Latte IgelSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 25. Dezember 2019, Teil 4

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Auf der Waldlichtung hat es schon lange nicht mehr geregnet - selbst der Teich ist ausgetrocknet. Die Tiere sammeln den Tau in Kürbissen und verteilen das Wasser gleichmäßig. Um eine Lösung zu finden, ruft der Hase die erwachsenen Tiere zu einer Ratsversammlung zusammen.

Während die Erwachsenen beraten spielen die Tierkinder miteinander. Allerdings darf der etwas ängstliche Eichhörnchenjunge Tjum nicht mit den anderen Kindern spielen. Als das recht unbeliebte Igelmädchen Latte ihn verteidigt, findet er heraus, dass sie in einem leeren Schneckenhaus heimlich Wasser gesammelt hat, das sie auch nicht an die Allgemeinheit abgeben will. Beim anschließenden Gerangel wird nicht nur das von Latte gesammelte Wasser verschüttet, sondern Tjum fällt auf den Kürbis und alles Wasser versickert im Boden.

Beim Rat der Tiere erzählt der weise Rabe Korp eine alte Geschichte, dass das Wasser ausbleiben würde, weil der Bärenkönig Bantur den magischen Wasserstein von der Bergspitze gestohlen und in seinem Palast im Nordwald versteckt hätte. Damit das Wasser wieder fließen kann, muss der Stein an seinen Ursprungsort zurückgebracht werden.

Die erwachsenen Tiere halten dies für eine Sage und trauen sich nicht die Lichtung zu verlassen. Da entschließt sich Latte den Wasser spendenden Stein allein zu suchen, denn auch ihr Vater ist vor einiger Zeit weggezogen und nicht wieder zurückgekommen. Nachdem Latte losgezogen ist, folgt ihr Tjum, denn er will das Igelmädchen unbedingt zur Rückkehr überreden. Doch die eigensinnige Latte lässt sich nicht von ihrer Wanderung abhalten.

Unterwegs treffen die beiden kleinen Streithähne immer wieder auf Tiere, die sie entweder verfolgen oder die ihnen helfen, wie ein Biber, der sicherheitshalber schon mal Bäume fällt und Dämme baut und dadurch Tjum und Latte vor einem Luchs rettet. Dann ist da die geheimnisvolle Kröte, die ihnen zwar droht sie zum Abend zu verspeisen, die ihnen aber ein schmackhaftes Essen serviert und ihnen noch Wasserbeeren als Wegzehrung mitgibt. Später treffen sie auf ein Rudel Wölfe, die sie zwar gerne fressen würden, sie aber weiterziehen lassen als sie von ihrer Aufgabe erfahren.

Doch dann streiten sich Latte und Tjum wieder einmal und trennen sich. Latte trifft auf einen allein lebenden Igel, der ihr - nur um sie loszuwerden - den Eingang in die Bärenhöhle zeigt. Zur gleichen Zeit trifft Tjum auf das Bärenjunge Prinz Amaroo, der sich als freundlich und hilfsbereit entpuppt und der sich gar nicht wie sein Vater König Bantur verhält.

In der Bärenhöhle sehen beide zu ihrer Überraschung, dass es dort Wasser im Überfluss gibt. Doch sowohl Tjum als auch Latte werden von den Bären gefangen genommen und müssen erst zu echten Freunden zusammenwachsen, bevor sie auch mit der Hilfe von Amaroo ihre Mission erfüllen können. Denn es reicht nicht nur, den magischen Wasserstein aus der Bärenhöhle stehlen, sondern sie müssen ihn auch gegen den Luchs, die Wölfe und König Bantur verteidigen, um ihn wieder an seinen Ursprungsort auf der Bergspitze zurück zu bringen.


"Latte Igel und der magische Wasserstein" geht auf die Bücher des schwedischsprachigen finnischen Autors Sebastian Lybeck zurück. Sein erstes Buch über den kleinen Igel Latte (der im Original übrigens männlich ist) ist erstmals 1958 unter den schwedischen Titel Latte Igelkott och Vattenstenen erschienen. Die Geschichten vom Igel Latte sind in Deutschland beim Thienemann-Verlag erschienen. Außer diesem Buch hat der Autor noch 3 Kinderbücher über Latte geschrieben und zwar Latte Igel reist zu den Lofoten (1969), Latte Igel und der Schwarze Schatten (2009) und Ein großer Tag für Latte Igel (2012).

Die Regisseurinnen Regina Welker und Nina Wels haben nach dem Drehbuch von Andrea Deppert und Martin Behnke Lybecks Buch zum ersten Mal als Animationsfilm fürs Kino adaptiert. Der Film zeigt aber auch, wie aktuell die Geschichte vom fehlenden Wasser und von der Bedrohung der Natur auch 50 Jahre nach seinem Erscheinen heute noch ist. Dabei hält sich die Story zwar im Großen und Ganzen an das Buch, aber das Ende wurde dann doch etwas freundlicher gestaltet - ganz im Sinne von "das Wasser gehört nicht einem, sondern allen". Dadurch wirkt die Botschaft aber auch gerade für kleinere Kinder nicht bedrohlich, sondern es sollte dazu führen, dass die Kinder Fragen stellen und über das Gesehene nachdenken.

Natürlich ist es ein Kinderfilm, mit einem altbekannten Szenarium, denn auch hier zieht die Heldin Latte aus, um ihre Heimat zu retten und gegen einen übermächtigen Feind zu kämpfen. Dabei muss sie weit von zu Hause weggehen, sich in unbekannte Gegenden trauen, vielen Gefahren trotzen, aber auch freundliche Helfer kennen lernen - natürlich zusammen mit einem getreuen aber etwas ängstlichen Sidekick.

Das Igelmädchen Latte ist für Kinder eine tolle Identifikationsfigur. Sie ist zwar frech, mutig, selbstbewusst und hat das Herz auf dem rechten Fleck aber manchmal schießt sie dann doch über das Ziel hinaus. Vor allem dem etwas ängstlichen aber immer loyalen Tjum gegenüber ist sie immer wieder mal ein richtiger kleiner Kotzbrocken, der dickköpfig auch mal mit dem Kopf durch die Wand gehen will.

Der Film wurde von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) mit der Auszeichnung: Kinderfilm, Prädikat "besonders wertvoll" ausgezeichnet, da die durchweg positiven Botschaften des Films, die nicht übertriebene Dialogsetzung, die liebevolle Animation und die ruhige Erzählweise den Film zu einer idealen Kinounterhaltung für ganz junge Zuschauer macht. Die FBW Jugend Filmjury vergibt 3,5 von 5 Sterne und empfiehlt den Film ab 4 Jahren, da die kindgerechte Geschichte gut erzählt und auch nicht zu aufregend für dieses Alter ist.

Insgesamt ist "Latte Igel und der magische Wasserstein" ein gefühlvoll gestalteter Animationsfilm voller märchenhaftem Charme, der ein auch für jüngere Kinder verständliches spannendes Abenteuer über Umweltprobleme, Zusammenraufen und Freundschaft erzählt. Ganz sicher werden nicht nur die Kinder, sondern auch die begleitenden Erwachsenen ihre Freude an Latte, Tjum, Amaroo, ihren Helfern und Feinden haben.

Foto: Igelmädchen Latte und ihr Eichhörnchenfreund Tjum © Koch Films

Info:
Latte Igel und der magische Wasserstein (Deutschland, Belgien 2019)
Genre: Animationsfilm, Kinderfilm
Filmlänge: 82 Min.
Regie: Regina Welker, Nina Wels
Drehbuch: Andrea Deppert, Martin Behnke nach dem Buch von Sebastian Lybeck
Deutsche Sprecher: Luisa Wietzorek, Henning Baum, Timur Bartels u.a.
Verleih: Koch Films
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 25.12.2019