Felix Hassenfratz
Berlin (Weltexpresso) – »„Verlorene“ ist trotz seiner starken regionalen Verortung eine universelle Geschichte. Sie stellt die Frage nach dem Spannungsverhältnis von Missbrauch, Macht und der Sehnsucht nach Liebe. Mich interessieren Figuren, die an ihrer Welt festhalten. Menschen, die ihre Beziehungen aufrechterhalten wollen, auch um den Preis der Unterdrückung. Der paralytische Zustand des Hoffens, des Glaubens an ein gerechtes Ende, ist eine Demut, der ich trotz aller Zweifel nur meine wahre Hochachtung aussprechen kann.
Im Kern der Erzählung steht die Beziehung zweier Schwestern an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Sie sind am Ende stärker als die Erwachsenen selbst. Ich erzähle von einem Milieu, in dem ich selbst aufgewachsen bin – der badischen Provinz, die Mitte der Bürgerlichkeit, unter der es brodelt. Es ist eine Erzählung von Heimat: der Ab-wesenheit des Unbekannten oder dem Wunsch danach. Ein fragiles Gleichgewicht, in dem Störungen hart bestraft werden. Vielleicht kann man „Verlorene“ als einen modernen Anti-Heimat-Film bezeichnen.
Meine Geschichte ist inspiriert von Filmen, die wissen, an welchem Ort sie spielen. Filme mit einem dokumentarischen Ansatz, wie dem der Dardenne-Brüder. Filme von Jon Jost, Valeska Griesebach, Götz Spielmann u. a. Sie handeln von dem, was unter der Oberfläche der Normalität liegt.
„Verlorene“ ist eine Geschichte über die Kraft der Liebe im Angesicht des Verrats. Den Umgang mit einer Tat, für die es keine Worte gibt. Das Festhalten an der eigenen Wahrheit gegen jede Vernunft. Der Versuch des Aufgebens der Lüge und die Unmöglichkeit dessen. Dem Wunsch nach Gerechtigkeit. Ein süddeutsches Siebenhundert- seelen-Dorf. Eine Familie zerbricht. Wenn man genau hinsieht, könnte es überall sein.«
Regisseur
Felix Hassenfratz – Regie & Buch
Felix Hassenfratz, geboren 1981 in Heilbronn, lebt und arbeitet in Köln. Nach dem Zivildienst war er als freier Autor sowie Setfotograf und Regieassistent tätig, u. a. für Romuald Karmakar. Von 2004 bis 2007 studierte er Filmregie an der Internationalen Filmschule Köln und arbeitete anschließend als freier Regisseur für Fernsehformate u. a. im Kinder- und Jugendprogramm.
Seine Filme wurden mehrfach ausgezeichnet und fanden auf internationalen Festivals Aufmerksamkeit. Sein Kurz-Spielfilm „Der Verdacht“ (FBW-Prädikat: besonders wertvoll) gewann den Deutschen Kurzfilmpreis, die vierteilige Dokureihe „Schnitzeljagd im heiligen Land“ den Grimme-Preis in der Kategorie Kinder- & Jugendprogramm.
„Verlorene“ ist sein Kino-Debüt und feierte auf der Berlinale 2018 in der Sektion Perspektive Deutsches Kino seine Weltpremiere. Ausgezeichnet als Bester Debütspielfilm in Biberach und mit dem NDR Nachwuchs-Filmpreis in Emden.
Filmografie (Auswahl)
2018: „Verlorene“ (Lang-Spielfilm)
2012: „The Alqueva Project“ (Dokumentarfilm)
2011: „Schnitzeljagd im Heiligen Land“ (Dokumentarreihe) 2010: „Unser Haus in Schlesien“ (Dokumentarfilm)
2008: „Der Verdacht“ (Kurz-Spielfilm)
2007: „Der Bäcker war’s“ (Kurz-Dokumentarfilm)
Foto:
© Verleih
Info:
Neu auf DVD'' und Blu-ray ab dem 23. September 2019
© W-film
Deutschland 2018
Filmstart in Deutschland: 17.01.2019
R: Felix Hassenfratz
B: Felix Hassenfratz
P: Max Frauenknecht, Benedikt Böllhoff
K: Bernhard Keller
Sch: Barbara Toennieshen
M: Gregor Schwellenbach, Paul Eisenach
A: Jan Lasse Hartmann
V: W-film
L: 91 Min
Darsteller:
Maria Dragus, Anna Bachmann, Clemens Schick, Enno Trebs, Meira Durand, Anne Weinknecht
Abdruck aus dem Presseheft