fm hundeFilmreihe im Januar im Deutschen Filminstitut & Filmmuseum

Siegrid Püschel

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Wie jeden Januar und Februar gibt der Jahreswechsel eine willkommene Gelegenheit, gemeinsam auf das Kinojahr zurückzublicken. Kino-Highlights aus den vergangenen zwölf Monaten können jetzt noch einmal auf der großen Leinwand genossen werden. Natürlich in der Originalfassung mit Untertiteln.


Dienstag, 1. Januar, 18:00 Uhr
Mittwoch, 2. Januar, 20:30 Uhr
TRANSIT
Deutschland/Frankreich 2017. R: Christian Petzold

Christian Petzold überträgt die Handlung des gleichnamigen Romans von Anna Seghers aus dem Zweiten Weltkrieg ins heutige Marseille und erzählt die Geschichte des politischen Flüchtlings Georg, der in Paris durch Zufall an die Dokumente eines verstorbenen Schriftstellers gelangt und sich fortan als dieser ausgibt. Im Transitraum Marseille lernt er Marie, die Witwe des Schriftstellers kennen, die nichtsahnend auf ihren Mann und die erhoffte Ausreise nach Mexiko wartet. Als Georg sich in sie verliebt, muss er eine folgenreiche Entscheidung treffen.


Donnerstag, 3. Januar, 20:30 Uhr
Freitag, 4. Januar, 18:00 Uhr
ISLE OF DOGS  Isle of Dogs – Ataris Reise
USA/Deutschland 2018. R: Wes Anderson

Japan, 20 Jahre in der Zukunft: Der korrupte Bürgermeister Kobayashi von Megasaki, ein Katzenliebhaber, hat aufgrund einer vermeintlichen Seuchengefahr alle Hunde zur Deportation auf die Trash-Islands freigegeben. Seinem Adoptivsohn Atari bleibt nichts anderes übrig, als den verbannten Vierbeinern hinterherzufliegen, um seinen eigenen Leibwächter-Hund Spots zu retten. Auf der Insel führen rivalisierende „Alpha-Hunde“ das Regiment und bekämpfen einander um Essensreste. Können sie Atari bei seiner Suche unterstützen? Mit großer Liebe zum Detail realisiert, bezaubert auch Wes Andersons zweite Stop-Motion-Animation nach FANTASTIC MR. FOX (US 2009).


Samstag, 5. Januar, 20:30 Uhr
Sonntag, 6. Januar, 20:30 Uhr
LADY BIRD
USA 2017. R: Greta Gerwig

Die 17-jährige Christine, genannt „Lady Bird“, interessiert sich für Kunst und geht auf eine traditionell-katholische Highschool in Sacramento, Kalifornien. Sie wünscht sich nichts mehr, als ihre öde Heimat zu verlassen und an der US-amerikanischen Ostküste aufs College zu gehen, am liebsten in New York City. Leider reicht ihr Notenschnitt für ein Stipendium lange nicht aus, und die Studiengebühren können sich ihre Eltern — ein arbeitsloser Mathematiker und eine Krankenschwester im Schichtdienst – nicht leisten. Ein unaufgeregter Film mit autobiographischen Zügen, der mit hervorragender Besetzung das sensible Bild einer identitätssuchenden Heranwachsenden zeichnet.


Mittwoch, 9. Januar, 20:30 Uhr
Freitag, 11. Januar, 18:00 Uhr
THE FLORIDA PROJECT
USA 2017. R: Sean Baker

In einem Motel unweit von Disney World in Orlando, Florida, verbringen die sechsjährige Moonee und ihre Freunde den Sommer mit allerlei kindlichem Blödsinn. Dass Moonee und ihre 22-jährige Mutter am Rande des Existenzminimums leben, spielt für die Kinder keine Rolle. Ihre selbst gemachte Zauberwelt ist nur einen Steinwurf von der für sie unerreichbaren Hochglanzversion entfernt und steht für den Wunschtraum einer Gruppe vermeintlicher „Kindsköpfe“, die in einer sozial determinierten Welt einen Platz für sich beanspruchen.


Samstag, 12. Januar, 16:00 Uhr
DA XIANG XI DI ER ZUO  An Elephant Sitting Still
VR China 2018. R: Hu Bo

In der nordchinesischen Stadt Manzhouli soll es einen Zoo-Elefanten geben, der einfach nur still dasitzt. Diese „Attraktion“ wird zum Ziel der Sehnsüchte vierer unterschiedlicher Protagonist/innen, die alle auf den Bus nach Manzhouli warten. Poetisch und düster erzählt Hu Bos vierstündiges Epos im Verlauf eines Tages von einer chinesischen Gesellschaft, in denen den Menschen entweder übel mitgespielt wird oder die aus Furcht lieber andere zuerst über den Tisch ziehen. Das Regiedebüt des Schriftstellers blieb sein letzter Film, denn Hu Bo nahm sich kurz darauf das Leben.


Sonntag, 13. Januar, 20:30 Uhr
Freitag, 18. Januar, 18:00 Uhr
GIRL
Belgien/Niederlande 2018. R: Lukas Dhont

Die 16-jährige Lara hat es geschafft: Sie ist an einer der besten Ballettschulen des Landes aufgenommen worden. Doch sie hat sich noch ein anderes Ziel gesetzt: Obwohl ihr Geschlecht von kaum jemandem in Frage gestellt wird, erinnert ihr Körper sie immer noch an ihren früheren Jungenkörper. Lara will unbedingt ein „vollendetes“ Mädchen sein. Lukas Dhonts Transgenderdrama vermeidet geschickt eine generalisierende Antwort auf das komplexe Thema Gender und begleitet mit einfühlsamem Blick den Weg seiner Protagonistin, die sich nach Veränderung sehnt und zugleich „einfach nur“ Mädchen und Tänzerin sein will.


Samstag, 19. Januar, 20:00 Uhr
Freitag, 25. Januar, 18:00 Uhr
CALL ME BY YOUR NAME
USA 2017. R: Luca Guadagnino

Der 17-jährige Elio verbringt den Sommer des Jahres 1983 in der Villa seiner Eltern in Norditalien. Gelangweilt vom süßen Nichtstun freundet er sich mit dem US-amerikanischen Doktoranden seines Vaters, eines Archäologieprofessors, an, der für sechs Wochen zu Besuch ist. Mit der Zeit beginnt sich Elio zu dem einige Jahre älteren Oliver hingezogen zu fühlen – und dieser erwidert seine Gefühle. Die beiden beginnen eine leidenschaftliche Affäre, doch die gemeinsame Zeit verfliegt viel zu schnell. Luca Guadagnino adaptiert mit großem Feingefühl die Geschichte einer intensiven, hochsommerlichen ersten Liebe.


Sonntag, 20. Januar, 17:00 Uhr
Mittwoch 23. Januar, 20:00 Uhr
EX LIBRIS – THE NEW YORK PUBLIC LIBRARY
USA 2017. R: Frederick Wiseman

Die New York Public Library ist mit mehr als 55 Millionen Medien eine der größten Bibliotheken der Welt. Frederick Wisemans faszinierendes Porträt der in den USA einmaligen Einrichtung rückt vor allem deren soziale Bedeutung als Ort der Wissensvermittlung in den Mittelpunkt. Wiseman dokumentiert die Arbeit der NYPL samt ihrer 92 Zweigstellen und zeigt Mitarbeiter/innen und Besucher/innen als Mitglieder eines gesamtgesellschaftlichen Mikrokosmos, der auf demokratischer Teilhabe und kultureller Inklusion basiert. Dieses Konzept erscheint dabei als klarer Gegenentwurf zum herrschenden politischen Zeitgeist.


Samstag, 26. Januar, 20:30 Uhr
Mittwoch, 30. Januar, 18:00 Uhr
STYX
Deutschland/Österreich 2018. R: Wolfgang Fischer

Die Notärztin Rike ist allein auf ihrer Segeljacht auf dem Weg von Gibraltar zur Insel Ascension, als sie nach einem Sturm mitten im Atlantik auf ein havariertes Flüchtlingsschiff stößt. Die Küstenwache warnt sie mit Nachdruck vor einer Rettungsaktion, da diese den Untergang ihres eigenen Bootes zur Folge haben könnte. Rikes intuitive Reaktion als Mensch gerät in Konflikt mit der Tatsache, dass sie nicht allen helfen kann. Im Dilemma der Protagonistin, herausragend gespielt von Susanne Wolf, liegt die ganze Schwere einer erbarmungslosen europäischen Realität und die Frage nach Menschenwürde und Humanismus.

Foto:
ISLE OF DOGS  Isle of Dogs – Ataris Reise
© DIF