Lola-Gewinner des Deutschen Dokumentarfilmpreises 2013, Teil 2
Romana Reich
Berlin (Weltexpresso) –Dann wird die Qualität des mitgebrachten Nektars erst von den Bienen im Stock geprüft und wird sie für gut befunden, dann erfolgt dieses Schwänzeln, mit der den anderen Bienen mitgeteilt wird, wo die nahrungssatten Pflanzen stehen.
Im Film verfolgten wir diese eine Biene, die erst einmal an alter Stelle den zukünftigen Honig saugen will, keine Pflanze mehr vorfindet und darauf in direktem Flug genau zu der Stelle gelangt, die ihr die Vorführbiene durch den Tanz mitgeteilt hatte. Das sieht man mit eigenen Augen und kann kaum glauben, daß solche komplizierten Vorgänge die 'einfachen' Bienen bewältigen. Insofern ist das mit der Hochachtung vor der Schöpfung wiederholt gemeint, die einen beim Anschauen des Films überkommt.
Daß schon Aristoteles den Bienentanz beschrieben hat, ach, schau! Traditionell allerdings hat man den Rundtanz gemeint, der für die nahe Umgebung gilt und ebenfalls als Bienenschwarm wahrgenommen auf der Suche nach einem neuen Zuhause, einem neuen Stock gilt. Der Verhaltensforscher Karl von Frisch kommt nun ins Spiel. Der vermutete schon 1924, daß der Schwänzeltanz nur von Pollensammlerinnen vollführt wird, während den Rundtanz die Nektarsammlerinnen tanzen. Tatsächlich hat er den Schwänzeltanz entschlüsselt und erhielt 1973 dafür den Nobelpreis. Die Forschung ist vorangeschritten, was der Film auch noch vermittelt, was aber unser Vorstellvermögen übersteigt, was das Licht und die Frequenzen angeht.
Deshalb ist es gut, wie der Film wie in einer Gemischtwarenhandlung alle zum Zuge kommen läßt, also auch sehr lange und ausführlich den Menschen, der die Biene als Nutztier betrachtet. Denn die Imker leben vom Honig der Biene und das ganze ist nicht nur ein privatwirtschaftlicher Bereich, sondern sogar ein volkswirtschaftlicher. Allerdings ist für die Zukunft entscheidend, wie die Imker ihre Aufgabe wahrnehmen. Nicht jeder kann dabei ein Forscher sein, weshalb eine große Rolle auch das Berliner Forscherteam bei seiner Arbeit einnimmt.
Dennoch entscheidende Größe für die Qualität des Films bleiben die Aufnahmen von den Honigbienen und die Analyse ihres Zusammenlebens von Königinnen und Arbeitsbienen (befruchtete Eier) und Drohnen (unbefruchtete Eier) als Bienenvolk im Stock, der im Wabenbau mit Honig- und Pollenvorräten angelegt wird. Wir lernen, daß die Wildbiene dagegen als Einzelwesen lebt. Im Film erleben wir, wie das ist, wenn im Stock nur eine Königin vorhanden ist, die durch ihren Duftstoff – Pheromon – signalisiert, wo sie ist, die aber gefährdet ist und was passiert, wenn sie stirbt. Übrigens hat so ein Volk zwischen 20 000 Bienen im Winter und 70 000 Bienen im Sommer.
Hatte, muß man angesichts des Bienensterbens sagen. Das kommt natürlich im Film in seinen Ursachenbennungen deutlich vor. Es sind nicht nur die Pestizide in der Landwirtschaft, sondern auch die industrielle Massenhaltung, die in den USA betrieben wird, die die Bienen ausrotten. Dabei werden Krankheiten schnell übertragen. Überhaupt ist unser Honigbiene anfällig und vor allem die Varroamilbe ihr großer Auslöscher. Warum dagegen die sogenannte Killerbiene, das ist die afrikanisierte Honigbiene, so viel widerständiger ist, wird auf die Umweltfaktoren zurückgeführt.
Daß man auch zu lachen hat, weil die Aufnahmen gar zu komische Situationen zeigt, daß einem aber auch zum Weinen wird, wenn es um das Bienensterben geht, zeigt diese Bandbreite des Films, der das Umfeld der Bienen in alle Richtungen, nicht nur die geographischen beleuchtet. Kein Wunder, daß der Regisseur und seine Mitarbeiter daran fünf Jahre gearbeitet haben.
Info:
DVD Veröffentlichung MORE THAN HONEY ab 15. März 2013
Verleih: Senator Film
Es gibt übrigens auch ein Buch zum Film, das auf 224 Seiten das, was man im Film hört, nennt und die Hintergründe dazu. Die Protagonisten im Film kommen auch in den Kapiteln des Buches zum Sprechen. Es geht um die Biene schlechthin, um das Verhältnis des Menschen zur Biene, um das Bienensterben.
www.morethanhoney.senator.de