f traffikantJüdische Filmtage, ab 21. Oktober bis 4. November an verschiedenen Spielorten Frankfurts, Teil 6

Rolf Lackluster

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Die Jüdischen Filmtage brachten am Montagabend mit „Der Trafikant“ einen weiteren ins Programm passenden Film ins Cinema am Roßmarkt, der in Deutschland erst morgen anläuft. Es geht um die Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Robert Seethaler aus dem Jahr 2012, die vom schmerzhaften Erwachsenwerden des jungen Franz Huchel (Simon Morzé) erzählt, den seine Mutter (Regina Fritsch) zur Ausbildung nach Wien schickt.

In 113 Minuten begleiten wir den 17-jährigen Franz in einem Wien um die Zeit des Anschlusses an Nazi-Deutschland. In einem Tabak- und Zeitschriftengeschäft (Österreichisch: Trafik) lernt er, Kunden zu bedienen. „Wir verkaufen Genuss“, erklärt ihm der Inhaber des Rauchwarengeschäfts, Otto Trsnjek (Johannes Krisch), eine Jugendliebe seiner Mutter, und ermahnt ihn, sich Vorlieben der Käufer zu merken und dabei stets diskret zu bleiben.

Zu dem erlauchten Kundenstamm, die österreichisch angemessen mit ihrem akademischen Titel angesprochen werden, gehört eben auch „Herr Professor“. Gemeint ist Dr. Sigmund Freud (Bruno Ganz), der regelmäßig zwei Schachteln Zigarren kauft und mit Franz eine väterliche Freundschaft schließt.

Franz verliebt sich in ein Mädchen aus Böhmen, Anezka (Emma Drogunova), eine erotische Tänzerin, die ihn „Burschi“ nennt, und obwohl sie seine aufrichtige Liebe spürt, ihn ansonsten nicht sonderlich ernst nimmt. Er sucht den Rat des weltberühmten Psychoanalytikers im Austausch für erlesene Zigarren. Gerade in diesen Dialogen ist der tiefsinnige Humor der Romanvorlage erfrischend lebendig in einer insgesamt um Tiefe und Dramatik bemühten Verfilmung (Drehbuch: Klaus Richter).

Regelmäßig träumt Franz wilde Sequenzen, die er brav dem Rat seines väterlichen Ratgebers folgend, aufschreibt und schicksalsschwer am Schaufenster des kleinen Ladens anbringt. Man will ihn spüren, den jungen Mann, der seine erste Liebe unfreiwillig an einen deutlich älteren, aber gesellschaftliche mächtigen Nazi Offizier verliert. Der Junge, etwas altklug, rät Sigmund Freud, Wien zu verlassen und weiß, daß er nicht gegen sein inneres Gewissen leben kann, was ihn in den gewaltfreien Widerstand führt. In, für Österreich immer noch ungewöhnlich deutlicher Art erzählt der Film vom herrschenden Mitläufertum, dem sich Franz und Trsnjek nicht anschließen und dafür den Preis bezahlen müssen und werden.

Immer wieder glänzen pointierte Dialoge, dazu gehören ebenso die regelmäßigen Postkarten, die sich Franz mit seiner Mutter schreibt. Das Ende bleibt eingebettet in den geschichtlichen Kontext vorhersehbar, Überraschendes muß  in dieser breit geförderten Produktion fehlen.

Im Anschluss: Eine kurze Fragerunde mit dem Produzenten, Ralf Zimmermann, und dem Hauptdarsteller Simon Morzé.


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Info:
Deutschlandstart bundesweit: 1. November 2018