f afterpassionSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 11. April 2019, Teil 17

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - So lange es junge Mädchen und heranwachsende Frauen gibt, so lange gibt es solche Schmachtfetzen wie AFTER PASSION, wo es einen nur wundert, warum es keinen deutschen Verleihtitel gibt, der die Romantikschnulze auch im Titel wiedergibt. Vielleicht ist das zugrundeliegende Buch – als Bestseller mit 1,5 Millionen in 40 Ländern, was ja nicht sooo viel wäre – auch im Deutschen so benannt. Was einen ärgert, ist nicht so sehr die herkömmliche Konstellation: braves guterzogenes Mädchen gerät an einen harten Burschen, der sich dann als weich entpuppt, sondern eben auch, daß es immer um sehr betuchte Leute geht.

Von vorne. Tessa Young (Josephine Langford) ist dieses nette Mädchen, immer sozial und allem gegenüber aufgeschlossen, in der Schule genauso munter und an Erfolgen orientiert, wie im privaten Bereich ihr alleinerziehenden Mutter Carol (Selma Blair) eine superbrave Tochter, alles in allem die ideale Schwiegertochter. Doch soweit sind wir noch nicht. Aber immerhin hat sie schon einen Freund, einen Lebensmenschen, als Highschool-Liebe Noah (Dylan Arnold) bezeichnet. Alles platonisch natürlich. Das ist so was von aufgesetzt, daß es einen irritiert. Andererseits ist das Muster ein gängiges und spielt vielleicht in Romantikkomödien oder Romantikdramen – was von beidem ist dieser Film? Beides, nein, keines von beiden durchgängig, eine filmische Soße – spielt also vielleicht in solchen Adoleszenzfilmen eine zu geringe Rolle. Denn natürlich gibt es auch für Mädchen nicht nur die beste Freundin, sondern auch den besten Freund.

Noah also ist eine treue Seele und paßt insofern in seiner Grundüberzeugung gut zu Tessa. Allerdings muß er noch ein Jahr die Highschool besuchen, während Tessa auf die Uni strebt. Sie hat nur eins im Sinn, schnell und gründlich zu studieren, dann einen tollen Beruf ergattern, wahrscheinlich mit Noah bis an ihr Lebensende glücklich und zufrieden leben. Aber vielleicht sind das auch die Phantasien ihrer Mutter und von Noah, die sie als unbeschriebenes Blatt aufnimmt und für das Eigene hält.

Wie auch immer. Von Anfang an, wird Tessa beunruhigt. Als Mutter und Freund sie im Studentenwohnheim einquartieren, empfängt sie eine Dramaqueen, die man überall, aber nicht im Mädchenwohnheim vermuten täte. Der Film spielt immer wieder mit dem, was als Täuschung ja nur vordergründig eine Rolle spielt. Die exaltierte und maskierte Mitbewohnerin Steph (Khadijha Red Thunder) wird sich später als verläßliche Freundin herausstellen, aber erst mal macht der braven Tessa ein solches Gebaren Angst. Und erst die Leute, mit denen sich diese Steph umgibt: Sex und Drogen, genau das, was die Mutter befürchtet hat und was Tessa kalt läßt.

Doch dann will sie sich ihre Langeweile nicht weiter nachsagen lassen und kommt auf eine Party, die Freunde von Steph (Samuel Larsen, Inanna Sarkis, Pia Mia, Swen Temmel) veranstalten. Und dort lernt sie den rebellischen, früher hätte man gesagt, agnostischen, existentialistischen Hardin Scott (Hero Fiennes Tiffin) kennen und lieben? Nein, das erst später. Genau darum geht es. Sie verabscheut sein aufgesetztes Motzverhalten, das Rauchen, Drogen, Alkohol und angeblich supercoole Sprüche. Sie ist von ihm entsetzt und meidet seine Nähe.

Und dann geht‘s wie im Lehrbuch weiter. Tessa hat einen neuen Kumpel am College, Landon (Shane Paul McGhie), der ihr steckt, daß dieser Hardin der Sohn des Uni-Kanzlers (Peter Gallagher) ist und bald sein Stiefbruder werden wird. Und daß er anders sei, als er scheine. Wie auch immer. Sie läßt sich von ihm einladen, an einen ganz besonderen Ort zu fahren. Dort nimmt das Erweckungsdramachen seinen Lauf. Der See in überwältigender Schönheit, die Stille, die Natur, dieser Typ, der auf einmal ganz anderes wirkt als die aufgesetzte Version, mit einem Wort: es passiert. Das ist so simpel wie kitschig und einfach ein Abklatsch von all dem, wo etwas mehr Widerstand nötig ist, um eine rumzukriegen. Die Provinznaive hat nun erst mal das Problem mit ihrem Freund aus Schultagen, der sie besucht und natürlich mitkriegt, was da läuft, beleidigt abhaut. Auch das hat man tausendfach gesehen.

Der Schluß wird noch mit Stolpersteinen belegt, denn Hardin trägt etwas mit sich, was erst einmal zu klären ist. Sicher wird Tessa das alles genauso akkurat erledigen, wie ihr ganzes anderes aufgeräumtes Leben.

Ach könnte man nicht mal Filme drehen, wo existentielle Probleme von jungen Menschen wirklich eine Rolle spielen, wo nicht Bilderbuchmamas alles richten und vor allem, wo mal ein Junge der ist, der sich nach einem Mädchen sehnt - doch, Hardin tut das ja, aber die Aufmerksamkeit liegt auf Tessan, aus deren Sicht der Film uns präsentiert wird. Also, daß die Rollen umgekehrt wären und das Mädchen auf der schwarzen Seite steht, angeblich, und sich dann als Engel herausstellt.

Aber am besten wäre es, solche Filme gar nicht zu drehen. Da sie sich aber verkaufen, einfach, weil die Gefühle der Besucher echt sind, wenn schon nicht die Leinwand, wird es das weiterhin geben. Aber so geschleckt und brav, so hundertprozentig Höhere Tochter muß es wirklich nicht sein.

Foto:
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Info:
Besetzung

Zed Evans........................................Samuel Larsen
Noah.................................................Dylan Arnold
Molly Samuels..................................Inanna Sarkis
Tristan................................................Pia Mia
Landon Gibson..................................Shane Paul McGhie
Jace....................................................Swen Temmel
Steph..................................................Jones Khadijha Red Thunder
Carol Young........................................Selma Blair
Ken Scott............................................Peter Gallagher