Serie: 15. Deutsches Fernsehkrimifestival Wiesbaden 2019 vom 12. bis 17. März, Teil 4
Hanno Lustig
Wiesbaden (Weltexpresso) – RUFMORD ist ein Cybermobbingdrama , beste Regie für Julia von Heinz, Darstellerpreise an Ulrich Tukur und Katrin Wichmann Jury in Wiesbaden ehrt „Rufmord“ (ZDF/ARTE) und die Tatort-Produktionen „ Für immer und dich“ (SWR), „Murot und das Murmeltier“ (HR) und „Borowski und das Glück der Anderen“ (NDR). Ulrich Tukur und Julia von Heinz haben ihre Preise am Abend persönlich entgegen genommen.
Der Gewinner des Deutschen FernsehKrimi-Preises 2019 ist die ZDF/ARTEProduktion „Rufmord“. Das Cybermobbingdrama um die selbstbewusste, kompromisslose junge Lehrerin Luisa Jobst (Rosalie Thomass) überzeugte die Jury. In dem Film habe nahezu jede Person einen Ruf zu verlieren und halte deshalb auch gegen besseres Wissen daran fest. Jeden und jede von uns könne es treffen, nicht nur als Opfer, sondern auch als Täter oder Täterin, so die Jury. Der in „Rufmord“ dargestellte Mikrokosmos sei „ein Abbild unserer Gesellschaft, die ausgeübte digitale Gewalt letztlich nur eine Variation archaischer Rachemotive“.
Die Regie zu „Rufmord“ führte Viviane Andereggen, das Drehbuch verfassten Claudia Kaufmann und Britta Stöckle; die Schauspielerin Rosalie Thomass und der Schauspieler Johann von Bülow sind in den Hauptrollen zu sehen, produziert wurde der Fernsehfilm von der hager moss film (Kirsten Hager und Carmen Stozek). Das Filmteam erhält 1.000 Liter Wein als Preis. Wichtig: der Film war auf Arte im letzten November zu sehen und wird am Montag 1. April – nein kein Aprilscherz – im ZDF gesendet. Spätestens dann können Sie den Siegerfilm sehen.
Mit einem Sonderpreis für Regie zeichnet die Jury Julia von Heinz für ihren sensiblen und gleichzeitig schonungslos radikalen Umgang mit dem Thema Kindesmissbrauch und Kindesentzug in dem Tatort „Für immer und dich“ (SWR) aus. Der Regisseurin sei ein Ausnahmetatort gelungen, urteilt die Jury. „Hier wird eine Geschichte wirklich ausgelotet und es wird nicht weggeschwenkt, wenn es ans Eingemachte geht. Das ist mutig und wahrhaftig und absolut preiswürdig.“
Mit dem Preis „Beste Darstellerin“ wird Katrin Wichmann für ihre Rolle im NDR-Tatort „Borowski und das Glück der Anderen“ (NDR) ausgezeichnet. Die Tragik um die Supermarkt-Kassiererin Peggy Stresemann beginnt mit ihrem Neid auf die Nachbarn und deren vermeintliches Lottoglück. Unzufrieden, neidisch und gierig sei diese Figur, so die Jury, eine Suchende, die Gefühle anspreche, die wir alle kennen. „Wir sehen selten eine Figur aus dieser Schicht in einer solchen Wahrhaftigkeit wie Katrin Wichmann als Peggy Stresemann.“
Für die Rolle des LKA-Ermittlers Felix Murot im HR-Tatort „Murot und das Murmeltier“, der in einer Wiederholungsschleife denselben Tag immer wieder erleben muss, erhält Ulrich Tukur den Preis “Bester Darsteller“. In einem selten gesehenen Variantenreichtum lasse Tukur den routinierten Felix Murot erlebbar werden, „immer im Moment, sich wundernd, grummelig, verwirrt, hoffend, verzweifelt kämpfend, gleichgültig, lebensfreudig“, lobt die Jury.
Die Publikumsjury des Wiesbadener Kuriers hat sich auch für „Rufmord“ als Publikumspreis entschieden. Maßgebend für deren Entscheidung war die emotionale Betroffenheit, erreicht durch die herausragende schauspielerische Leistung der Protagonisten, die beeindruckenden Bilder und dem Spannungsbogen der Handlung, der bis zum Ende gehalten wurde.
Der Nachwuchs-Preis für „Deutschlands spannendsten FernsehKrimiDrehbuchnachwuchs“ geht an Dion Schumann für sein Drehbuch-Exposé zu „Der Apfelgriebschmann“. Dion Schumann hat ein Genre-Stück geschrieben, das so nicht alle Tage im deutschen Fernsehen zu sehen ist. Bei allen Horror- und ThrillerElementen überwiegen aber immer der tiefschwarze Humor und die Skurrilität seiner Hauptfiguren“, begründet die Jury des Drehbuchpreises ihre Entscheidung. Der Gewinner des Preise entwickelt sein Exposé, unterstützt von TOP:Talente e. V., einem Verband von Drehbuchautorinnen und Drehbuchautoren, bis zum Treatment und wird es im Herbst bei einem Pitch-Workshop in Baden-Baden präsentieren.
Die Verleihung des Deutschen FernsehKrimi-Preises fand am Freitag, 15. März, ab 20 Uhr in der Caligari FilmBühne in Wiesbaden statt. Ulrich Tukur und Julia von Heinz und andere Filmbeteiligte wearen dabei. In der Jury des diesjährigen Deutschen FernsehKrimi-Festivals entschieden die Schauspielerin Ann-Kathrin Kramer und der Schauspieler Oscar Hoppe, die diesjährige Krimistipendiatin der Landeshauptstadt Wiesbaden und Krimiautorin Zoë Beck, HR-Gerichtsreporterin Heike Borufka und Strafverteidiger Benjamin Dörr über die Preisträger und Preisträgerinnen.
Fotos:
Deutscher FernsehKrimi-Festival-Preis und Publikumspreis 2019 für „Rufmord“(ZDF/ARTE). V.l.n.r.: Drehbuchautorin Claudia Hoffmann, Regisseurin Viviane Andereggen, Britta Stöckle (Drehbuch) und ARTE-Redakteur Olaf Grunert. Im Hintergrund die Jurymitglieder Zoë Beck, Benjamin Dörr und der Kulturdezernent Wiesbadens, Axel Imholz ©Martin Ohnesorge
Info:
Das Deutsche FernsehKrimi-Festival ist eine Veranstaltung des Kulturamtes der Landeshauptstadt Wiesbaden mit Unterstützung der HessenFilm und Medien GmbH und des Hessischen Rundfunk, in Kooperation mit dem Literaturhaus Villa Clementine, dem Medienzentrum Wiesbaden, der Friedrich-Wilhelm-MurnauStiftung, der SV SparkassenVersicherung, dem Hessischen Staatstheater Wiesbaden und dem Wiesbadener Kurier.