f hust2Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 28. November 2019, Teil 7

Redaktion

Los Angeles (Weltexpresso) – Dass die Frauen einen so komplexen Schwindel durchziehen, ist ihre Reaktion auf ein kaputtes System, bei dem sie sich am unteren Ende der patriarchalischen Hierarchie wiederfinden. Und zwar ungefähr seit Anbeginn der Zeit. Ihr Ringen darum, diesen Kreislauf zu durchbrechen, spricht einen ganz unmittelbar an. Letzten Endes machen sie nur das, was alle anderen auch machen: Sie wollen sich und ihren Familien ein lebenswertes Leben ermöglichen und sich den amerikanischen Traum erfüllen, der ihnen – und vielen anderen – eigentlich immer unerreichbar schien.

Ihre erfinderische, wenngleich ethisch fragwürdige Taktik beinhaltet das Manipulieren der Drinks ihrer Opfer, eine schier endlose Masse mächtiger Führungspersönlichkeiten der Wall Street, die Stripperinnen stets nur als Spielzeug betrachtet haben. Seit langem haben sich diese Tycoons die Taschen gefüllt mit den zerbrochenen Träumen ganz normaler Amerikaner. Und genau das ist der Grund für die Ladys, den Spieß endlich umzudrehen.

Dennoch kann man die Handlungen der Frauen kaum als heroisch bezeichnen. Entsprechend sagt Jennifer Lopez: „Natürlich sind sie Antiheldinnen und Überlebende eines Spiels, dessen Vorzeichen gegen sie sprechen. Alles beginnt mit der Idee, es den Mackern der Wall Street heimzahlen zu wollen, die das Land 2008 abstürzen ließen. Aber wie das immer so ist beim Abzocken, fällt es schwer wieder mit dem Spielen aufzuhören, wenn man einmal angefangen hat.“

HUSTLERS hat auch einigen Spaß damit, gängige Geschlechterkonventionen auf den Kopf zu stellen. „Es gibt eine Dialogzeile im Film, in der es darum geht, dass sich die meisten Männer niemals trauen würden zuzugeben, dass sie von einer Frau abgezockt wurden“, erzählt Lopez weiter. „Ihr Stolz hält sie davon ab, so etwas den Behörden zu melden. Diese Männer sind nicht daran interessiert herauszufinden, wer diese Frauen sind. Sie sind interessiert daran, sie zu dem zu machen, was sie sich vorstellen. Ganz sicher ist es für sie unvorstellbar, dass diese Frauen den Spieß umdrehen und sie ausnehmen könnten. Das würde die Fantasie ruinieren. Diese Typen fühlen sich unberührbar, und sie ahnen nicht, was mit ihnen passieren wird.“

Die Methoden der Frauen, sagt Elaine Goldsmith-Thomas, machen deutlich, mit welchem Können die Schauspieler und Lorene Scafaria die Figuren gezeichnet haben: „Sie tun Dinge, die man selbst sofort als falsch einstufen würde, aber Lorene und den Schauspielerinnen gelingt es dennoch, dass man sie in sein Herz schließt.“

„Jeder in diesem Film spielt mit hohem Einsatz und versucht einfach nur durchzukommen“, fügt Jessica Elbaum hinzu. „Was die Frauen machen, ist nur ein Spiegel dessen, was zuvor die Männer mit ihnen gemacht haben.“

Lorene Scafaria merkt überdies an, dass sie sich selbst auch als „Hustler“ bezeichnen würde, wenngleich augenzwinkernd: „Ich weiß, was Hustle bedeutet. Um das Geld für meine Filme zu bekommen, muss ich für andere einen Tanz aufführen.“

Obwohl Destiny den materiellen Gewinn aus den Raubzügen zu schätzen weiß, geht es ihr doch um sehr viel mehr als um Dollars und Reichtum. „Ich glaube nicht, dass Destiny ihre Handlungen rechtfertigen will. Ich denke, dass sie sich einfach zu wohl fühlt, Teil dieser Familie zu sein, Teil von etwas Größerem zu sein, eine Wir-gegen-die-Welt-Sache“, erklärt Constance Wu.

Dabei empfindet Lorene Scafaria nicht nur für die Tänzerinnen Sympathie, sondern auch für die Männer, die ihnen dabei zusehen. „Ich wollte kein Geschlecht oder eine Berufsgruppe schlechtmachen“, erläutert sie. „Obwohl diese Frauen in einem Wertesystem gefangen sind, das niederträchtig sein kann, fühle ich für die männlichen Figuren genauso. Während die Frauen für ihre Schönheit wertgeschätzt werden, sieht man in ihnen nur den Reichtum und die Macht. Das System ist für sie genauso kaputt.“

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© Verleih

Info:
HUSTLERS
mit
Constance Wu, Jennifer Lopez, Julia Stiles, Keke Palmer, Lili Reinhart, Mercedes Ruehl, Cardi B, Lizzo, Mette Towley u.a.
Regie & Drehbuch: Lorene Scafaria
Kinostart: 28. November 2019
Laufzeit: 110 Minuten