f wolken1Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 19. September 2019, Teil 13

Robert Budina

Albanien (Weltexpresso) - Unser Film erzählt die Geschichte von Besnik, einem Hirten und frommen Muslim, der herausfindet, dass die alte Moschee in seinem kleinen, nordalbanischen Bergdorf einst eine katholische Kirche war. Diese Entdeckung entfacht einen heftigen Streit zwischen den verschiedenen Religionsgemeinschaften, die in diesem abgelegenen Gebiet leben. Besnik ist Teil einer Familie, deren Mitglieder unterschiedliche Weltanschauungen haben und dennoch in Frieden koexistieren.

All dies endet, als Fadil, das Familienoberhaupt und ein ehemalige Kommunist, stirbt. Plötzlich wird das alte Familienhaus, das einst zu gleichen Teilen genutzt wurde, zu einem Zankapfel. Diese Spannungen verstärken sich noch, als der letzte Wunsch des Vaters offenbart wird.
 

Geschichte

In seiner Jugend verliebte sich Besnik in ein junges Mädchen aus einer Familie, die von der Diktatur verfolgt wurde. Fadil, als überzeugter Kommunist, erlaubte seinem Sohn nicht, seine große Liebe zu heiraten. Besniks anhaltendes Trauma über diesen Verlust konnte auch von der Zeit nicht geheilt werden. Fadil, der sich des Schadens, den er seinem Sohn zugefügt hatte, bewusst war, versucht, diesen mit seinem letzten Willen wieder gut zu machen. Das Testament des Vaters erschwert es Besnik aber, seine Familie zusammenzuhalten, und droht, das empfindliche religiöse Gleichgewicht in der Dorfgemeinschaft zu zerstören. Letztendlich muss Besnik eine sehr wichtige Lebensentscheidung treffen.


Stil

Der Film konzentriert sich auf den Charakter von Besnik, seine innere Welt, seine Gefühle in Bezug auf seine Gemeinschaft, Familie, Religion, Liebe, Gott und die Natur. Von Anfang an wollte ich, dass Besnik viel mehr ist als nur ein guter, frommer Gläubiger, der den Lehren seiner Religion folgt. Es war mein Wunsch, dass er viel nachdenkt und versucht, die innere und äußere geistige Natur aller Dinge zu verstehen. Während ich recherchierte, um den Charakter von Besnik und sein Trauma zu verstehen, arbeitete ich eng mit einem Psychologen zusammen.

Im Laufe der Zeit wurde mir klar, dass jeder von uns ein Leben lang in Krisenzeiten Besniks Gefühle durchlebt. Man muss kein Hirte sein, um sich mit Besnik zu identifizieren oder seine eigene Beziehung zur Gesellschaft, seiner Familie oder zu seinem Glauben an Gott zu verstehen. Ich wollte einen intimen, persönlichen Film schaffen, der von Elementen des magischen Realismus geprägt ist, der wie ein Märchen erzählt wird, in dem die Zeit stehen geblieben ist und wir uns fragen, ob die Geschichte so passiert sein könnte, bereits passiert ist oder passieren wird.

Ich wollte die Gefühle dieses Charakters durch Bilder, Poesie und den Klang der Natur, in Verbindung mit Musik, vermitteln, nicht durch Konflikt oder Dialog. Ich wollte, dass das Publikum in Besniks natürliche Welt eintritt, seinen Schmerz miterlebt und das Gefühl hat, dass sie diesen Charakter irgendwie schon vor dem Anschauen des Films gekannt haben. Im ersten Teil der Geschichte betreten wir die Innenwelt von Besnik. Wir erleben die Realität durch seine subjektiven Gefühle. Die innere Welt, die Gefühle und Wünsche von Besnik sind so dominant, dass wir noch nicht einmal ganz sicher sein können, ob die katholischen Gläubigen am Ende wirklich ihre Messe in der Moschee abhalten oder nicht.

Die Metarmophose, die Besnik durchmacht, wollte ich in einer subjektiven Form darstellen. Diese Form ist notwendig, um zu verstehen, wie Besnik die Welt sieht und das Gleichgewicht setzt in Bezug auf seine Gemeinschaft, Religion, Liebe, Gott und die Natur.

Foto:
© Verleih

Info:
Streha mes reve
Drama  Albanien  2018
Farbe   83 Minuten  OmU DF

Darsteller
Besnik       Arben Bajraktaraj
Vilma         Esela Pysqyli
Fitore         Irena Cahani
Fadil          Bruno Shllaku
Alban         Osman Ahmeti
Imam         Muzbaidin Qamili
Hajrie         Helga Boshnjaku

Regie & Drehbuch   Robert Budina