Noch bis 3. November 2019 im Zeughauskino Berlin
Romana Reich
Berlin (Weltexpresso) - Wir hatten schon einmal auf die Seit Anfang Oktober laufende Filmreihe hingewiesen, die jetzt in ihre letzte Woche geht. Als das Präsidium des Ministerrats der DDR im Mai 1965 die Einführung des Farbfernsehens beschloss und wenig später den Start des zweiten, farbtüchtigen Programmkanals auf den 3. Oktober 1969 festlegte, sollte vor aller Welt die Leistungsfähigkeit und Modernität des Sozialismus bewiesen werden.
Dank eines großen ökonomischen Aufwands konnte diese Vorgabe trotz des engen zeitlichen Rahmens erfüllt werden. Am 20. Jahrestag der Gründung der DDR wurde das Farbfernsehen symbolträchtig zusammen mit dem Fernsehturm in der Mitte Berlins als weithin sichtbares Architekturwahrzeichen der DDR in Betrieb genommen.
Die technische Neuerung ging einher mit dem Wunsch nach einer reformierten Programmarbeit. Anlässlich des 50. Jahrestags der Eröffnung des Berliner Fernsehturms und des Starts des zweiten Fernsehprogramms der DDR stellt die Reihe zehn Fernsehspielfilme vor, die einerseits Teil eines sich wandelnden DDR-Fernsehens sind. Deren Produktions- und Rezeptionsgeschichten verdeutlichen aber auch, welche Grenzen den Spielräumen gesetzt waren bzw. welche Konsequenzen innovativ arbeitende Fernsehschaffende zu tragen hatten.
Abgesehen von der Literaturadaption Der kleine Prinz, die als ein Programm-Highlight des neuen Farbfernsehens vorgesehen war, dann aber aus rechtlichen Gründen 1969 nicht ausgestrahlt werden durfte, handelt es sich ausschließlich um Gegenwartsfilme. Die TV-Produktionen brechen zum einen mit den Helden- und Arbeiterfiguren früherer Fernsehfilme. Charaktere werden widersprüchlicher, ambivalenter. Sie sind näher an den tatsächlichen Erfahrungen der Arbeitswelt und komplexer, insofern sie mehr psychologische und zwischenmenschliche Facetten besitzen.
Die zweite Gruppe stellt das Verhältnis der Geschlechter in den Mittelpunkt. Auffällig viele Fernsehspiele der 1970er und 1980er Jahre erzählen Beziehungs- und Emanzipationsgeschichten: insbesondere Frauen, die für ein selbstbestimmtes Leben streiten, die sich klassischen Geschlechterrollen widersetzen und für individuelle Lebensentwürfe plädieren; Ehen, die in die Krise geraten und auseinanderzubrechen drohen. Eine eigenartige Mischung aus künstlerischer Leistung und gesellschaftlicher Solidarität ist den ausgewählten Fernsehspielfilmen eigen.
Im Auftrag des Fernsehens der DDR wurde von Thomas Beutelschmidt kuratiert und ist eine Kooperation mit dem Deutschen Rundfunkarchiv. Ausführliche Angaben finden Sie auf unserer Homepage.
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