f rainySerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 5. Dezember 2019, Teil 5

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Es ist wirklich der 49. Film des 84jährigen Regisseurs von neurotischen Männergestalten, denen tatkräftige Frauen sagen, wo es lang geht, oder auch von neurotischen Frauen, die echte Männer vermissen und sich welche stricken müssen, von Woody Allen, der schon eine MeToo-Debatte hatte, als es diese noch gar nicht gab.

Wie verhält man sich dazu? Im Fall von Woody Allen ist mir alles klar., obwohl ja nichts klar ist. Das soll heißen, wenn man nach den Vorwürfen der 90er Jahre, die um den Mißbrauch der Pflegetochter gingen, die er dann – sie noch unter zwanzig – heiratete und bis heute verheiratet ist, der alte Knilch, noch seine Filme in den USA finanzierte und vermarktete, so daß viele Amerikaner und mit ihnen die ganze Welt diese Filme ansahen, dann ist es scheinheilig, bei der heute flammenden MeToo-Debatte, die uns gar nicht flammend genug sein kann, ein so altes Eisen wie Woody Allen mitzurösten. Schön, daß manche aufgewacht sind und Konsequenzen fordern, aber bei Woody Allen war gar nichts mehr zu erhellen. Was wir aber auf jeden Fall machen, ist, endlich beim Rowohlt Verlag das Buch zu erbitten, das sein Sohn Ronan Farrow über Weinstein und die Folgen (und die Voraussetzungen) geschrieben hat und von dem ich nur hörte, es sei hervorragend.

Den Film, den wir sehen können, hatte Allen 2018 nicht fürs Kino gedreht. Es war eine Amazon Prime Produktion, die aber vom Online-Haudrauf wegen der MeToo-Vorwürfe nicht gezeigt wurde und wird, wogegen Allen klagte und deshalb den Film nun im Kino anbieten darf, was sich aber in den USA die Kinos nicht trauten, die Europäer schon.

Und nun zum Inhalt, der leicht erzählt ist, wobei fast wichtiger die Interpretation ist, die vom Inhalt nicht zu trennen ist. Sagen wir es gleich, uns hat der Film gefallen, als ein Film, der so tut, als ob die Welt heute noch so sei, wie sie mal war und Unschuldige schuldig werden, Schuldige aber auch unschuldig. Denn wir sind dabei beim Erwachsenwerden und Liebesleben von dreien, die sich noch ausprobieren müssen und ihre Rollen mal versuchsweise durchspielen, ob sie zu ihnen passen, nämlich die Vorstellung von sich selbst zur wirklichen Person. Ein interessantes Thema und ein ewiges Filmthema dazu.

Wenn das junge Pärchen Ashleigh (Elle Fanning) und ihr Freund Gatsby (Thimothée Chalamet) zum Wochenende aus ihrer Eliteuniversität auf dem Land nach New York aufbricht, wo er herkommt und seine Eltern ein großes Haus führen, dann geschieht dies, weil die ehrgeizige, blonde, angepaßte Ashleigh als Redakteurin der Uni-Zeitung beim weltberühmten Regisseur Pollard (Liev Schreiber) ein Interview ergattert hatte. Entsprechend nervös ist sie. Und Gatsby will kein Klotz am Bein sein, denn er hat ja dann mit ihr das Wochenende noch vor sich. Dachte er. Doch alles entwickelt sich dynamisch.

Das hat wirklich etwas Spielerisches und erinnert gleichzeitig an das, was auch im echten Leben passiert, daß man bei A anfängt, aber bei, sagen wir mal, F herauskommt. Denn als Ashleigh ihr Interview führen will, ist der Starregisseur erst einmal von ihrer Jugend irritiert, dann hingerissen, nimmt sie mit zu Treffen, die auf einmal stattfinden müssen. Sie selbst befindet sich in einem Taumel...

Währenddessen tritt eine dritte Junge auf, die rotzfreche Shannon (Selena Gomez), die Gatsby – doch, diesem Jungen diesen Vornamen zu geben, ist natürlich auch eine Frechheit – seit Kindertagen kennt, zudem ist sie die jüngere Schwester einer Exfreundin. Die sofort fühlbare Nähe, ist Shannon überhaupt nicht recht und so nähern sich die beiden über einen Konflikt nach dem anderen an. Denn, wie das Schicksal will, bzw. Drehbuchschreiber + Regisseur Allen, treffen sie unabsichtlich an diesem Tag ständig aufeinander.

Mehr muß man eigentlich gar nicht erzählen, weil nicht die Handlung Träger dieser Geschichte ist, sondern die drei jungen Leute. Und da bin ich völlig anderer Meinung als manche, die sagen, der uralte Allen hat drei Jugendliche kreiert, die vielleicht zu seiner Zeit jung waren. Für heute sind sie altmodisch. I wo, das sind drei völlig unterschiedliche junge Menschen, die alle drei typische Möglichkeiten darstellen, die sich im richtigen Leben ausprobieren, ein Vorrecht der Jugend. Nicht mehr und nicht weniger.

Foto:
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Info:
Besetzung
In den Hauptrollen (in alphabetischer Reihenfolge)
Gatsby           Timothée Chalamet
Ashleigh         Elle Fanning
Chan              Selena Gomez
Ted Davidoff           Jude Law
Francisco Vega      Diego Luna
Roland Pollard       Liev Schreiber