Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 28. Februar 2013, Teil 3

 

Romana Reich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Da hätten sich die Brüder Grimm im Grabe umgedreht, denkt man beim Anschauen dieser Geschwisterversion, bei dem einem das Wort MÄRCHEN wirklich nicht in den Sinn kommt. Oder hätten sich die Brüder an den Tantiemen erfreut, die sie Hollywood abgezwungen hätten?

 

HÄNSEL UND GRETEL: HEXENJÄGER

 

Ausgerechnet ein Norweger – Regisseur Jeremy Renner - hilft Hollywood, die Geheimnisse dunkler Wälder, moderner steilen Hexen und des Traumas der einst kleinen hilflosen Geschwister Hänsel und Gretel in ihrer jetzigen jugendlichen Lederkluft mit dem amerikanischen Hang zu extremem Waffenbesitz und Waffengebrauch in einen Film zu bannen. Na ja, schön wäre es, wenn das Spektakel auch nur einen Zuschauer dazu verleitete, die Märchen in die Hand zu nehmen und selbst zu lesen. Dann erkennt man, daß der Schrecken nicht in den aufgerissenen Mündern, den verheerenden Schüssen noch sonst was steckt, sondern genau in der Unheimlichkeit, die bis heute einfach ein schwarzer Wald im Menschen auslösen kann.

 

Der wirkt viel bedrohlicher als das viele Blut, das die beiden Hexenjäger vergießen. Typisch pubertär mit diesen Übertreibungen. Dabei sind sie aus dem Alter der Berufsjugendlichen heraus und schon junge Erwachsene, die aus ihrem Trauma den Beruf des Hexenjägers machten. Problem bleibt, das die alte Hexe, die mit der Warze auf der Nase und dem abgenagten Hühnerknöchelchen, das ihr Hans durch die Käfigstäbe als Finger entgegenstreckt, längst durch die modernen, schicken, emanzipierten Hexen ersetzt sind, die zwar früher verbrannt wurden, aber gerade deshalb heute in Ehren stehen. Also, für uns hätte die Hexe doch einer tieferen Analyse bedurft. Denn ihnen auch heute noch – und dazu in Augsburg – den Kindermord in die Schuhe zu schieben, dazu braucht's doch mehr an Beweisen, als die Angst vor Hexen!

 

THE CRIME

 

Die Kultserie im England der Siebziger als Film, der viel vom Original transportieren kann. Es geht um Ermittler, die sich ihre eigenen Gesetze geben, denn das war die Zeit, wo neben der normalen Polizeiarbeit Sondereinheiten gebildet wurden, die nicht den Alltag, sondern das Besondere aufgriffen, was die 'normalen' Kollegen stört.

 

DRACHENMÄDCHEN

 

Kein Spielfilm von Wong Kar Wai um den besten Kung Fu Kämpfer, sondern ein Dokumentarfilm, der drei Schülerinnen beim Lernen des Kung Fu begleitet, das sie in der berühmtesten Ausbildungsstätte des Kung erlernen.

 

HYDE PARK AM HUDSON

 

Royales sind in Mode und Präsidenten auch. Ziemlich belanglos, was aus dem Treffen von Roosevelt und dem englischen König herauskommt. Und hochgefilmte Affären sind auch nicht interessant.

 

INVASION

 

Starkes Psychodrama, bei dem man viel lernen kann, was man unterlassen sollte, kommen einem auf dem Friedhof unbekannte Verwandte näher. Spannend.

 

SCHULD SIND IMMER DIE ANDEREN

 

Knallharte und ehrliche Konfrontation von Täter und Opfer und dem Thema Schuld und Vergebung. Gelungenes Spielfilmdebüt von Lars-Gunnar Lotz.

 

SIGHTSEERS

 

Zwischen Roadmovie und schwarzem Thriller angesiedelt, entdecken Sie in diesem Film,zu was eigentlich harmlose Touristen in Nordengland fähig sind. Warm einpacken.

 

GOLD -DU KANNST MEHR ALS DU DENKST

 

Dokumentation über drei behinderte Spitzensportler, die an den Paralympics in London 2012 teilnehmen, wo man nicht nur die Siege sieht, sondern auch, wie der innere Schweinehund überwunden werden muß, aber auch überwunden werden kann.

 

GET THE GRINGO

 

Dieser amerikanische Film ist in Amerika nur als DVD erhältlich. Grund: Es spielt Mel Gibson die Hauptrolle, der in Amerika ausgegrenzt wird. Im Film flieht er nach Mexiko und schlägt sich dort akzeptabel durch, denn er hat viel auszuhalten, was an die Nieren geht, aber was seinem inneren Schuldenkonto guttut.