von Lida Bach
„Die Welt liegt im Chaos.“, verheißt ein Vortitel eine Ära von Geheimorganisationen, schmutzigen Machenschaften und Gewalt. Verheißungsvoll sind diese Szenarien - als solide Basis für Autoren, von Drehbüchern oder Romanen. Einer von Ersten und einer von Zweiten „Killer Elite“, die in Gary McKredys gehetztem Thriller ihr blutiges Handwerk ausübt.
Der Titel scheint eine halb ironische Anspielung auf das Ensemble der auf wahren Begebenheiten basierenden Buchadaption. Jason Statham und Robert De Niro verkörpern die Spezialagenten Danny und Hunter, einen Mentor und den Schüler, der ihn überholt hat. Nachdem Danny bei einem Auftrag das Gewissen aus verschreckten Kinderaugen anblickt, ist er raus aus dem Geschäft. Doch seine Vergangenheit folgtihm bis in die australischen Outbacks, in die er sich zurückgezogen hat. Um Hunters Leben zu retten muss Danny drei Spezialkämpfer der Luftwaffe umbringen. Deren Anführer Spike (Clive Owen) erweist sich als größeres Risiko als die Schuldbekenntnisse der, die Danny seinem Auftraggeber, einem todkranken Scheich (Rodney Afif), vorlegen muss.
Drei seiner vier Söhne ermordete der britische Geheimdienst. Das Blutrecht der Wüste fordert den Tod der Mörder und Danny muss es durchsetzen in dem in fahles Licht getauchten Agententhriller. Die schmutzigen Farben der in nervösen Spannungsbögen eingefangenen Kampfszenen verweisen auf die dreckigen Machenschaften, um die „Killer Elite“ beständig kreist, ohne sich ganz auf sie zu konzentrieren. „Ich kenne euch Typen. Alles, was ihr wollt ist die Action.“, sagt einer der Protagonisten zu Danny. Fast scheint es, als spräche der Drehbuchautor zu seinem Publikum, doch drohen die staatlichen Verwicklungen von Agenten und Hintermännern brisant zu werden, schwenkt der Plot unerwartet zu Dannys Privatleben, geprägt von Desillusionierung über seine Tätigkeit und die bis in höchste Ebenen wuchernde Korruption.
Als „Spezialagenten“ werden Danny und Hunter bezeichnet, doch dies ist kaum bitterer Euphemismus: ihre Tätigkeit gleicht der von Auftragsmördern. Kaum anders als ihre Zielpersonen sind sie zum Töten ausgebildet. „Geier“, die von internationalen Intrigen und Kriegen leben wie ihr namenloser Agent (Adrewale Akinnuoye-Agabje) sagt, dass er es von „Männern wie ihnen“ tue. Was dies für Männer sind deutet sich nuran in der makellosen Action, wie auch die politischen Verwicklungen vage bleiben. „The Feathermen“ nennt sich der skrupellose Altherrenclub, der die Fäden der mörderischen Affäre zieht. Ihre Berührung sei leicht, sagt einer von ihnen. Leicht sind auch die Berührungspunkte zwischen der Buchvorlage von Sir Ranulph Fiennes und Verfilmung. Eine geschliffene Pointe, die letzter gelingt, ist die Zahl „1980“. Dort verortet der Vortext den Plot, der ebenso gut in der Gegenwart spielen könnte. Die sich aufdrängenden Parallelen zwischen den inszenierten Ereignissen und der aktuellen weltpolitischen Lage unterwandern die dramaturgischen Zugeständnisse an die Konventionen des Genrekinos.
Das eingängige Spiel der Darsteller, die effiziente Story und eine ausgewogene Mischung aus Adrenalin und Gehirn sorgen für Actionunterhaltung, die treffsicher und altvertraut ist, wie der in einer Szene zitierte Spruch, der in den 80ern noch neu war: „Dass du nicht paranoid bist, bedeutet noch lange nicht, dass sie nicht auch hinter dir her sind.“
Oneline: Treffsicherer Ensemblethriller mit solider Besetzung.
Titel: Killer Elite Land/ Jahr: Australien 2011 Regie: Gary McKredy Drehbuch: Matt Sherring Kamera: Simon Duggan Schnitt: John Gilbert Musik: Johnny Klimek, Reinhold Heil Darsteller: Jason Statham, Robert De Niro, Clive Owen, Dominic Purcell, Adrewale Akinnuoye-Agabje, Aden Young, Yvonne Strahovski, Matt Nable, David Whiteley, Rodney Afif Verleih: Concorde Kinostart: 27. Oktober 2011