Wie alles begann, was jetzt den LEBERKÄSJUNKIE ausmacht

Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 1. August 2019, Teil 4

Roswitha Cousin

München (Weltexpresso) – Ach so, das wußten unsere Leser nicht, daß wir es sind, die durchgesetzt haben, daß das derzeit jährliche bayerische Filmschmankerl um den Eberhofer Franz nicht mehr nur in bayerischen Kinos gezeigt wird, sondern auch außerhalb des ehemaligen Königreichs Bayern! Königreich? Schon, aber verdanken tun die Bayern dies der Pfälzerlinie der Wittelsbacher. Das mußte gesagt werden.

Wir von WELTEXPRESSO haben Rita Falks Verfilmungen in deutsche Kinos gebracht? Echt!! So sehr haben wir den Verleih genervt, mit dauernden Anfragen, wo und wann der jeweilige Film endlich nicht nur in bayerischen, sondern auch deutschen Kinos zu sehen ist, daß er jetzt von alleine den Leberkäsjunkie in „ausgewählte bundesdeutsche Kinos“ bringt. Und nicht nur das. Wir haben auch darüber geschrieben. Sowohl im letzten Jahr, als SAUERKRAUTKOMA als fünfte Verfilmung herauskam, wie auch im Jahr (2017) davor, als die GRIESSNOCKERLAFFÄRE anlief.

Lustig, wir haben uns eben noch einmal alle diese Provinzkrimis hervorgeholt. Zwar sind sie alle bei dtv verlegt, aber sie haben vier unterschiedliche Formate. Wenigstens bei uns. Der erste Fall WINTERKARTOFFELKNÖDEL. Ein Provinzkrimi, in Hellblau mit zwei blümchengeschmückten Namenstassen Oma und Franz auf einem rotkarierten Tischtuch und einer Kuckucksuhr an der Wand auf dem Titel, dieser Krimi ist ganz klein, sicher eine Sonderausgabe nach dem großen Erfolg, den er brachte. Auf Anhieb.

Dann haben wir in Grün den 2. Band DAMPFNUDELBLUES. Ein Provinzkrimi, ganz normal bei dtv. Hier handelt es sich um die 14. Auflage 2018 der ungekürzten Ausgabe von 2012, aber das Original kam schon 2011 heraus. Und die Originale sehen wohl so aus, wie das Größte und dickste unserer bisherigen Eberhoferkrimis SCHWEINSKOPF AL DENTE, aha und auf der Rückseite steht auch Originalausgabe Deutscher Taschenbuch Verlag. Drinnen gibt‘s dann auch ein Glossar und die Originalrezepte von der Oma, aber die bringen auch die dünneren und kleineren Versionen .

Und dann gibt‘s da noch eine Buchausgabe, die wohl den Nachdrucken gleicht, auf der aber DER BESTSELLER ZUM FILM steht. Bei uns in Orange und in einem warmen Gelb und mit den Konterfeis der Darsteller des Eberhofer Franz, den Sebastian Bezel verkörpert, nein, eigentlich ist, und sein kongenialer Freund Rudi Birkenberger, der im bürgerlichen Leben Simon Schwarz heißt. Im vierten Krimi GRIESSNOCKERLAFFÄRE schauen beide mit einem aufgespießten Messer durchs rotkarierte Tischtuch mehr als ratlos aus der Wäsche. Kein Wunder, sie sind mit Handschellen aneinandergefesselt. Der Hund Ludwig – aha, sagten wir es doch, Bayern unter König Ludwig – und der Hund ist übrigens ein Picard, ist ganz gedetscht und gedeckelt, mit der Schnauze auf dem Tischtuch. Im fünften Krimi SAUERKRAUTKOMA sitzen auch beide am Tisch, der Eberhofer Franz mit seinem Dackelblick und sein Kumpel Birkenberger mit seinem üblichen Lächeln, mit dem er Frauen aufreißen will, aber erstmals gibt‘s ein blau kariertes Tischtuch und aus dem überfüllten Sauerkrautteller auf dem Tisch ragen fünf Würstchen.

Und da verließen sie ihn. Unsere Bibliothek gibt keinen weiteren Band her. Und dennoch ist es uns aufgefallen!!! Denn SAUERKRAUTKOMA, 2012 original verlegt und 2018 als Film herausgekommen, ist ja der fünfte Krimi und die fünfte Verfilmung. Aber der sechste Krimi, den wir in der Redaktion nicht gefunden hatten, aber der dagewesen war, schließlich hatte ich ihn gelesen!, achs o, Hörbücher gibt‘s auch! - das war ZWETSCHGENDATSCHIKOMPLOTT, 2015 veröffentlicht. ABER, ABER...keine Verfilmung????!!! Stattdessen geht es in diesem Jahr mit Leberkäsjunkie aus dem Jahr 2016 als sechster Verfilmung weiter.

Und wenn wir schon dabei sind und zu echten Eberhofer Franz Experten werden, dann noch der kleine Hinweis, daß Regisseur Ed Herzog und natürlich auch der Verleih wohl alles erst einmal ausprobieren wollten, selbst in Bayern. Denn, wenn wir so locker von der sechsten Verfilmung schreiben, sind die Verfilmungen doch nicht chronologisch erfolgt. Denn es ging 2013 mit dem Dampfnudelblues (2. Fall) los, die Winterkartoffelknödel (1. Fall) folgten 2014 – wie gesagt, damals streng nur in bayerischen Kinos! - Schweinskopf al dente (3. Fall) kam dann 2016 und brachte wohl so einen Durchbruch, daß es mit den Verfilmungen verläßlich weitergeht : 2017 die Grießnockerlaffäre, 2018 Sauerkrautkoma und 2019 jetzt der siebte Fall als sechste Verfilmung L– und eben nicht Zwetschendatschikomplotteberkäsjunkie, um diese wichtige philologische Erkenntnis auch dem Leser einzuimpfen.

Eigentlich wäre es an der Zeit, mehr über die Erfolgsschriftstellerin Rita Falk zu erzählen. Aber deren Geheimnis ist eben, daß sie um sich – verheiratet, drei große Kinder, in München lebend – gar kein Geheimnis macht. Auch daraus nicht, daß sie es ihrer Arbeitslosigkeit als Bürokauffrau verdankt, daß sie sich an den Tisch setzte und mit dem Schreiben anfing. Sie kennt sich aus mit den bayerischen Verhältnissen, dem Dialekt, den Gemütszuständen, dem Ehe- und Familienleben und natürlich ist der Trick, daß wir alle darüber lachen, daß es genauso kommt, wie man es sich auf Bayerisch vorstellt. Denn neben dem Kadavergehorsam, den es in Bayern auch gibt, wenn die Schwarzen sagen, wo es langgeht, gibt es eben auch den Stachel im Fleisch, den jede Anordnung von oben einem eingefleischten Anarcho derart eindringt, daß er genau das Gegenteil machen wird, von dem, was er soll.

Wir lachen, weil in diesen Krimis, die ja eigentlich Menschenromane mit immer denselben Pointen sind, in einer überschaubaren Welt ein derartiges Durcheinander angerichtet wird – menschlich, mit Sachen, mit Morden etc. -, ein so unglaubliches Chaos, daß wir nur so unsere Freude daran haben.

Deshalb übrigens fällt es auch keinem auf, was bei der jüngsten Verfilmung, bei allem berechtigten Lob, doch als harsche Filmkritik geäußert werden muß: Nur eineinhalb Mal verspeist der Eberhofer Franz den Leberkäs!! Aber gefühlte fünfzehnmal so viel, verschlingt er Würstchen, eines nach dem anderen. Das geht bei einem Titel wie LEBERKÄSJUNKIE natürlich nicht!

Was schrieben wir bei unserem ersten Artikel über die Eberhoferkrimis?

"Also, da sind wir schon hin und hergerissen, weil es eben auch eine verdammte Geldmacherei ist, was da mit den Verfilmungen der ländlichen Krimis von Rita Falk passiert. Kaum ist was erfolgreich, wird es schon in einem Ausmaß vermarktet, daß einem das auch wiederum nicht recht ist, obwohl sie ja was haben, dieser Eberhofer mit den Seinen."

Und machen bei der Vermarktung doch längst dicke mit!

P.S.
1) Längst gibt es ja Konkurrenz, wie z.B. BÜLENT RAMBICHLER und die fliegende Sau. Ein Provinzkrimi, von Anja Bogner, erschienen bei btb 2018. Auch nicht schlecht einen türkisch-fränkischen Ermittler ins Frankenland zu schicken...