f wolkenSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 19. September 2019, Teil 12

Robert Budina

Albanien (Weltexpresso) - Ich fühlte mich immer schon von einer einzigartigen Geschichte angezogen, die vor sehr langer Zeit geschah. In Shkodra, einer Stadt im Norden von Albanien, gab es einst ein legendenumwobenes Gebäude aus dem 15. Jahrhundert, das sowohl als Kirche als auch als Moschee diente und sechs Tage in der Woche von Muslimen und den verbleibenden Tag von Katholiken für Gottesdienste genutzt wurde. Viele Jahrhunderte zuvor war es bekannt als die Kirche des Heiligen Stephanus. Als das Osmanische Reich Albanien eroberte und den Balkan einnahm, wurde die Kirche zur Moschee des Sultans Mehmet Fatih. Doch auf Befehl von Shkodras höchstem Beamten, dem Wesir Mehmed Pasha Bushatlliu, durften katholische Gläubige weiterhin ihren Gottesdienst an einem Tag pro Woche in der Moschee abhalten.

Ich bin orthodoxer Herkunft, während meine Frau, die Produzentin des Films, in den muslimischen Glauben hineingeboren wurde. Obwohl keiner von uns die Religion praktiziert, in der wir aufgewachsen sind, fragten uns unsere beiden Teenager-Söhne eines Tages, welcher Religion sie angehören. So entstand der Kern der Idee für den Film, verbunden mit der besonderen Geschichte der Kirche und Moschee aus dem 15. Jahrhundert, die mich schon immer fasziniert hat. Aber ich wollte auf keinen Fall einen Film über Religion machen – geschweige denn einen historischen.

Mitte des letzten Jahrhunderts kam in Albanien ein kommunistisches Regime an die Macht. Diese Diktatur versuchte, den Einfl uss aller Religionen auf die Albaner zu zerstören, indem sie den Klerus inhaftierte und tötete. Fast ein halbes Jahrhundert lang hat diese Regierung mit allen Mitteln versucht, das Erbe und die Erinnerung an den Glauben
zu vernichten und durch die kommunistische „Religion“ zu ersetzen.

Meine Absicht war es, die einzigartige Früh- und Spätgeschichte Albaniens zu nutzen, um einen Film zu schaff en, der ein breiteres, internationales Publikum anspricht. Aber es sollte kein Film sein speziell über das religiöse Miteinander, für das mein Land bekannt ist, oder das Trauma, das vom albanischen kommunistischen System
übrig geblieben ist. Stattdessen wollte ich einen persönlichen, intimen, subjektiven Film über die persönliche Beziehung eines Einzelnen zu seiner Gemeinschaft, Familie, Liebe, Religion, zu Gott und der Natur drehen.

Foto:
© Verleih

Info:
Streha mes reve
Drama  Albanien  2018
Farbe   83 Minuten  OmU DF

Darsteller
Besnik        Arben Bajraktaraj
Vilma          Esela Pysqyli
Fitore         Irena Cahani
Fadil          Bruno Shllaku
Alban        Osman Ahmeti
Imam         Muzbaidin Qamili
Hajrie         Helga Boshnjaku

Regie & Drehbuch   Robert Budina