N.N.
München (Weltexpresso) -Tobi, Martin, Fidelis: Bei den anderen Stationen des Films seid ihr in Gegenden wie Grönland oder die Südsee gereist, wo nur wenige Menschen leben und es ziemlich einsam ist. Und jetzt seid ihr hier, in der Riesenstadt Mumbai, wo mehr als 18 Millionen Menschen leben. Was sind eure ersten Eindrücke?
Tobi Krell: Unser Weg zum Drehort führt uns über eine Fußgängerbrücke. Eben bist du noch in einem ganz normalen Stadtteil, und hier trennen nur Bahngleise und ein vermüllter Fluss die Wohlhabenden von den Armen. Von der Brücke aus bekommt man erst einen Eindruck, was das für ein riesiges Meer aus Häusern und Hütten ist, mit nur ganz engen Gassen dazwischen. Die Leute breiten ihre Wäsche zum Trocknen am Bahndamm und am Flussufer aus, weil sie woanders keinen Platz haben.
Fidelis Mager: Es ist in jeder Beziehung intensiv: die räumliche Enge, die vielen Menschen, Marktstände und Werkstätten, die Gerüche. Eben ist dir noch der Gestank eines riesigen Müllhaufens in der Nase gestiegen, gleich danach den Duft von Gewürzen. Und das alles bei einer wahnsinnigen Luftfeuchtigkeit.
Tobi Krell: Das kam mir im ersten Moment wie ein unglaubliches Chaos vor. Wenn man sich hier eine Weile aufhält, merkt man aber, wie durchorganisiert alles ist. Die Menschen leben hier auf engstem Raum beisammen und sie sind unglaublich arm. Aber es findet eben auch ganz normaler Alltag statt: Wir sehen morgens, wie die Kinder in ihren Schuluniformen losziehen, die Läden, die Cafés und die Garküchen öffnen, dauernd kommen Lieferwagen durch und tatsächlich wird auch der Müll abtransportiert.
Ihr dreht im Stadtteil Dharavi – das ist ein Slum, der mitten in der Stadt liegt und wo auf zwei Quadratkilometern mehr als eine Million Menschen leben. Ist der Slum noch einmal eine eigene Welt?
Martin Tischner: Auf jeden Fall! Wobei man den Kontrast zwischen Arm und Reich überall in der Stadt spürt. Ganz in der Nähe unseres Hotels liegt die Villa des Bollywoodstars Shah Rukh Khan, mit vergoldeten Toren, vor denen jeden Tag Fans stehen und Selfies machen. Gleich gegenüber gibt es einen kleinen Park, in dem Menschen in improvisierten Wellblechhütten und Verschlägen leben, manche auch unter freiem Himmel.
Tobi Krell: Der Lebensstandard wirkt auf uns, wenn man aus einem Wohlstandsland wie Deutschland dahin kommt, sehr niedrig. Statt fließend Wasser haben die Familien Wassertonnen, aus denen sie alles nehmen, was sie zum Waschen, für die Wäsche und zum Kochen brauchen. In manche Wohnungen kommst du nur über Leitern oder eine Luke in der Decke rein, das ist schon krass.
Ist es denn von der Organisation her schwierig, in einem Slum zu drehen?
Fidelis Mager: Wie Tobi schon sagte: Es herrscht zwar Armut, aber es gibt eine funktionierende Infrastruktur. Wir haben Strom und ein Handynetz – es ist alles da.
Martin Tischner: Das ganze Viertel ist extrem dicht bebaut, mit unzähligen engen Gassen, die für Außenstehende wie ein Labyrinth wirken. Und in denen auch wir uns beim Dreh immer wieder verlaufen.
Fühlen sich die Leute in Dharavi gar nicht gestört, wenn da eine Menge Europäer ankommt und einen Film über sie drehen will?
Fidelis Mager: Unsere Basis ist einfach am Straßenrand, wo wir die Ausrüstung in einem Kleintransporter lagern. Wir wollen ja ohnehin so dokumentarisch wie möglich arbeiten. Etwas Anderes kann man dort auch gar nicht machen. Wir können hier nur mit einem kleinen Team unterwegs sein.
Tobi Krell: Wir sind jetzt zum zweiten Mal hier. Ganz zu Beginn waren wir natürlich die große Neuigkeit, nicht nur als Europäer, sondern weil wir ja nun auch mit Kamera und der ganzen Ausrüstung unterwegs waren. Die Aufregung hat sich aber schnell gelegt und wir sind jetzt einfach Teil der Szenerie. Nur die Kinder sind immer zur Stelle, um zu gucken, was wir so vorhaben, und mischen begeistert bei den Szenen mit, die wir im Regen drehen. Die brauchen keine Einladung und keine Regieanweisungen, die machen einfach mit.
Fidelis Mager: Die Erwachsenen wundern sich eher, warum die komischen Europäer sich nicht unterstellen wie alle anderen, sondern sich nass regnen lassen.
Welche Geschichte wird in Mumbai erzählt?
Tobi Krell: Es ist der letzte Rätsel-Teil, der mich nach Mumbai bringt. Ich lande allein in Mumbai, ich kenne die Sprache nicht, ich kenne die Stadt nicht. Es sind tausende von neuen Eindrücken, und ich bin erstmal so’n bisschen verloren. Ich lerne dann aber eine junge Inderin kennen, die Deutsch spricht, und mit ihr zusammen finde ich mich dann besser zurecht. Mit ihr begegne ich schließlich einer Familie, die in einem Slum lebt.
Fidelis Mager: Die junge Frau heißt Devaki Patil. Sie spricht Deutsch, weil ihre Mutter in Mumbai am Goethe-Institut Deutsch unterrichtet. So hat sie schon von klein auf Deutsch gehört und ihre Sprachkenntnisse stetig verbessert. In Mumbai arbeitet sie unter anderem für eine Unternehmensberatung. Sie ist unsere Expertin für die Stadt.
Martin Tischner: Im Slum drehen wir zum allergrößten Teil dokumentarisch. Wir sehen, wie die Leute hier leben, wie nah Arm und Reich zusammenliegen, und unter welchen Bedingungen Kinder hier aufwachsen. Und wir erzählen natürlich auch, wie enorm unterschiedlich das Klima ist: erst der schwüle, 40 Grad heiße Sommer und dann der Monsun.
Neben dem rein Dokumentarischen gibt es aber auch hier Spielszenen?
Tobi Krell: Wir haben schon die ganz klassischen dokumentarischen Momente, wo ich in Situationen gerate, von denen wir alle nicht wissen, was passiert, wo wir einfach die Dinge passieren lassen und dadurch ganz nah dran sind. Aber wir haben uns auch ein paar kleine dramaturgische Happen überlegt, wo ich ein bisschen mehr spielen muss.
Martin Tischner: Wichtig ist mir dabei, dass die Zuschauer spüren, wann wir für einen kurzen Moment die dokumentarische Welt verlassen und wir das auch visuell klar ab25 grenzen. Zum Beispiel wenn Tobi sich vorstellt, wie es wohl wäre, in einem Bollywood Film mitzuspielen. Dieses Gedankenspiel haben wir als Traumsequenz inszeniert, in der Tobi sich plötzlich als Tänzer in einer solchen Szene wiederfindet.
Tobi Krell: Das sind natürlich Spielszenen, und ich muss da natürlich anders agieren als der Reporter, der sich einfach auf Situationen einlässt. Mir persönlich macht das riesigen Spaß. Deshalb erlebe ich diese Kinodreh-Erfahrung auch als das Aufregendste, was ich je beruflich machen durfte. Es ist total super.
Fidelis Mager: Das Spielerische und das Dokumentarische gehören zusammen – es ist eine gut gelaunte Mischform. Für uns steht immer im Vordergrund, dass wir mit dem Film die Kinder auf ein Abenteuer mitnehmen wollen.
Tobi, was nimmst du für dich persönlich mit?
Tobi Krell: Ich finde ich es einfach bereichernd und toll, Leute kennen zu lernen, die auf Grönland oder in Dharavi oder im Urwald am Fuße eines Vulkans zu leben: mit ihnen gemeinsam zu essen und einfach in ihrer Gesellschaft zu sein. Und beim Dreh selbst gibt es immer mal wieder Situationen, wo ich mich am Anfang komplett überfordert fühle und danach dann aber denke: Wow, ich bin über mich selbst hinausgewachsen! Ob ich mich getraut habe zu tauchen, auf dem Piratenschiff einen Schwertkampf zu spielen oder eben hier in Mumbai die Bollywood-Szene zu drehen.
Was war dabei die besondere Herausforderung?
Tobi Krell: Plötzlich stehen da zehn professionelle Bollywood-Tänzer und ein Kameramann mit Steadycam. Und ich muss jetzt tanzen, was ich gerade erst gelernt habe. Und ich soll dazu auch noch singen, in einer Sprache, die ich nicht spreche. Ich habe die Szene bei den ersten beiden Durchgängen dann auch erstmal vergeigt, danach ging’s aber. Solche Situationen zu meistern ist für mich beruflich gesehen toll: Etwas zu schaffen, von dem ich vorher nicht wusste, ob ich es hinkriege.
Fotos:
© Verleih
Info:
Checker Tobi Tobias Krell
Piraten Käpt’n Lars Rudolph
Vulkanforscherin Ulla Lohmann
Forschungstaucher Uli Kunz
Eisforscher Daniela Jansen Ina Kleitz Karl Nyman
Indien-Spezialistin Devaki Patil
Stimme Rätsel Esra Bonkowski
Abdruck aus dem Presseheft
Tobi Krell: Der Lebensstandard wirkt auf uns, wenn man aus einem Wohlstandsland wie Deutschland dahin kommt, sehr niedrig. Statt fließend Wasser haben die Familien Wassertonnen, aus denen sie alles nehmen, was sie zum Waschen, für die Wäsche und zum Kochen brauchen. In manche Wohnungen kommst du nur über Leitern oder eine Luke in der Decke rein, das ist schon krass.
Ist es denn von der Organisation her schwierig, in einem Slum zu drehen?
Fidelis Mager: Wie Tobi schon sagte: Es herrscht zwar Armut, aber es gibt eine funktionierende Infrastruktur. Wir haben Strom und ein Handynetz – es ist alles da.
Martin Tischner: Das ganze Viertel ist extrem dicht bebaut, mit unzähligen engen Gassen, die für Außenstehende wie ein Labyrinth wirken. Und in denen auch wir uns beim Dreh immer wieder verlaufen.
Fühlen sich die Leute in Dharavi gar nicht gestört, wenn da eine Menge Europäer ankommt und einen Film über sie drehen will?
Fidelis Mager: Unsere Basis ist einfach am Straßenrand, wo wir die Ausrüstung in einem Kleintransporter lagern. Wir wollen ja ohnehin so dokumentarisch wie möglich arbeiten. Etwas Anderes kann man dort auch gar nicht machen. Wir können hier nur mit einem kleinen Team unterwegs sein.
Tobi Krell: Wir sind jetzt zum zweiten Mal hier. Ganz zu Beginn waren wir natürlich die große Neuigkeit, nicht nur als Europäer, sondern weil wir ja nun auch mit Kamera und der ganzen Ausrüstung unterwegs waren. Die Aufregung hat sich aber schnell gelegt und wir sind jetzt einfach Teil der Szenerie. Nur die Kinder sind immer zur Stelle, um zu gucken, was wir so vorhaben, und mischen begeistert bei den Szenen mit, die wir im Regen drehen. Die brauchen keine Einladung und keine Regieanweisungen, die machen einfach mit.
Fidelis Mager: Die Erwachsenen wundern sich eher, warum die komischen Europäer sich nicht unterstellen wie alle anderen, sondern sich nass regnen lassen.
Welche Geschichte wird in Mumbai erzählt?
Tobi Krell: Es ist der letzte Rätsel-Teil, der mich nach Mumbai bringt. Ich lande allein in Mumbai, ich kenne die Sprache nicht, ich kenne die Stadt nicht. Es sind tausende von neuen Eindrücken, und ich bin erstmal so’n bisschen verloren. Ich lerne dann aber eine junge Inderin kennen, die Deutsch spricht, und mit ihr zusammen finde ich mich dann besser zurecht. Mit ihr begegne ich schließlich einer Familie, die in einem Slum lebt.
Fidelis Mager: Die junge Frau heißt Devaki Patil. Sie spricht Deutsch, weil ihre Mutter in Mumbai am Goethe-Institut Deutsch unterrichtet. So hat sie schon von klein auf Deutsch gehört und ihre Sprachkenntnisse stetig verbessert. In Mumbai arbeitet sie unter anderem für eine Unternehmensberatung. Sie ist unsere Expertin für die Stadt.
Martin Tischner: Im Slum drehen wir zum allergrößten Teil dokumentarisch. Wir sehen, wie die Leute hier leben, wie nah Arm und Reich zusammenliegen, und unter welchen Bedingungen Kinder hier aufwachsen. Und wir erzählen natürlich auch, wie enorm unterschiedlich das Klima ist: erst der schwüle, 40 Grad heiße Sommer und dann der Monsun.
Neben dem rein Dokumentarischen gibt es aber auch hier Spielszenen?
Tobi Krell: Wir haben schon die ganz klassischen dokumentarischen Momente, wo ich in Situationen gerate, von denen wir alle nicht wissen, was passiert, wo wir einfach die Dinge passieren lassen und dadurch ganz nah dran sind. Aber wir haben uns auch ein paar kleine dramaturgische Happen überlegt, wo ich ein bisschen mehr spielen muss.
Martin Tischner: Wichtig ist mir dabei, dass die Zuschauer spüren, wann wir für einen kurzen Moment die dokumentarische Welt verlassen und wir das auch visuell klar ab25 grenzen. Zum Beispiel wenn Tobi sich vorstellt, wie es wohl wäre, in einem Bollywood Film mitzuspielen. Dieses Gedankenspiel haben wir als Traumsequenz inszeniert, in der Tobi sich plötzlich als Tänzer in einer solchen Szene wiederfindet.
Tobi Krell: Das sind natürlich Spielszenen, und ich muss da natürlich anders agieren als der Reporter, der sich einfach auf Situationen einlässt. Mir persönlich macht das riesigen Spaß. Deshalb erlebe ich diese Kinodreh-Erfahrung auch als das Aufregendste, was ich je beruflich machen durfte. Es ist total super.
Fidelis Mager: Das Spielerische und das Dokumentarische gehören zusammen – es ist eine gut gelaunte Mischform. Für uns steht immer im Vordergrund, dass wir mit dem Film die Kinder auf ein Abenteuer mitnehmen wollen.
Tobi, was nimmst du für dich persönlich mit?
Tobi Krell: Ich finde ich es einfach bereichernd und toll, Leute kennen zu lernen, die auf Grönland oder in Dharavi oder im Urwald am Fuße eines Vulkans zu leben: mit ihnen gemeinsam zu essen und einfach in ihrer Gesellschaft zu sein. Und beim Dreh selbst gibt es immer mal wieder Situationen, wo ich mich am Anfang komplett überfordert fühle und danach dann aber denke: Wow, ich bin über mich selbst hinausgewachsen! Ob ich mich getraut habe zu tauchen, auf dem Piratenschiff einen Schwertkampf zu spielen oder eben hier in Mumbai die Bollywood-Szene zu drehen.
Was war dabei die besondere Herausforderung?
Tobi Krell: Plötzlich stehen da zehn professionelle Bollywood-Tänzer und ein Kameramann mit Steadycam. Und ich muss jetzt tanzen, was ich gerade erst gelernt habe. Und ich soll dazu auch noch singen, in einer Sprache, die ich nicht spreche. Ich habe die Szene bei den ersten beiden Durchgängen dann auch erstmal vergeigt, danach ging’s aber. Solche Situationen zu meistern ist für mich beruflich gesehen toll: Etwas zu schaffen, von dem ich vorher nicht wusste, ob ich es hinkriege.
Fotos:
© Verleih
Info:
Checker Tobi Tobias Krell
Piraten Käpt’n Lars Rudolph
Vulkanforscherin Ulla Lohmann
Forschungstaucher Uli Kunz
Eisforscher Daniela Jansen Ina Kleitz Karl Nyman
Indien-Spezialistin Devaki Patil
Stimme Rätsel Esra Bonkowski
Abdruck aus dem Presseheft