Die Ausstellung und Filmreihe zu METROPOLIS im MURNAU-Filmtheater in Wiesbaden, Teil 2

 

Claudia Schulmerich

 

Wiesbaden (Weltexpresso) – Die Ausstellung THE COMPLETE METROPOLIS, die die Entstehung des Films und die Wiederauffindung der verlorenen Urfassung in Fotografien, Zeichnungen und Dokumenten zeigt, wird begleitet durch eine Filmreihe, die den Maschinen-Menschen, der in METROPOLIS das Aussehen der sanften und guten Maria erhält, aber gemein handelt, in anderen Filmen weiterführt.

Die Ausstellung wurde mit METROPOLIS eröffnet, der Film wird noch zweimal gezeigt. Dabei geht es um die am 12. Februar 2010 in parallelen Premieren in Berlin zur Berlinale im Friedrichstadtpalast und der Alten Oper Frankfurt gezeigte neu-alte Fassung, die die bisherige auf Grund der Funde von Buenos Aires nach 83 Jahren bis fast zur Ursprungsfassung komplettierte. Die sogenannte Moroder-Fassung folgt.Die Probleme der Fassungen sind Ergebnis der mißglückten zweieinhalbstündigen Premiere am 10. Januar 1927, der sich in mangelnden Zuschauern fortsetzte. Der Film mußte aber schon wegen der hohen Entstehungskosten unbedingt ein Erfolg werden. Der ungewöhnlichen filmischen Mittel und des anspruchsvollen politischen Gehalt des im Stil des deutschen Expressionismus gedrehten Stummfilms sowieso.

 

Am 25. August 1927 wurde eine von Fritz Lang auf annähernd zwei Stunden zusammengeschmolzene Fassung von METROPOLIS aufgeführt, die eine glücklichere Aufnahme fand, wobei der Film mit den Jahren immer stärker als sensationell eingeschätzt wurde, weil er dasjenige als Science-Fiction vorwegnahm, was die Welt danach sowohl in Diktaturen wie auch in sozialen Bewegungen erlebte und ersehnte. Es ist aber nicht nur der inhaltliche Aspekt dieser Zweiklassengesellschaft, der fasziniert, sondern noch stärker der der filmischen Mittel, mit denen Fritz Lang die Unterwelt der Arbeiter und das elitäre Leben der Oberschicht ins Bild bringt.

 

METROPOLIS heißt der Stadtmoloch, den der Industrielle Joh Fredersen ( Alfred Abel ) regiert und deren Bewohner als Arbeiter seiner Fabriken er ausbeutet, während die Oberen im Luxus schwelgen. Sein naiv-freundlicher Sohn Freder (Gustav Fröhlich) erlebt zufällig die Inhumanität des Systems seines Vaters gegenüber den Arbeitern und will dieses ändern, was Maria (Brigitte Helm), die er wie eine Vision - in Liebe und Verehrung entbrannt - erblickt und später aufspürt, unterstützt. Als wegen der Erschöpfung eines Arbeiters der Maschinenpark kurzfristig überhitzt ist und einzelne sterben, entläßt der Alleinherrscher Joh Fredersen seinen aufrechten Assistenten Josaphat (Theodor Loos) und läßt den Schmalen (Fritz Rasp) seinem Sohn hinterherspionieren, denn er muß Angst haben, was von seinen bösen Plänen aufgedeckt werden kann.

 

Fehlen noch Grot (Heinrich George), der Wächter der Herz-Maschine, die alles zusammenhält und deshalb zerstört werden soll und C.A. Rotwang (Rudolf Klein-Rogge), der seltsame Erfinder, dessen geliebte Hel die Frau des Kapitalisten und Mutter von Freder wird, aber stirbt, weshalb er sie als Büste nachschafft, vor allem aber als Maschinenmenschen konstruiert, damit sie so an seiner Seite weiterlebt. Die Konstruktion entdeckt Fredersen und er zwingt den Künstler, diese mit den Zügen der Maria auszustatten. Sein Plan ist nämlich, die Proteste der Arbeiter langfristig im Keim zu ersticken, indem er sie kurzfristig zu schlimmen Gewalttaten verführen läßt, die allen klarmachen soll, daß man sich nicht gegen ihn auflehnen darf, weil sonst alles unkontrollierbar und zerstört wird. Die Verführerin soll der Maschinenmensch mit den Zügen der Maria sein, weil die echte Maria in der Tradition der Jungfrau die Menschen orientiert, edel und gut zu handeln und für die Ausgebeuteten als die einzige menschliche Orientierung fungiert.

 

So verläuft der Auftakt von 66 Minuten, dem sich ein Zwischenspiel von 28 Minuten anschließt, bis im Furioso von 52 Minuten zuerst der Plan des Diktators aufgeht, bis Freder im Verbund mit der echten Maria das Volk zum Umschwung bewegt und Maria die Hände von Fredersen und Grot, also Hirn und Hände, ineinanderlegen möchte, was so lange nicht geht, bis Freder als Mittler - das Herz - dieser Handschlag gelingt. Das alles passiert höchst dramatisch mit gewaltigen Massenszenen, Verfolgungsjagden, technischem Zusammenbruch und Explosionen etc. , die diesen Film zu einem enormen und höchst eindrucksvollen Spektakel machen.

 

 
Reihe MASCHINEN-MENSCHEN
 

Mi 20.3. 19.30 Uhr / So 24.3. 15.30 Uhr / Mi 27.3. 20.15 Uhr
METROPOLIS
Regie: Fritz Lang, DE 1927/2010, 145 min, Brigitte Helm; Alfred Abel; Gustav Fröhlich, Rudolf Klein-Rogge, Fritz Rasp, Theodor Loos, Erwin Biswanger, Heinrich George
In einer Person vereinen sich die politische und wirtschaftliche Macht in Metropolis: Im „Neuen Turm Babel“ regiert Joh Fredersen absolutistisch über Ober- und Unterstadt. Für den Herrscher als das „Hirn“ sind Menschen lediglich ausführende „Hände“ in der Arbeitsmaschinerie. Doch das Menschliche – Liebe und Freundschaft, Revolte und Rache – vermag auch die technisierte Welt der Zukunftsstadt zu erschüttern. Stummfilm-Meilenstein in der restaurierten Fassung aus dem Jahr 2010. Das bildgewaltige, aber auch tiefgründige Meisterwerk ist immer wieder einen Kinobesuch wert!

 

Do 21.3. 18 Uhr / Mi 27.3. 18 Uhr
METROPOLIS (Moroder-Fassung)
Regie: Fritz Lang, DE 1927, Bearbeitung USA 1984, 84 min, 35mm, FSK: ab 12, mit Gustav Fröhlich, Brigitte Helm, Heinrich George, Musik und Bearbeitung: Giorgio Moroder
Version von Giorgio Moroder. Der Erfinder der Synthesizer-Disco-Musik schuf 1984 aus Fritz Langs Werk eine stark gekürzte, modernisierte, kolorierte und mit Popmusik unterlegte Fassung. Eine selten gezeigte, umstrittene Rarität!

 

Do 21.3. 20.15 Uhr / Fr 22.3. 20.15 Uhr / Sa 23.3. 20.15 Uhr / So 24.3. 20.15 Uhr
DIE FRAUEN VON STEPFORD
Regie: Frank Oz, USA 2004, 92 min, 35mm, DF, FSK: ab 12, mit Nicole Kidman, Bette Midler, Glenn Close
Als Karrierefrau Joanna ihren Job als Präsidentin eines TV-Senders verliert, zieht sie mit Mann und Kindern nach Stepford, einem idyllischen Flecken in Connecticut. Dort sind alle Frauen perfekte Hausfrauen – sie wurden durch einen Chip im Gehirn „programmiert“… Der Film persifliert den „American Way of Love“ und die patriarchalische Struktur der amerikanischen Gesellschaft. Nicht zuletzt wegen der Hauptdarstellerinnen funktioniert der bitterböse schwarze Humor des Films.

 

Fr 22.3. 18 Uhr / Sa 23.3. 18 Uhr / So 24.3. 18 Uhr
I’M A CYBORG, BUT THAT’S OK
Regie: Park Chan-wook, Korea 2008, 107 min, 35mm, OmU, FSK: ab 12, mit Kim Bvung-ok, Rain, Oh Dal-Su
Young-gun ist überzeugt, ein Cyborg zu sein. Sie verweigert menschliche Nahrung und trägt Batterien bei sich, um sich jederzeit wieder aufladen zu können. In einer Nervenklinik begegnet sie Il-sun. Ihre exzentrisch-zarte Romanze wird bedroht, als Young-gun wegen Unterernährung zu sterben droht… Der koreanische Ausnahmeregisseur Park Chan-wook (STOKER, USA 2013) sprengt mit diesem Film, der zwischen Experimental- und Liebesfilm angesiedelt ist, die Dimension des Vorstellbaren.

 

Do 28.3. 18 Uhr / So 31.3. 13.30 Uhr
DER HERR DER WELT
Regie: Harry Piel, DE 1934, 94 min, 35mm, FSK: ungeprüft, mit Walter Janssen, Sybille Schmitz, Walter Franck
Im Science-Fiction-Film DER HERR DER WELT werden Menschen durch Arbeitsroboter im Bergwerk ersetzt. Aus der Vision des Ingenieurs Baumann, dass Mensch und Maschine zu einer positiven Einheit werden sollen, wird eine Utopie: Der wahnsinnige Professor Wolf hat neben Arbeitsrobotern auch eine Kampfmaschine erschaffen, die sich gegen die Menschen wendet…

 

Do 28.3. 20.30 Uhr / Fr 29.3. 20.30 Uhr / Sa 30.3. 20.30 Uhr / So 31.3. 20.30 Uhr
ROBOT & FRANK
Regie: Jake Schreier, USA 2012, 89 min, digital, DF, FSK: ab 0, mit Frank Langella, Susan Sarandon, Liv Tyler
Wiesbadener Erstaufführung: Der einst berühmte Juwelendieb Frank ist alt, einsam und vergesslich geworden. Weil er sich nicht mehr alleine versorgen kann, zwingt ihm sein Sohn einen Roboter auf, der für ihn kochen und den Haushalt bestellen soll. Zunächst nur widerstrebend lässt sich der alte Mann auf den sprechenden Automaten ein. Dann aber lernt er dessen Fähigkeiten zu schätzen, denn unverhofft erweist sich der Roboter als überaus gelehriger Schüler des ausgebufften Ganoven und wird ihm so zu einem Freund und Komplizen. Mit ihm wagt Frank noch einmal einen großen Coup.

 

Fr 29.3. 17.45 Uhr / Sa 30.3. 17.45 Uhr / So 31.3. 17.45 Uhr
A.I. KÜNSTLICHE INTELLIGENZ
Regie: Steven Spielberg, USA 2001, 143 min, 35mm, DF, ab 12, mit Haley Joel Osment, Jude Law, Frances O‘Connor
New York in der Zukunft: Aufgrund geschmolzener Polkappen ist die Stadt untergegangen und die wohlhabenden Überlebenden haben hochentwickelte Roboter geschaffen, sogenannte „Mechas“, die den Menschen zum Verwechseln ähnlich sehen und verschiedene Funktionen ausführen. Gigolo Joe ist ein „Love Mecha“, der auf Liebesdienste programmiert wurde. Joe ist auf seinem Gebiet einer der Besten… Visuelles Meisterwerk zum Nachdenken von Star-Regisseur Steven Spielberg.

 

Do 4.4. 18 Uhr / So 7.4. 13.30 Uhr
ALRAUNE
Regie: Arthur Maria Rabenalt, DE 1952, 90 min, 35mm, FSK: ab 12, mit Hildegard Knef, Erich von Stroheim, Karlheinz Böhm
Die titelgebende, von Hildegard Knef gespielte Figur Alraune ist das Produkt der künstlichen Befruchtung einer Prostituierten mit dem Samen eines gehängten Mörders – dem Wissenschaftler ten Brinken ist mit ihr ein zynisches Experiment „gelungen“…

 

Mi 17.4. 20.15 Uhr / Sa 27.4. 15.30 Uhr
EIN UNSICHTBARER GEHT DURCH DIE STADT
Regie: Harry Piel, DE 1933, 100 min, DVD, FSK: ab 12, mit Harry Piel, Fritz Odemar, Lissy Arna
Der Berliner Taxifahrer Harry entdeckt ein in seinem Wagen zurückgebliebenes, seltsames Objekt. Es handelt sich um eine futuristische Tarnkappe, mit der man sich unsichtbar machen kann. Harry und sein Freund Fritz nutzen ihre neu gewonnen Optionen in vollen Zügen aus… Utopisches Sensationsabenteuer.
 

Die Ausstellung ist bis 12. Mai 2013 geöffnet

 

www.murnau-stiftung.de
www.metropolis2710.de