f diegomaradona110 v contentgrossSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 5. September 2019, Teil  16

Redaktion

(Weltexpresso) – Ein Film über eine lebende Legende bot Kapadia ein Element, das ihm bei SENNA und AMY: THE GIRL BEHIND THE NAME nicht zur Verfügung stand: aktuelle Interviews mit seinem Titelhelden. Ein Treffen mit Maradona zu arrangieren, war nicht einfach. Aber den Filmemachern kam es zupass, dass der Fußballer SENNA liebte und es sichtlich genoss, dass das Team während der Verhandlungen einen Oscar® für AMY: THE GIRL BEHIND THE NAME gewann.

„Auf seinen Facebook- und Instagram-Seiten war ein Foto von uns, wie wir den Oscar® in Empfang nahmen, und er textete dazu: ‚Diese Typen machen als Nächstes einen Film über mich.‘ Wir verbrachten also viel Zeit damit, ihn an seinem damaligen Wohnort Dubai zu interviewen“, so Kapadia.
Diese Interviews waren allerdings auch eine Her- ausforderung. „Wenn du ihn triffst, läuft das nach einem scheinbar archetypischen Muster ab“, so der Regisseur weiter. „Du kommst an, und sein Team meint ‚Nein, nein, er fühlt sich heute nicht gut. Versuchen Sie’s morgen wieder.‘“

Und so ging das immer weiter. Zu guter Letzt kam es dann doch zu einer persönlichen Begegnung zwischen Maradona und Kapadia, was dann in einer Reihe tiefgreifender Interviews mündete. Es war nicht weiter überraschend, dass sich der Fuß- baller als launenhafter Gesprächspartner erwies. „Man vergisst immer, wie viele Leute Maradona trifft, was er und sein Körper alles durchgemacht haben“, so der Regisseur.

Doch Kapadia ließ nicht locker und bestand auch darauf, dass sein Interviewpartner über die kon- troversesten und sensibelsten Aspekte seines persönlichen Lebens sprach: warum er in Neapel landete, das WM-Spiel gegen England 1986, sei- ne Familie, die Frauen, Drogen, die Probleme mit seinen Kindern. Wie bei all seinen Interview- partnern zuvor musste Kapadia Vertrauen aufbauen.

„Der Prozess war ganz ähnlich wie bisher“, so der Regisseur. „Ich nehme keine Kamera mit. Ich un- terhalte mich mit den Leuten, ich gewinne ihr Ver- trauen und erkläre ihnen, dass wir eine Geschich- te erzählen. Wir ergreifen für niemand Partei. Wir möchten, dass die Wahrheit herauskommt und dass jedermann Teil davon ist.“

Um Maradonas wildes Leben voll ausloten zu kön- nen, brauchten die Filmemacher auch Zugang zu den Menschen, die ihm während seiner Zeit in Neapel nahegestanden waren, insbesondere sei- ne Exfrau Claudia Villafañe und Cristiana Sinagra, seine Exfreundin und die Mutter seines verleugneten Sohnes, sowie auch die Kindern selbst.

„Das funktioniert nur und wir können nur dann einen definitiven Film über Diego machen, wenn jeder mit uns spricht“, so Kapadia. „Den Film ohne Claudia zu machen, wäre falsch gewesen. Sie war mit ihm zusammen, seit sie 15 war. Beide fühlen sich immer noch einander verbunden; sie haben auch zwei Töchter.“

Villafañe besaß zudem sehr aufschlussreiches Filmmaterial, das die Filmemacher sehen wollten. Es war indes eine Herkulesaufgabe, alle Parteien zusammenzubringen. „Wir mussten sehr vorsichtig und sensibel vorgehen. Wir haben sie getroffen, mit ihnen gesprochen, sie interviewt und ihre Ge- schichte erzählen lassen. Dieser Prozess dauerte über drei Jahre.“

Laut Kapadia war dieser Film komplizierter als SENNA und AMY: THE GIRL BEHIND THE NAME: „Obwohl Senna Brasilianer war und ich die Inter- views in Brasilien, insbesondere in Sao Paulo, mit Leuten führte, deren Muttersprache Portugiesisch oder Französisch war, sprachen wir hauptsächlich Englisch. Auch das Material fand sich zum Groß- teil in England. AMY: THE GIRL BEHIND THE NAME wiederum war ein Film, der im Norden Londons angesiedelt war, also war alles auf Englisch.“

„Bei diesem Film jedoch“, so der Regisseur weiter, „spielte sich alles in Italien ab, vor allem in Neapel, die eine ziemlich komplizierte Stadt ist. Wir hatten auch mit Buenos Aires zu tun. Die Haupt- sprachen waren Spanisch und Italienisch, was bei den Interviews eine Herausforderung war. Schließ- lich wollte ich ja zu meinen Gesprächspartnern eine Beziehung aufbauen. Und das machte es auch unserem Cutter Chris nicht einfach.“

Um diesen Film zum Leben zu erwecken und alle nötigen Mitstreiter zu finden, wandte sich Kapadia an zwei Archivproduzentinnen und Recherche-Mit- arbeiterinnen, die Kolumbianerin Lina Caicedo, die sich auf Argentinien konzentrierte, und die Ita- lienerin Fiammetta Luino, die in Italien arbeitete.

Fortsetzung folgt
 
Foto:
Drei Jahre lang reiste Regisseur Asif Kapadia (links) dem Star Diego Maradona hinterher und führte lange Interviews mit der Fußballlegende. © Meazza Sambucetti/​AP/​Shutterstock/DCM Foto: Meazza Sambucetti
 
Info:
Hauptfigur: DIEGO ARMANDO MARADONA
mit Interviews von
SALVATORE BIAZZO • CARLOS BILARDO GUILLERMO BLANCO • JAVIER BLANCO BELVISI CLAUDIO BOTTI JIMMY BURNS• ARNALDO CAPEZZUTO • SALVATORE CARMANDO ANDREA CARNEVALE MIMMO CARRATELLI GABRIELA COCIFFI • GUILLERMO COPPOLA OSVALDO DALLA BUONA ARNALDO DELEHAYE FRANCO ESPOSITO • EGLIS GIOVANELLI • JUAN CARLOS LABURU
DR. NESTOR LENTINI • ANA ESTELA MARADONA • CLAUDIA MARADONA (CALI)
ELSA LUCIA MARADONA (LILI) • JANA MARADONA RITA MABEL MARADONA (KITTY) GABRIELE MARCOTTI PIERPAOLO MARINO • FRANCESCO MAROLDA CÉSAR LUIS MENOTTI LUCIANO MOGGI EZEQUIEL FERNÁNDEZ MOORES • MARCELA MORA Y ARAUJO
GIANNI MURA JULIO OLARTICOECHEA • OSCAR NICOLAUS ALICIA DUJOVNE ORTIZ • ADRIÁN PAENZA CECILIA PAGNI • PAOLO PAOLETTI • ANGELO ROSSI • ANGELO RUSSO RUSSELLI • ISAIA SALES NICOLA SPINOSA • ENRICO TUCCILLO • TIM VICKERY • LEANDRO ZANONI • ENRIQUE MOLTONI

Abdruck aus dem Presseheft