Bildschirmfoto 2019 04 03 um 08.40.044.– 10.4. Focus Jean-Luc Godard im Filmforum Höchst

Siegrid Püschel

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Nach der Aufführung  von Godards neuem Film „Livre d’images – Bildbuch“ am 4.4.2019, zeigt das Filmforum drei weitere Filme vom Großmeister des Kinos.

Jean – Luc Godards neuer Film „Le Livre d ́ Image – Bildbuch“ ist der Anlass, einem der Großmeister und Urgesteine des Kinos, der in diesem Jahr 89 Jahre alt wird, einen Focus zu widmen. Sein vorletzter „Film – Socialisme“ ist eine Art Meditation oder Sinfonie in drei Sätzen über Europa’s Ideen- und auch Filmgeschichte von der Antike bis zur Gegenwart in elf Sprachen, von dem Godard selbst sagte: „Film – Socialisme ist etwas Anderes. Ein Vorschlag, eine Frage, eine Collage“.

Ebenso ist „Le Livre d ́ Image – Bildbuch“ eine faszinierende Kaskade von Assoziationen und Bildern in fünf Kapiteln, die sich jede Freiheit nimmt und das Kino noch einmal neu erfindet. Godard hat den Film selbst synchronisiert, da er der Meinung ist, dass Untertitel das Bild stören. Aus diesem Grund wird der Film sowohl in der OmU als auch in der deutsch synchronisierten Fassung gezeigt.

Ergänzend wird weit zurückgegangen im Filmschaffen Godards und in einer digital restaurierten Fassung „A bout de souffle – Ausser Atem“ aus dem Jahr 1959 präsentiert, der Godards Karriere und zugleich die „Nouvelle vague“ (mit)begründete.

Sein Verhältnis zum großen Mitstreiter und späteren Kontrahenten François Truffaut thematisiert der Dokumentarfilm „Deux de la vague – Godard trifft Truffaut“ von Antoine de Baecque, dem Godard Biographen („Godard“, Paris 2010) und langjährigen Mitarbeiter der legendären „Cahiers du Cinéma“, auf deren Seiten die „Nouvelle Vague“ mit Artikeln von Godard, Truffaut, Chabrol, Rohmer u.a. ihren theoretischen Ausgang nahm.


Die Filme und Termine im Überblick

Le livre d ́image - Bildbuch (OmU und DF)
4. – 10.4.: OmU: Do, So 18.30 / Fr, Sa 20.30 DF: Mo, Di, Mi 20.30

„Erinnerst du dich noch daran, wie wir vor langer Zeit unsere Gedanken trainiert haben? Meistens gingen wir von einem Traum aus.... Wir fragten uns, wie in völliger Dunkelheit Farben von solcher Intensität in uns entstehen konnten. Mit leiser, leiser Stimme, die große Dinge sagt, überraschend, tief und präzise. Bild und Worte. Wie ein schlechter Traum, geschrieben in einer stürmischen Nacht. Unter westlichen Augen. Die verlorenen Paradiese. Der Krieg ist da.“
Jean-Luc Godard setzt mit seinem neuesten Film, wie im vorausgegangenen „Film – Socialisme“ sein sich alle Freiheiten nehmendes Spätwerk fort. Ein rauschhafter Gedankenfluss, eine assoziative Collage in fünf Kapiteln. Die Sehnsucht nach Freiheit. Die Abgründe der Menschheit. Die Schönheit des Kinos. Zeit und Geschichte, gedehnt und verdichtet.
Der Film wurde bei den Filmfestspielen in Cannes 2018 –mit der Palme d'Or Spéciale ausgezeichnet und die Presse überschlug sich geradezu mit positiven Bewertungen. Bert Rebhandl nannte den Film „Ein

Jahrhundertwerk“ (Cargo), Wenke Husmann in DIE ZEIT „eine halluzinogene Collage. Eine Symphonie, die wie ein Handstreich daherkommt.".
Susanne Ostwald schrieb in der NZZ: „Godard erfindet das Kino, dessen Ende er schon in den sechziger Jahren prophezeit hat, noch einmal neu, aus der Geschichte des Films und der Gegenwart der Welt heraus. Er nutzt die digitale Technik in zuvor nicht gesehener Weise, schafft ein flirrendes und irritierendes Werk, das lange nachwirkt."

Der Film läuft sowohl in der französischen Originalfassung mit deutschen Untertiteln als auch in der von Godard persönlich synchronisierten deutschen Sprachfassung, da er selbst gegen Untertitel ist. Zu diesem Thema äußerte er sich in einem Interview im Mai 2018 wie folgt:

„Ich bin zum Beispiel gegen Untertitel. ...Weil man keine Zeit hat, sich das Bild anzusehen, auch wenn es interessant wäre. So wird jeder Film mit Untertiteln versehen, weil die Bilder nicht interessant sind. Es steht immer die Geschichte im Vordergrund. Es ist immer eine Geschichte über einen Mann, der eine Frau trifft, und dann gibt es Probleme, etc. Und dann brauchst du Untertitel. Dann liest man den Text, aber wenn der Text und das Bild gleichzeitig interessant sind, ist das unbefriedigend. Nein, ich war schon immer für synchronisierte Fassungen, nicht mit Voice-over, sondern mit Synchronisation, aber gut gemacht. Und das erfordert so viel Geld wie der Originalfilm. Du musst die Stimmen und alles finden, darum wird es fast nie gut gemacht. (...) Ja, es ist wie Musik. Es stört die Leute nicht, wenn sie in der Oper den Text nicht verstehen. Im Allgemeinen versteht man in der Oper nicht, was der Sänger singt, aber im Kino muss man immer alles verstehen.“


Film – Socialisme
4. – 10.4.: Sa 18.30/ So 20.30

Bereits in „Le Mepris“ (1963) hat Jean – Luc Godard einen Regisseur (Fritz Lang) erfunden, der auf unabsehbare Zeit an den Irrfahrten des Odysseus arbeitet. Dazu passt, dass Godard mit seinem „Film – Socialisme“, beschrieben als Sinfonie in drei Sätzen, zunächst auf eine Art Kreuzfahrtschiff einlädt, das kreuz und quer übers Mittelmeer schippert zu verschiedenen Orten, an denen die „Wiegen der Kultur“ vermutet werden.
Der erste Teil (DIES UND DAS) verbindet in einer Art Meditation über Europa von der Antike bis zur Gegenwart Orte und Zeiten, Tourismus mit dialektischem Denken und mit assoziativer Kommunikation zwischen Kamera und Darstellenden. Die Kreuzfahrt wird zur Odyssee. Historischer und mythologischer Raum kippen ineinander. Wenn dabei etwas von Sozialismus erkennbar wird, dann allenfalls im Versuch von Gemeinsamkeiten im Gelesenen, Gehörtem und Diskutierten zu sprechen oder sprechen zu lassen, das bruchstückhaft aus einem nahezu unübersichtlichen Fundus von Autoren und Musikern zitiert wird.

Im Mittelteil (UNSER EUROPA) geht es dann zu einer Tankstelle mit einem angebundenen Lama und einer Kleinfamilie in die französische Provinz. So wie man im ersten Teil unterwegs auf dem Wasser ist, könnte man hier „gestrandet“ sein. Die Kinder proben den Aufstand, laden ihre Eltern vor Gericht und das Fernsehen ist dabei. Sie verlangen von den Eltern ernsthafte Erklärungen für das Aufgeben sozialer Ideen und was es mit den großen Werten auf sich hat, die in der Revolution verheißen worden sind: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.

Mit dem dritten Satz (WIEGEN DER MENSCHHEIT) erfolgt eine Wiederaufnahme des ersten Satzes. In Montagesequenzen, die charakteristisch für Godards Spätwerk sind, fächert sich erneut eine Reise zu den Schauplätzen „unserer Menschheiten“ im Mittelmeerraum auf: Griechenland, Israel/Palästina, Ägypten, Neapel, Barcelona wie auch Eisensteins Treppe in Odessa.


A bout de souffle – Außer Atem (OmU)
4. – 10.4.: Do 20.30/ Fr, Mo18.30

Michel (Jean – Paul Belmondo) ist ein Ganove, stiehlt Autos und beklaut seine Freundinnen. Auf der Flucht mit einem gestohlenen Wagen erschießt er einen Polizisten. Als er nach Paris kommt, taucht er bei der Amerikanerin Patricia (Jean Seberg), die in Frankreich lebt und studiert, unter. Die beiden kommen sich näher, doch die Polizei ist Michel dicht auf den Fersen...

Jean-Luc Godards erster längerer Spielfilm nach einer Geschichte von François Truffaut ist eine Hommage an den amerikanischen Film Noir und revolutionierte das französische Kino. Bis heute zählt „Ausse“r Atem zu den Meisterwerken der Filmgeschichte.


Deux de la vague – Godard trifft Truffaut (OmU)
– 10.4.: Di 18.30/ Mi 20.30

Der Dokumentarfilm erzählt die Geschichte einer Freundschaft. Einer Freundschaft, die in so vielem die Geschichte des französischen Kinos und die Geburt der „Nouvelle Vague“ verkörpert. Jean-Luc Godard wurde 1930 geboren; Francois Truffaut zwei Jahre später. Die Liebe zum Film bringt die beiden zusammen, als sie für dasselbe Filmmagazin „Cahiers du Cinéma“ schreiben. In den 1960ern unterstützten sich die beiden gegenseitig wo immer es nur ging und begründeten die „Nouvelle Vague“. 1968 kommt es dann zum Bruch aufgrund unterschiedlicher politischer Ansichten. Sie fanden nie wieder zusammen ...

Foto:
Film socialisme A bout de souffle – Außer Atem Le livre d ́image - Bildbuch
©filmforum-hoechst.de

Info:
Die Trailer des Films finden sich unter: www.filmforum-höchst.de


Filmforum Höchst

Emmerich-Josef-Str. 46a, 65929 Frankfurt a.M.
Eintritt 7 €, mit Frankfurt Pass 3,50 €
Ab Bahnhof Höchst 4 min zu Fuß, (S1, S2, 10 min ab HBF), Parken Höchster Markt, kostenfrei!

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