f marei3Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 7. November 2019, Teil 10

Redaktion

Paris (Weltexpresso) - „Am 4. Mai 2012, einen Tag vor der zweiten Runde der französischen Präsidentschafts-wahlen, ist der damalige Premierminister François Fillon zu Gast im Morgenmagazin von France Inter. Eine Hörerin spricht ihn auf den Fall eines elfjährigen Jungen an, der gerade französischer Schachmeister geworden ist. Das Kind ist obdachlos, hat keine Papiere, lebt mit seinem Vater illegal in Créteil, einer Gemeinde im Großraum Paris. Es läuft Gefahr, jeden Augenblick ausgewiesen zu werden. Seit ein paar Tagen geht der Fall durch alle Medien und erregt die Gemüter. Auf Sendung verspricht François Fillon, sich um das Problem zu  kümmern ...“

Auszug aus dem Vorwort des Buchs „Spiel um dein Leben, Fahim!“
erschienen bei HEYNE

Fahim Mohammad heißt dieser elfjährige Junge, der im Jahr 2012 die französische Schachmeisterschaft in Marseille gewann. 2013 wurde er Jugendweltmeister. Ein illegaler Flüchtling aus Bangladesch, der im Alter von acht Jahren seine Mutter und sein Heimatland verlassen musste und Asyl in Frankreich suchte, hatte es tatsächlich geschafft, seinen größten Traum zu verwirklichen. In DAS WUNDER VON MARSEILLE erzählt Regisseur Pierre François Martin-Laval diese unglaubliche Geschichte jedoch nicht als erschütternde Sozial-Dokumentation, sondern als ebenso spannendes wie humorvolles und dabei beinahe märchenhaft anmutendes Drama in wunderschönen Bildern mit großartigen Schauspielern und beeindruckend authentischen Laiendarstellern. Gleichzeitig macht er mit seinem Film auf das aktuelle Schicksal vieler Asylbewerber aufmerksam, denen mehrheitlich in ihrer Heimat der Tod droht. Aber Fahims Geschichte ist mehr als bloß ein bewegendes Beispiel für die düsteren Flüchtlingsschicksale unserer Zeit. Sie ist auch ein herzerwärmendes Zeugnis für die mutige Entschlossenheit eines kleinen Jungen und für die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit von Fremden.

Der junge Hauptdarsteller Assad Ahmed teilt mit dem realen Fahim Mohammad nicht nur die gemeinsame bengalische Herkunft, sondern lebte zu Beginn der Dreharbeiten selbst erst seit kurzer Zeit in Frankreich, so dass er erst während der Produktion des Films die französische Sprache erlernte. Und obwohl er noch nie zuvor ein Schachbrett gesehen hatte, brauchte er nur wenige Wochen, um das Spiel zu erlernen und Partien zu gewinnen. Der kleine Assad ist also ebenso wie seine Filmfigur Fahim ein echter Kämpfer.

Der von Gérard Depardieu verkörperte Schachtrainer Sylvain hieß im echten Leben Xavier Parmentier. Er trainierte mehr als 20 Jahre lang die französische Jugendschachmannschaft und förderte dabei viele junge Talente aus den Pariser Vororten. Zusammen mit Sophie Le Callennec verfasste er das Sachbuch „Spiel um dein Leben, Fahim!“ auf dem dieser Film basiert. Ihm widmete Regisseur Pierre François Martin-Laval schließlich auch seine Verfilmung, weil der ebenso geniale wie extravagante Schachtrainer, der Fahim bis 2016 trainierte, leider noch vor Fertigstellung des Films im Alter von nur 53 Jahren verstarb.

Fahims Mutter und Geschwister kamen erst 2015 endgültig nach Frankreich. Bis heute, fast elf Jahre nach Fahims Ankunft in Frankreich, haben weder er noch seine Familie die französische Staatsbürgerschaft erhalten. Auf Initiative des französischen Premierministers erhielt Fahims Vater Nura 2012 eine offizielle Aufenthaltsgenehmigung, die es ihm ermöglichte, in Frankreich zu arbeiten und auch ins Ausland zu reisen. Als minderjähriger Ausländer bekam Fahim zunächst nur eine Reisegenehmigung für den Schengen-Raum. Mit seiner Volljährigkeit (in diesem Jahr) erhielt er nun erstmals eine Aufenthaltsgenehmigung, die zunächst nur für ein Jahr gültig ist. Bevor er die französische Staatsbürgerschaft beantragen darf, muss er sich noch fünf weitere Jahre gedulden.

FORTSETZUNG FOLGT

Foto:
© Verleih

Info:
BESETZUNG

Fahim      Assad Ahmed
Sylvain Gérard Depardieu
Mathilde Isabelle Nanty
Nura Mizanur Rahaman
Luna Sarah Touffic Othman-Schmitt
Louis Victor Herroux
Max Tiago Toubi
Alex Alexandre Naud
Eliot Pierre Gommé
Dufard Axel Keravec
Fressin Didier Flamand
Peroni PIERRE FRANÇOIS MARTIN-LAVAL

u.v.a.

STAB

Regie PIERRE FRANÇOIS MARTIN-LAVAL
Drehbuch PIERRE FRANÇOIS MARTIN-LAVAL,
THIEBAULT VANHULLE, PHILIPPE ELNO

Abdruck aus dem Presseheft