Space Dogs – Belka i Strelka

von Lida Bach

Kalter Krieg? Im August 1960 herrschte Frühlingsstimmung zwischen den Staatschefs der UDSSR und USA. John F. Kennedy musste seinen Kindern das Haustier nicht selbst kaufen, wie Barack Obama, weil Nikita Chruschtschow Töchterchen Caroline Kennedy ein Hündchen schenkte. In der Computeranimation wirkt es seelenlos, aber das macht nichts. Es ist nämlich auch klein, weiß und fluffig und genauso heißt es. Mit Fluffy beginnt das überdrehte Weltraumabenteuer, das es als einer der wenigen russischen Animationsfilme bis in die hiesige Kinos schafft. Held jedoch ist nicht Fluffy, sondern seine weltberühmte Zirkusstar-Mutter und auffällig weniger deren Straßenköter-Gefährtin: Belka und Strelka.

 

Dass die beiden Hundehauptfiguren nicht in gleichem Maße heldenhaft erschienen passt zu dem filmischen Motto, das Fluffy verkündet: Alle Hunde sind gleich aber manche sind gleicher. Ein räudiger Straßenhund kann da einfach nicht so mutig sein wie ein fleißig fürs Kollektiv arbeitender Show-Star. Jedem politischen Hintersinn des von Belkas Zirkus auf die Straßen Moskaus ins Hundekosmonauten-Lager ins All und zurück zur Erde hetzenden Plots ist Genüge getan mit der Anspielung auf George Orwell, dessen Systemkritik an der schön gefärbten Film-SU abperlt.

 

Der kulturelle Hintergrund wirkt amorph und fantasielos wie die tierischen Statisten, die ihre Dialoge im Maschinengewehrtempo herunter rattern und sich in Slapstick überschlagen. Mit plakativem Humor ist das Drehbuch großzügig wie die Zirkustiere mit Raketenzündstoff:„Glaubst du, dass ist zu viel?“ - „Passt schon. Tu es dazu.“ Was Ben Stassen in „Fly me to the Moon 3D“ auf belgisch vormachte, ahmen das Regie-Duo Inna Evlannikova und Svyatoslav Ushakov auf russisch nach: „Fly me to the Stars 3D“. Die drei Fliegen sind nun drei Hunde. Ja, drei. Schäferhund Kazbek schlich sich heimlich an Bord. Dass die russische Raumfahrtbehörde das geheim hält, wundert nicht. Die Amis haben ja auch das mit den drei Fliegen vertuscht.

 

Mit enervierender Anbiederung an Ex-Sowjetstaat und USA singt der seichte Kinderfilm ein Loblied auf die Systemtreue und Opfermentalität von Belka, „erste Raketen-Hündin der Welt“ War das nicht Laika? Durch Giftfutter zu sterben ist nicht so heroisch, wie zurückzukehren und ein konformes Happy End zu garantieren. „Je weniger ihr wisst, desto besser schlaft ihr.“, knurrt Ausbilderhund Kazbek zu Hundekadetten und  Kinderpublikum. Letzten bleibt angesichts der lieblos animierten und erzählten Heldenhymne nur Belkas Mantra: „Was einen nicht verletzt, macht einen stärker.“

 

Oneline: Alle Hunde kommen in den Kinohimmel.

 

Titel: Space Dogs – Belka i Strelka Land/ Jahr: Russland 2010 Laufzeit: 85 Min. Regie: Inna Evlannikova, Svyatoslav Ushakov Drehbuch: John Chua, Aleksandr Talal Schnitt: Kirill Agafonov, Igor Chypin, Vincent Devo, Svetlana Putko Darsteller: Elena Yakovleva, Anna Bolshova, Yevgeny Mironov Verleih: Kinostar Kinostart: 10. November 2011