Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 17. Januar 2019, Teil 1Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Der Immenhof wird nach dem Tod des Vaters von dessen drei Töchtern, der 23jährige Charly Jansen (Laura Berlin), der 16jährigen Lou (Leia Holtwick) und der etwa 12jährigen Emmie (Ella Päffgen) betrieben.
Charly bereitet sich auf ein Kunststudium vor und vor allem Lou betreibt den Pferdehof, der aber gerade in der Hauptsache ein Gnadenhof für alte Pferde ist. Deshalb ist der Immerhof auch beinahe pleite. Innerhalb weniger Tage müssen die Mädchen einen größeren Kredit zurückzahlen, sonst wird der Besitzer des Nachbargestüts Jochen Mallinckroth (Heiner Lauterbach) versuchen das Gut aufzukaufen.
Rettung wäre, wenn die erfolgreiche Stute Holly, mit der der Vater der Kinder Olympiasieger wurde, trächtig würde, denn der Pferdebesitzer Rudolf Grunert (Wotan Wilke Möhring) würde für ein Fohlen der Stute viel Geld bezahlen. Hilfe bei der Bewirtschaftung sollen die Mädchen auch von dem bekannten Berliner You-Tuber Leon (Moritz Bäckerling) bekommen, der auf dem Immenhof seine Sozialstunden ableisten muss.
Bei einem Ausritt mit Holly findet Lou ein Pferd, das im Moor feststeckt. Mit Hilfe von Lous Jugendfreund Matz (Rafael Gareisen) ziehen sie den Hengst mit dessen Quad aus dem Sumpf und nehmen ihn mit auf den Immenhof, um nach dem Besitzer des Rassepferdes zu suchen. Es stellt sich heraus, dass es Cagliostro, das neue Superpferd von Jochen Mallinckroth, ist. Die Pferdetrainerin Runa (Valerie Huber) und ihre Mitarbeiter schaffen es anschließend nicht, das Pferd zu bändigen. Sie geben Lou die Schuld an den Problemen des Hengstes, denn er kann so nicht bei Galopprennen starten.
Da Mallinckroth darauf besteht die Stute Holly zur Begleichung der Schulden von Immenhof zu bekommen, lässt sich Lou auf einen riskanten Deal ein. Sie will versuchen, Cagliostro so zu trainieren, dass er wieder bei Rennen starten kann, als Gegenleistung erhält sie Holly zurück.
Wird Lou Immenhof retten können und wird sich Lou für Leon, der ihr immer wieder zu mehr Selbstvertrauen rät, oder für ihren Jugendfreund Matz entscheiden, der ihr schon immer hilfreich zur Seite gestanden hat?
Beim Thema Immenhof denkt man zuerst mal an die überaus erfolgreichen Filme der 1950er Jahre "Die Mädels vom Immenhof" (1955), "Hochzeit auf Immenhof" (1956) und "Ferien auf Immenhof" (1957), die auf dem erfolgreichen Roman Dick und Dalli und die Ponys (1953) von Ursula Bruns beruhen. In den 1970er Jahren wurden noch zwei weitere nicht so erfolgreiche Fortsetzungen gedreht: "Die Zwillinge vom Immenhof" (1973) und "Frühling auf Immenhof" (1974). Daneben gab 1993 bis 1995 die 19-teilige deutsche ZDF-Familienserie "Immenhof", die aber in keinem inhaltlichen Zusammenhang zu den Filmen stand.
Jetzt hat Regisseurin und Drehbuchautorin Sharon von Wietersheim ein Reboot der erfolgreichen Filme über die Mädels vom Immenhof versucht. Allerdings ist auch hier außer dem Namen "Immenhof" und dem Nachnamen der Mädchen "Janzen" nicht mehr viel übrig geblieben. Natürlich versucht Sharon von Wietersheim mit ihrer Geschichte eine Adaptation der Kultserie für die heutige Zeit, denn heute hat man keinen Ponyhof mehr, sondern züchtet Reitpferde. Doch durch diese Änderung ist eigentlich ein ganz beliebiger Pferdefilm entstanden.
Gedreht wurde nicht wie in den Originalfilmen auf dem zur Zeit nicht zugänglichen Gut Rothensande bei Malente als Ort für Außenaufnahmen, sondern als Immenhof diente Gut Schwaighof in Allmannshofen im Augsburger Land. Weitere Drehorte lagen auf dem Gelände des Gefechtsübungszentrums der Bundeswehr in der Colbitz-Letzlinger Heide in Sachsen-Anhalt, auf dem Gestüt Peterhof in Perl-Borg im Saarland und an der belgischen Küste.
Es ist ein Film über die Liebe eines jungen Mädchens zu ihren Pferden und den finanziellen Problemen des Reiterhofs entstanden, wie es in den letzten Jahren in Deutschland unzählige gegeben hat: "Ostwind - Zusammen sind wir frei" (2013) und die Fortsetzungen "Ostwind 2 - Rückkehr nach Kaltenbach" (2015), "Ostwind 3 - Aufbruch nach Ora" (2017) und ab Februar 2019 "Ostwind - Aris Ankunft"; "Wendy - der Film" (2017) und dessen Fortsetzung "Wendy 2 - Freundschaft für immer" (2018) oder auch "Rock My Heart" (2017). Auch die vier Filme von Detlev Buck "Bibi & Tina" (2014), "Bibi & Tina: Voll verhext!" (2014), "Bibi & Tina: Mädchen gegen Jungs" (2016) und "Bibi & Tina: Tohuwabohu Total" (2017) gehören in diese Kategorie.
"Immenhof - Das Abenteuer eines Sommers" spricht genau die gleichen Themen und Probleme an wie die oben genannten Filme. Es wird einfach nur mit dem Wort "Immenhof" geworben, um einen gewisses Abgrenzungsmerkmal zu den anderen Pferde-Filmen zu erreichen.
Peinlich war besonders die Anspielung, dass der Vater der Mädchen seinen Olympiasieg verletzt erreicht hat und dass sein Wunderpferd Holly ihm zum Sieg verholfen hat, denn da wird doch zu stark auf den Olympiasieg von Hans Günter Winkler und seiner Stute Halla von 1956 hingewiesen. Allerdings wird die Verwandtschaft des Pferdes nicht zum ersten Mal verwendet, denn auch im Film "Ostwind - Zusammen sind wir frei" (2013) wird behauptet, dass Halla die Großmutter von Ostwind sei.
Zentrum des Films ist die 16jährige Lou, die von der Newcomerin Leia Holtwick ordentlich gespielt wird. Lou ist die pferdeverrückteste der drei Janzen Kinder und sie ist sicher diejenige, die den Pferdeverstand ihres verstorbenen Vaters geerbt hat. Allerdings fehlt ihr das Selbstvertrauen, das sie durch die Unterstützung von Leon bekommt. Dann erst ist sie in der Lage, Cagliostro richtig zu trainieren und damit wieder fit für Rennen zu machen.
Keine der weiteren Schauspieler kann in seinen Rollen glänzen, auch nicht so bekannte wie Heiner Lauterbach, Wotan Wilke Möhring oder Max von Thun als Viktor, die rechte Hand von Jochen Mallinckroth. Trotzdem sind die beiden jungen männlichen Darsteller Rafael Gareisen als Matz und Moritz Bäckerling als Leon in ihren Rollen glaubhaft auch in ihrem Interesse an Lou. Glücklicherweise ist Valerie Huber als Pferdetrainerin Runa nicht ein so unerträgliches Biest, wie derartige Rollen normalerweise in solchen Filmen angelegt werden.
Auch wenn der Film an einigen Stellen absolut unglaubhaft ist (womit soll Immenhof eigentlich sein Geld verdienen?), einige der Probleme zwar angesprochen aber nicht weiter behandelt werden (was erreicht Leon mit seinen negativen Berichten bei You-Tube über seine Arbeit auf dem Immenhof und wieso sind seine Berichte später positiv? oder auch die Liebesbeziehung zwischen Charly und Viktor) spricht er doch vor allem die gewünschte Zielgruppe - junge pferdeverrückte Mädchen zwischen 8 und 14 Jahren - an. Sie können sich ganz sicher mit Lou und Emmie solidarisieren.
Da die Musik vom belgischen Komponisten Hannes De Maeyer und die zusätzlichen Songs gut und modern gewählt sind und auch die Kamera von Friede Clausz tolle Landschaftsaufnahmen zeigt, vergisst man doch, dass hier ein Mädchenfilm ohne Tiefgang entstanden ist. "Immenhof - Das Abenteuer eines Sommers" kann man sich ansehen, er unterscheidet sich aber nicht von den vielen anderen deutschen Pferdefilmen. Wenn der Film erfolgreich sein sollte, wird es vermutlich eine Fortsetzung geben - dann sollte aber der Film doch etwas anspruchsvoller und wirklichkeitsnaher sein.
Foto: v.l.n.r.: Charlie (Laura Berlin), Emmie (Emma Päffgen), Leon (Moritz Bäckerling) und Lou (Leia Holtwick) © Concorde Filmverleih GmbH
Info:
Immenhof - Das Abenteuer eines Sommers (Deutschland, Belgien 2018)
Genre: Pferdefilm, Kinder- und Jugendfilm, Drama, Familie
Filmlänge: 105 Minuten
Regie und Drehbuch: Sharon von Wietersheim
Darsteller: Leia Holtwick, Heiner Lauterbach, Valerie Huber, Laura Berlin, Rafael Gareisen, Moritz Bäckerling, Ella Päffgen, Max von Thun, Wotan Wilke Möhring u.a.
Verleih: Concorde Filmverleih GmbH
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 17.01.2019
