fm wendersNoch vor der Sommerpause im Filmforum Höchst  von heute,  6. bis Sonntag, 8. Juli: Himmel über Berlin, Im Lauf der Zeit                                  

Siegrid Püschel

Frankfurt am Main (Weltexpresso) -- Seit Gründung des Filmforums Höchst zeigt das Kino die Filme von Wim Wenders, der anlßslich des 25-jährigen Jubiläums des Kinos auch zu Gast war. Immer wieder wurde der damalige Kultfilm „Im Lauf der Zeit“ (1975) gezeigt. Nun ist es wieder einmal an der Zeit, diese cineastische Reise durch die deutsche Kinoprovinz mit Hanns Zischler und Rüdiger Vogler in den Hauptrollen in Erinnerung zu rufen. Gedreht wurde der Film in Kleinstädten entlang der Mauer, in denen es in dieser Zeit des großen Kinosterbens noch Lichtspieltheater gab. Der alte Möbelwagen mit den Kinoprojektoren wird dabei zu einer Metapher für die Filmgeschichte. (Fr, 6.7. um 19 Uhr).

Bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes wurde Wenders für  „Der Himmel über Berlin“ (1987)  mit dem Preis für die Beste Regie geehrt, der Film sorgte international für Aufsehen und erhielt zahlreiche weitere Auszeichnungen. Auch die poetischen Worte von Drehbuchautor Peter Handke und die betörenden Bilder von Kameralegende Henri Alekan sorgten für Begeisterung bei Kritikern und Publikum. Bei der Berlinale 2018 wurde der Klassiker erstmals in seiner restaurierten 4K-Fassung gezeigt, die nun als Wiederaufführung in den Kinos zu sehen ist. (Sa, 7.7. und So 8.7. um 19 Uhr)

Als besondere Dreingabe wird als Vorfilm Wenders´ sehr selten zu sehender erster erhaltener Kurzfilm „Same Player Shoots Again“ mit Hanns Zischler gezeigt, der wiederum aus zwei Resteinstellungen des verlorengegangen Kurzfilms „Schauplätze“ besteht. (Fr 6.7. – So 8.7. jeweils um 19 Uhr vor den Hauptfilmen)

Mit diesem Programm beginnt für das Filmforum Höchst in die Sommerpause. Ab 23. August beginnt das neue  Programm. Im September wird unter anderem auch der neueste Film „Submergence – Grenzenlos“ von Wim Wenders gezeigt.


Die Filme im Überblick:

Im Lauf der Zeit
Wim Wenders, BRD 1975, 175 min
Fr, 6.7. um 19 Uhr

IM LAUF DER ZEIT handelt von einer Freundschaft zwischen zwei Männern: Bruno alias „King of the Road“ (Rüdiger Vogler) repariert Filmprojektoren und bereist mit seinem LKW eine Route entlang der deutsch-deutschen Grenze, und der Psychologe Robert alias „Kamikaze“ (Hanns Zischler) ist auf der Flucht vor seiner eigenen Geschichte. Als Robert seinen alten VW geradewegs in die Elbe steuert, wird er von Bruno herausgefischt. Ab da beginnt ihre gemeinsame Reise durch ein deutsches Niemandsland und führt sie von der Lüneburger Heide bis in den Bayerischen Wald.

Der Film wurde von Wenders ohne Drehbuch begonnen. Stattdessen gab es eine Reiseroute, die er vorher erkundet hatte: all die Kleinstädte entlang der Mauer, in denen es in dieser Zeit des großen Kinosterbens noch Lichtspieltheater gab. Der alte Möbelwagen mit den Kinoprojektoren hinten drin wird zu einer Metapher für die Filmgeschichte. Nicht umsonst ist der Film Fritz Lang gewidmet. Diese „Männergeschichte“ handelt auch von der Abwesenheit von Frauen, von Einsamkeit und vom Nachkriegsdeutschland. “Die Amis haben unser Unterbewusstsein kolonialisiert”, sagt Robert einmal zu Bruno.


Der Himmel über Berlin
Wim Wenders, BRD 1987, 127 min.
Sa, 7.7. und So 8.7. um 19 Uhr

Nach dreißig Jahren ist das zwischen Schwarzweiß und Farbe changierende Zeitdokument DER HIMMEL ÜBER BERLIN aufwendig restauriert worden und kann wieder auf der Leinwand bewundert werden: „Wie kann es sein, dass ich, der Ich bin, bevor ich wurde, nicht war und dass einmal Ich, der Ich bin, nicht mehr der, der Ich bin, sein werde.“ – Die beiden Engel Damiel (Bruno Ganz) und Cassiel (Otto Sander) durchstreifen das geteilte Berlin und hören den Menschen beim Denken zu, spenden Trost und wollen schützen. Dabei verliebt sich Damiel in die schöne und zugleich einsame Trapezkünstlerin Marion (Solveig Dommartin) und will fortan wieder endlich sein.

Wenders schafft mit seinem ersten Film zurück in Deutschland nach acht Arbeitsjahren in den USA ein poetisches Märchen im geteilten Berlin. Seine Figuren treiben durch das Stimmengewirr der menschlichen Gedankenströme und entdecken die zerrissenen Unorte der geteilten Stadt. Die Engel als Protagonisten ermöglichen eine essayistische Erzählweise und geben Raum für erzählerische Ausflüge. Auch Peter Falk, Nick Cave und Curt Bois als der ewige Erzähler Homer teilen dabei Fragmente ihrer Gedanken mit.


Kurzfilm: Same Player Shoots Again
Wim Wenders, BRD 1967, 12 min.
Fr 6.7. – So 8.7. jeweils um 19 Uhr vor den Hauptfilmen

„Mein erster Kurzfilm war SCHAUPLÄTZE. Der Film ging leider verloren. Er war auf Umkehrmaterial gedreht, und deswegen gab es nie eine Kopie davon, nur das geschnittene Original, und das war eines Tages verschwunden. Er ging aber nicht vollständig verloren. Zwei Resteinstellungen waren übrig, und die wurden zu den ersten beiden Einstellungen von SAME PLAYER SHOOTS AGAIN. Sie bilden so eine Art Auftakt zum Film – oder eher das Vorspiel. Der Rest des Films, nach dem Titel, besteht nur aus einer Dreiminuten-Einstellung, die fünf mal wiederholt wird, wie 5 Bälle beim Flippern. Es wurde in schwarz-weiß gedreht und das Material dann fünf mal wiederholt, jedesmal anders eingefärbt. Es ist jetzt nicht wirklich ein Farbfilm geworden, nur ein bisschen blau, rot, gelb und grün entlang der Straße.“ (Wim Wenders)

Foto:
Im Lauf der Zeit
© filmforum-höchst.de

Info: 
Informationen und Trailer der Filme finden sich unter
www.filmforum-höchst.de
Filmforum Höchst
Emmerich-Josef-Str. 46a, 65929 Frankfurt a.M.

Vorstellungsbeginn
Hauptprogramm täglich 18.30 Uhr und 20.30 Uhr
Kinderprogramm Fr 14.30 Uhr und So 15 Uhr

Eintritt 7 € (Frankfurt Pass 3,50 €)
Kartenreservierung unter Telefon 069 212-45714