hwk Kuki 9507Musikproduzent Jens Quandt bei den Schultheatertagen im Schlüchterner KUKI

Hanswerner Kruse

Schlüchtern (Weltexpresso) - Kinoleute haben es meist nicht so gerne, wenn man sie nach den pädagogischen Anliegen ihrer Filme oder deren Grundaussagen befragt: Sie betonen dann eher ihre künstlerischen Absichten. Dass sich Kunst und Pädagogik jedoch nicht fremd sind, haben wieder einmal die Schulkinowochen gezeigt.

Dank der guten Beziehungen des KuKis zum Regisseur Andreas Dresen, hatte dessen Film „Gundermann“ im letzten Sommer eine seiner Weltpremieren in Steinau. Bei den derzeit stattfindenden Schulkinowochen zeigte das Kuki - in seinem Exil im evangelischen Gemeindesaal - noch einmal die Geschichte des in der DDR so erfolgreichen Sängers. Zum anschließenden Filmgespräch war der Musikproduzent Jens Quandt aus Berlin angereist und diskutierte mit den Jugendlichen aus 10. bis 13. Klassen.

Er arbeitete Ende der 1980-Jahre mit Gerhard Gundermann zusammen und wurde in die Dreharbeiten des Streifens als Musikproduzent mit einbezogen. Natürlich war eine der ersten Fragen der Jugendlichen im voll besetzten Kinosaal an ihn: „Was sollte der Film uns sagen?“ Quandt machte deutlich, es gebe keine bestimmte Aussage, sondern der Streifen behandle allgemein menschliche Themen wie Verrat, Liebe und Vertrauen und werfe Fragen auf: etwa wie hätte ich mich in einer Diktatur verhalten?

Ein Anliegen sei allerdings auch eine differenzierte Sicht auf die DDR gewesen, vieles war weder so holzschnittartig noch so einfach gewesen, wie es heute oft dargestellt wird. Schnell kam dadurch die Frage nach der Authentizität des Films auf. Es sollte von der Ausstattung her schon das Lebensgefühl der Menschen in der DDR deutlich werden, so Quandt. Die Geschichte lehne sich eng an Gundermanns Biografie an, auch dessen Frau und Tochter wurden einbezogen. „Aber das ist ein Spielfilm und keine Dokumentation“, betonte Quandt, „wir haben uns manchmal durchaus künstlerische Freiheiten genommen: Jedoch alles hätte so passieren können!“

Viel Gesprächsstoff bot das Making-of des Films - beispielsweise wie wurde er finanziert und produziert? Natürlich wurde ebenfalls über die Freude gesprochen, wenn ein Werk wie „Gundermann“, entgegen allen Erwartungen, derartig erfolgreich ist und zehn Nominierungen für den Deutschen Filmpreis erhält.

Im Anschluss an die Diskussion lobten einige Jugendliche im kleinen Kreis die zeitgeschichtlichen Informationen des Streifens. Dadurch hätten sie einen guten Eindruck vom Leben in der DDR bekommen. Normalerweise hätten sie „Gundermann“ nicht angesehen, seien aber auch positiv überrascht, wie „cool“ Filmbilder den Unterricht erweitern könnten. Filmegucken ist sowohl für die befragten Jugendlichen als auch für die Lehrerin Heide Buhmann eine wichtige Ergänzung zum Geschichts- oder Deutschunterricht. Viele Jugendliche hatten sich in der Schule vorher bereits mit dem Thema beschäftigt, das jetzt nach dem Kinobesuch fortgesetzt wird.

Die Kuki-Leute Buhmann und Hanspeter Haeseler sind bisher sehr zufrieden mit den von ihnen mitorganisierten Schulkinowochen: „Bis jetzt haben wir 1900 Anmeldungen gehabt und es werden wohl noch einige dazu kommen“, meinte Haeseler. „Für viele Schülerinnen und Schüler ist es ungewöhnlich, Filme auf einer großen Leinwand zu gucken und hinterher darüber zu reden, statt sie lediglich zu konsumieren.“ Buhmann machte noch einmal deutlich, dass die Kinder und Jugendlichen durch die Kinowochen auch viel über Filmsprache lernen könnten.

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Musikproduzent Jens Quandt
© Hanswerner Kruse