Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 7. März 2013, Teil 2

 

Romana Reich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Viele Länder hatten und haben massive Probleme, ihre eigene – jüngste – Geschichte aufzuarbeiten. Chile mit den furchtbaren Ereignissen des Staatsstreichs von Pinochet gegen den rechtmäßig gewählten Präsidenten Allende 1973 und der folgenden Diktatur gehört ganz sicher dazu.

 

NO!

 

Dieser Film war für den Fremdsprachigen Filmoscar nominiert,mußte aber LIEBE vorbeiziehen lassen. Der Film vereint die Klärung von Geschichte mit den ungewöhnlichen Mitteln der Werbestrategen. Heraus kommt eine Sicht auf die chilenische Geschichte, die auch deutlich macht, weshalb den Chilenen die Wiedereinführung der Demokratie so schmerzhaft langsam und uneindeutig geriet.

 

Der Film beginnt mit der Situation 1988, als Pinochet auf Druck des Auslands (USA!) eine formale Legitimation seiner Politik durch ein Referendum herstellen wollte. In der chilenischen Verfassung gibt es die Volksbefragung, die genutzt wurde, um das Volk mit SÍ abstimmen zu lassen. Diese Zustimmung erwarteten alle, eben auch die USA, weshalb Gegner auch gleich zum Boykott aufriefen, da es eh nicht mit rechten Dingen zugehen werden. In dieser Situation konnte sich Pinochet großzügig zeigen und der als gemeinsamen Größe nicht vorhandenen Opposition – die sozialistische Partei war zerschlagen, ihre Mitglieder ermordet, im Exil oder voller Angst – gewähren, an 27 Tagen jeweils 15 Minuten Wahlsendung im ansonsten staatstreuen Fernsehen zu senden. Übrigens mitten in der Nacht. Aber immerhin.

 

Und nun kommt der Film und der Werbefachmann René Saavedra – passend der mexikanische Star Gael Carcía Bernal – ins Spiel. Der liebt seine Arbeit und versteht etwas von Werbung und Werbestrategien sowie filmische Umsetzung, seine eigene politische Haltung ist eher schwammig, aber seine Frau und deren Familie war Teil der Protestbewegung. Letzten Endes – und das verfolgen wir mit – nimmt er die Mittel einer Coca Cola Werbung und setzt diese als Propagierung von FREIHEIT ein. Er modern sein möchte, wer sich für die Zukunft hält, der muß einfach mit NO! stimmen.

 

Darum sind die Bilder, die zu Sprüchen wie 'Demokratie ist Freude' gezeigt werden, optimistische junge Leute, die auf ein fröhliches buntes Leben warten, und nicht solche Bilder, was normalerweise als Anti-Pinochet erwartet worden wäre, die Gewalt des Regimes, die Folterungen und die Suche nach den Verschwundenen, die wie in Buenos Aires auch in Chile die Mütter in Gang hielten. Das führte historisch wirklich zur Situation, daß eine Stimmung im Land entstehen konnte, daß das Positive das NEIN! wurde, während die zu spät einsetzende Anti-NO! Bewegung als SI! zum Volksentscheid das langweilige Gestern wurde.

 

Das Ergebnis, die Mehrheit zum NO!, war wunderbar, aber daß diese Abfuhr für Pinochet,die 1990 zum Ende seiner Diktatur führte, nicht politisch erstritten war, rächte sich insofern, als die Demokratie sehr wackelig in Gang kam und die alten Strukturen lange hielten. Es hatten Marktgesetze gesiegt, wer besser verkaufen kann. Das war dieser René Saavedra.

 

 

TAKE THIS WALTZ

 

Ein Film über Frauen von einer Frauenkennerin (Regie: Sarah Polley), die eine junge Ehefrau sich in den Nachbarn verlieben läßt und weibliches Begehren so ernst nimmt wie die Verantwortung sich selbst gegenüber.

 

DIE FEINEN UNTERSCHIEDE

 

Der Film zeigt das unterschiedliche Verhalten von Eltern, hier einerseits den Arzt Sebastian, andererseits seine bulgarische Putzfrau, die ihren jeweiligen Kindern sehr unterschiedliche Wertmaßstäbe beibrachten und sehr Unterschiedliches einfordern. Die Welt geht unter, als beide zusammen ausgehen.

 

 

LEG IHN UM - EIN FAMILIENFEST

 

Heftige Versuchsanordnung: Der schwerkranke Unternehmer ist knallhart. Wer seiner Erben ihn ins Jenseits befördert, erbt alles. Die Firma und das Privatvermögen. Wie nun die Charaktermasken purzeln, kann sich jeder vorstellen.

 

LIEBE UND ANDERE TURBULENZEN

 

In der Stadt der Liebe, Paris, macht der italienischer Busfahrer seiner deutschen Freundin, einer Stewardess, einen Heiratsantrag, lernt dann aber eine kapriziöse Französin kennen...