Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 13. September 2018, Teil 17
Claus Wecker
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Während wir in einer Welt leben, in der medizinischer Fortschritt unsere durchschnittliche Lebenserwartung verlängert hat, erscheinen uns manche ihrer Methoden zweifelhaft. Der Dokumentarist David Sieveking hat sich nun aus gegebenem Anlass die Impfung und speziell die Impfung von Neugeborenen vorgenommen und daraus einen ebenso didaktischen wie unterhaltsamen Film gemacht.
Alle, die in den letzten Jahren keinen Nachwuchs bekommen haben, werden sich vielleicht wundern, wie viel Zündstoff in der Frage »impfen oder nicht impfen?« liegt. Auch David Sieveking hat sich gewundert, als das Impfen seiner kleinen Tochter Zaria zum Problem wurde. Das lag an seiner Frau Jessica, der nämlich eine Impfung während der Schwangerschaft schlecht bekommen war. Sie hatte sogar befürchtet, ihr Kind könne einen Schaden davontragen. Jetzt, da die Kleine kerngesund ist, sieht sie die Notwendigkeit eines Impfschutzes nicht ein.
Der Vater, der mit »Vergiss mein nicht«, einem Film zur Demenzerkrankung seiner Mutter, bekannt geworden ist, disponierte um. Sieveking, dessen Stärke im Schildern eigener Erlebnisse und Einsichten liegt, wollte ursprünglich unter dem Titel »Nestbaustelle« über die Veränderungen bei sich und anderen jungen Eltern berichten, die sich einen kindgerechten Wohnort wünschen.
Jetzt recherchiert er mit der Kamera, wie Impfungen funktionieren, welche Risiken und Nebenwirkungen existieren und welche Krankheiten drohen. Diskutiert wir ganz besonders der Unterschied zwischen dem Impfen mit lebenden und dem mit toten Erregern. Das im zweiten Fall als Verstärker beigegebene Aluminiumsalz wird für sehr riskant gehalten.
Der besorgte Vater macht Interviews am Robert-Koch-Institut in Berlin, bei der Weltgesundheitsorganisation WHO in Genf und bei umfangreich dokumentierenden Forschern in Westafrika. Während einer Geberkonferenz für weltweite Impfkampagnen filmt er Bill Gates, dessen Stiftung der größte Geldgeber ist. Auch dem Fall eines zurückgezogenen Impfstoffes der Firma Sanofi geht der Film nach. Zwischendurch bringt Jessica die klassische Arbeitsteilung, bei der wieder einmal alle Haus- und Familienarbeit an ihr hängenbleibt, zur Sprache. Das alles trägt der Vater und Filmemacher mit viel Ironie und manchmal etwas selbstgefällig vor.
Als ein zweites Kind unterwegs ist und zudem die Masern in Berlin grassieren, ringen sich die Eltern zu einer einigermaßen abgesicherten Lösung durch. Und die Zuschauer sind um einige Erkenntnisse reicher geworden.
Foto:
© Farbfilm Verleih
Info:
Eingeimpft (Deutschland 2018)
Genre: Dokumentation
Filmlänge: 95 Min.
Drehbuch und Regie: David Sieveking
Verleih: Farbfilm Verleih
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 13.09.2018