Rote (24. und 29. Juni) und Mulligans Rückkehr (30. Juni) endet in den kommenden beiden Wochen die Helmut Käutner-Retrospektive Querläufer, die wir im zweiten Quartal 2018 gezeigt haben. Doch unser Juli-Spielplan hält noch einen Nachschlag bereit.

Mit der preisgekrönten Fernsehoper Das Gespenst von Canterville und dem Melodram The Restless Years können wir am 7. Juli 2018 zwei weitere sehenswerte Arbeiten Käutners nachreichen – zwei Filme, deren Programmierung im zweiten Quartal nicht möglich war.


Das Gespenst von Canterville
BRD 1964, R: Helmut Käutner, B: Heinrich Sutermeister nach Oscar Wildes Erzählung The Canterville Ghost, K: Albert Benitz, M: Heinrich Sutermeister, D: Barry McDaniel, Charles Brauer, Benno Hoffmann, Lisa Otto, Doris Herbert, Loren Driscoll, Helmut Käutner, 59‘ · Digital SD
SA 07.07.2018 um 19 Uhr

Eine preisgekrönte TV-Oper des Schweizer Komponisten Heinrich Sutermeister nach Oscar Wildes klassischer Erzählung über eine US-Botschafterfamilie, die ins ehrwürdige englische Schloss einzieht und sich dort mit dem Familiengespenst der Cantervilles konfrontiert sieht. Dessen Spukversuche werden mit modern-materialistischer Mentalität ausgehebelt, bis sich die Tochter des traurigen Geistes erbarmt ... Wildes von Satire zu romantischem Ausklang übergehende Vorlage ist wie geschaffen für Käutner, ebenso das Singspiel-Konzept Sutermeisters, in dem sich witzige, geistreiche Dialoge mit knapp gesetzten Musikstücken abwechseln. Käutners schon in frühen Kabarett-Zeiten etablierte Neigung zu Gesangseinlagen prägte seine Kinokarriere nachhaltig – von hervorragenden Frühwerken wie Wir machen Musik bis zu späten Großtaten wie Ein Glas Wasser oder Der Traum von Lieschen Müller fand er immer neue, originelle Wege, um Musik und Film zum exzentrischen total cinema aus dem Geiste des großen britischen Kino-Duos Powell-Pressburger zu kombinieren – was er in seiner zweiten Laufbahn im Fernsehen in kleinen Perlen wie dieser konsequent weiterverfolgte.

Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen. Der Eintritt ist frei.


The Restless Years
Zu jung
US 1958, R: Helmut Käutner, B: Edward Anhalt nach Patricia Joudrys Stück Teach Me How to Cry, K: Ernest Laszlo, M: Frank Skinner, D: John Saxon, Sandra Dee, Teresa Wright, James Whitmore, Luana Patten, Margaret Lindsay , Virginia Grey, 86‘ · 35mm, OF
SA 07.07.2018 um 21 Uhr

Will Henderson (John Saxon) kommt neu an die Schule in der miefigen US-Kleinstadt Libertyville, wo er sich mit dem Teenager-Mädchen Melinda Grant (Sandra Dee) anfreundet. Melinda kämpft mit dem Spott der Mitschüler, weil ihre labile, alleinerziehende Mutter einen schlechten Ruf hat: Ihr Kind sei unehelich – unerhört! Als sich Will und Melinda verlieben, kommt es zu immer heftigeren Auseinandersetzungen. Der erste der zwei schönen, vergessenen Filme aus Helmut Käutners für ihn letztlich unbefriedigendem Hollywood-Gastspiel. Daheim als unpersönliche Traumfabrik-Unterhaltungsware verkannt (nur Enno Patalas lobte die unprätentiöse handwerkliche Versiertheit), zeigen sich Käutners Universal-Melodramen als enge Verwandte der berühmten, zeitgleich entstandenen Arbeiten des Hausregisseurs Douglas Sirk in ihrem subversiven Blick auf die erstickende Doppelmoral der Eisenhower-Ära (Werbezeile: „The Story of a Town With a Dirty Mind!“). Ironischerweise kündigte Käutner seinen Universal-Vertrag, als man ihm anschließend einen Western antrug, wofür er sich als Europäer ungeeignet hielt – und inszenierte nach seiner Rückkehr die Hunsrück-Pferdeoper Der Schinderhannes nach Carl Zuckmayer.

Foto:
Nicht aus diesen Filmen, aber eindrucksvoll Maria Schell und Bernhard Wicki © dhm.de