Die hessischen SchulKinoWochen (25.3. bis 5.4. 2019) wurden angekündigt
Heinz Markert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die große Leinwand ist das, was über Kino entscheidet. Damit werden Biographien und Persönlichkeitsstrukturen geprägt, oft mehr als durch die einzelnen Lebensverhältnisse.
Darüber, was die Leinwand ausgießt: sprechen und sich austauschen - das wird später nie mehr vergessen. Es ist moralprägend. Ein in die diesjährigen SchulKinoWochen Hessen einführendes Gespräch atmete etwas von dem Leben formenden Artefaktischen des Films.
Ein Mittelpunktfilm gehört jedes Mal dazu
Zum Auftakt bereitet eine Patenklasse der Konrad-Haenisch-Schule den Film MOMO in einem Kurzworkshop für die gleichaltrigen Besucheri/innen vor und gestaltet damit das Filmgespräch zum Film. Wie mit den Händen an einem Film gearbeitet wird zeigt ein Trailer, der im Auftritt der Schulkinowochen angeklickt werden kann.
Der Film MOMO steht unter dem diesjährigen Fokus-Thema „Zeit im Film“. Zeit kann verplempert und vertan werden, aber sie kann auch überhöht und überfrachtet werden. Der Film MOMO handelt von den „grauen Herren“, die tatsächlich „Menschen überreden, ihre Lebenszeit bei einer Zeitsparkasse zu deponieren“. Wenn Lebenszeit im besessenen Arbeiten aufgespart wird, wird die Glaubhaftigkeit eines Lebens untergraben und das Leben, gewollt oder ungewollt, unter den Teppich gekehrt. Stehen wir nicht inmitten eines Wettlaufs gegen die Zeit, der sich gegen alle wendet, die im Wettlauf mitzumachen bereit sind? Der Film bewegt sich um die Konkurrenzsituation zwischen Meister Hora, dem Verwalter aller menschlichen Zeit und jenen anderen, die zum Aufspeichern, dem Horten von Zeit verleiten.
Die Reflexion über die Filme wird filmpädagogisch begleitet
Der Film MOMO, der auf einen Kinderbuch-Klassiker zurückgeht, lädt zur inhaltlichen wie filmästhetischen Betrachtung ein. Der Projektleitung des Veranstalters VISION KINO, vertreten durch Michael Jahn und dem Deutschen Filminstitut Frankfurt (DDF), vertreten durch Direktorin Ellen M. Harrington, geht es darum, das Kino für die junge Generation lebendig zu halten. Das DDF ist im Hinblick auf die Projektleitung mit Caroline Fuchs und Anna Katharina Potzuweit vertreten. Pressesprecherin der SchulKinoWochen ist Jenni Ellwanger.
Am Schluss konnte Dr. Jörg Fritz, der Programmdirektor Saalbau der Lichtspiele Heppenheim auch über Gutes und Gelingendes in seinem Einflussgebiet erzählen. Das Hochhalten des Kinogedankens ist sowohl in der Großstadt wie auch in der Kleinstadt das Gebot der Zeit, damit nicht alles, was in laufenden Bildern auf uns eindringt, im Seichten versinkt. Auch in der vermeintlichen Provinz kann Kino gehalten, wiederetabliert und auch finanziell zum Erfolg geführt werden.
Mit den SchulKinoWochen werden jährlich mehr als 65.000 Kinder und Jugendliche hessenweit in Städten und auf dem Land begeistert. Dahinter und mittendrin stehen 77 Kinos in Hessen in 58 Städten und Gemeinden, die eine lebendige Kinokultur in Gang halten. Zehn Medienzentren beteiligen sich mit passenden Workshops und Filmfortbildungen für die Schulklassen und die Lehrkräfte. Ein FILMmobil-Workshopformat gibt es jetzt auch ganzjährig. „Zu etwa 60 Filmveranstaltungen sind Fachleute und Filmschaffende eingeladen, um das Gesehene mit den Schulklassen zu diskutieren“.
Highlights und Themen
Kultregisseur Michael „Bully“ Herbig ist am 5. April in Nidda zu Gast mit seinem neuen Film BALLON (DE, 2018). Der Film geht „über die waghalsige Ballonflucht der Familien Strelzyk und Wetzel aus der DDR nach Westdeutschland im Jahr 1979. Zum 30. Jubiläum des Mauerfalls soll mit BALLON die Freiheit gefeiert werden. In Weilburg wird am 4. April auch der Zeitzeuge Günter Wetzel zum Filmgespräch zu Gast sein.
Unter dem Blickwinkel „Fenster zur Welt“ entstand für das laufende Jahr das Programm »Landstreifen – Der ländliche Raum im Film«, eine Filmreihe in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung und bringt unter einem regionalen Blickwinkel „mit Filmen wie WACKERSDORF (DE, 2018) zur Anti-Atombewegung größere Zusammenhänge nahe“, erklärte Projektleiter VISION KINO vom Netzwerk für Film- und Medienkompetenz Michael Jahn.
Filme der Themenreihe „17 Ziele – eine Zukunft“, die die Ziele der UN-Agenda für eine „eigene Gestaltungsmöglichkeit der Welt von morgen“ sind, sollen „das Verständnis für die globale Dimension menschlichen Handelns“ erkunden und vertiefen. So gibt auch wieder das Filmprogramm zum Wissenschaftsjahr 2019 mit KÜNSTLICHE INTELLIGENZ die Gelegenheit, elementare Fragen in einer technisch sich sehr verändernden Welt aufzuwerfen und macht mit einigen „denkenden Maschinen“ bekannt. „Marburger Schulklassen erwartet sogar der Mensch-Maschine-Kontakt zum Anfassen: Der Roboter-Forscher Prof. Dr. Jürgen Handke ist am 27. März mit den beiden ‘humanoiden‘ Maschinen „Yuki“ und „Miki“ zu Gast.
Schließlich soll auch, abgesehen von einer großen Themenvielfalt, auf die breite Palette pädagogischer Begleitangebote hingewiesen werden, die die SchulKinoWochen schon immer auszeichnen. Insoweit freut sich auch der schon erwähnte Programmdirektor der Saalbau Lichtspiele Heppenheim „auf lebhafte Diskussionen im vollbesetzten Kinosaal“. Im ersten Voreinblick deutete er an, wie gern lautstark über das Leinwandgeschehen debattiert wird und für alle und jegliche dadurch die Mitfreude gesichert ist - als „ein schönes Erlebnis“. Im Gang der Jahre sind die Schulkinowochen zur Veranstaltungsreihe geworden, hinter der alle Beteiligten mit vollem Herzen stehen..
Fotos:
Plakat
Auf der Pressekonferenz im Filmmuseum
© HM
Info:
SchulKinoWochen Hessen, 25. März bis 05. April 2019. Das Programmheft zu einem sehr reichhaltigen Angebot unter:
https://www.schulkinowochen-hessen.de/programmheft-2019/