Redaktion
Los Angeles (Weltexpresso) - Johnson lässt seine Figuren in einem Haus von der Leine, das Harlan Thrombey bis ins letzte Eck mit makabren Erinnerungsstücken und wundersamen Accessoires vollgestellt und sich damit seinen ganz persönlichen Spielplatz geschaffen hat. Gemeinsam mit allen anderen Elementen des Films, von den Darstellern zur Fotografie, unterstützt das seine erklärte Absicht, den Zuschauer aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Um dieses Ziel effektiv verfolgen zu können, holte Johnson den Szenenbildner David Crank an Bord, den man kennt für seine denkwürdige Arbeit für Paul Thomas Anderson bei Filmen wie THE MASTER („The Master“, 2012) und INHERENT VICE – NATÜRLICHE MÄNGEL („Inherent Vice“, 2014). Crank erinnert sich: „Zuallererst unterhielt ich mich mit Rian darüber, dass das Haus ein nach außen gerichteter Spiegel der Welt sein sollte, wie sie Harlan in seinen Büchern erschuf. Es ist alles ein bisschen schräg und ungewöhnlich.“
Crank sah sich Stunde um Stunde klassische Whodunits an. Dann machte er sich auf die Suche nach einem einzigartigen Haus, das im Grunde eine weitere Figur der Geschichte sein sollte, ein Haus, das eine Hommage an das Genre sein und sich doch nahtlos in die Welt einfügen sollte, wie Rian Johnson sie sich für seine unverkennbar im Jahr 2019 lebenden Figuren vorstellte. Außerhalb von Boston wurde Crank schließlich fündig. Gebaut in den Neunzigerjahren des 19. Jahrhunderts in einem Gothic-Revival-Architektur-Stil, handelte es sich um ein wahres Familienanwesen, das noch nie den Besitzer gewechselt hatte. Mit seinen Anspielungen an mittelalterliche Schlösser und Zinnen, die an Dolche erinnern, war das Haus ein steter Quell für Inspiration.
„Weil Harlans Haus eine so wichtige Rolle in dem Film spielt, war die entscheidende Frage immer, wie man es visuell so interessant gestalten könnte, dass jeder Winkel spannend und interessant und kinogerecht erschien“, erzählt Rian Johnson über seine Zusammenarbeit mit seinem Szenenbildner. „Dass es uns gelang, ist David und seinem Team zu verdanken.“
Crank ging das Design Stockwerk für Stockwerk an, baute also eine Art Crescendo auf, um schließlich bei Harlans Rückzugsgebiet unter dem Dach anzukommen. „Wir hatten die Idee, dass das Haus mit jedem Stockwerk immer noch ein bisschen merkwürdiger und eigenartiger werden sollte, exzentrischer und farbenfroher, und schließlich steht man vor Harlans Reich“, erklärt der Produktionsdesigner. „Der dritte Stock besteht aus Harlans Flur, Schlafzimmer und Arbeitsraum. Diese drei Elemente errichteten wir jeweils einzeln auf einer Studiobühne, um bei den Schlüsselszenen in der Todesnacht Harlans ein Maximum an Flexibilität zu haben.“
In einem anderen Anwesen der Zeit fand man eine der wichtigsten Innenkulissen des Films: das Buchzimmer von Harlan. Um die Szenen drehen zu können, zog die Produktion um in das Ames Mansion in Easton, Massachusetts. Entworfen hatte das Haus die berühmte Suffragette (und Großmutter von George Plimpton), Blanche Ames, errichtet wurde es 1910, es sollte das Landhaus der Familie werden. Hier konnte Crank mit einem Raum inklusive Balkon arbeiten, in dem es Buchregale gab, die sich über zwei Stockwerke erstrecken, sowie schmiedeeiserne Geländer. Die Umgebung war so inspirierend, dass sich Crank eigene Bucheinbände und -titel einfallen ließ. Schließlich ließ er von der Decke eine auffällige Skulptur hängen, gemacht aus glänzenden, überkreuzten Messern, der visuelle Mittelpunkt des Films.
Alle Mitglieder von Cranks Team steuerten Ideen und Vorschläge für die Entwürfe bei. Dabei war die Vorgabe stets, dass nichts verrückt oder überdreht genug sein konnte für Harlans exzentrische Ästhetik. In den Räumen finden sich plüschiges Mobiliar, üppige Brokatstoffe, schnörkelhaft geschnitzte Holzarbeiten, imposante Gemälde, Kamine aus Marmor und beeindruckende Antiquitäten, die zum gepflegten, an Museen erinnernden Ambiente beitragen, das aber doch immer von schockierendem Nippes gestört wird. So finden sich mittelalterliche Rüstungen, bizarre Theaterrequisiten und blutige Porträts. Viele dieser unkonventionellen Stücke wurden überall auf der Welt zusammengetragen, andere wurden für die Produktion handgefertigt. „Unser Setdekorateur David Schlesinger entdeckte die unglaublichsten Dinge, und er und unser Art Director Jeremy Woodward fügten ständig neue Details hinzu“, sagt David Crank.
Das Endresultat erwies sich als höchst inspirierend für die Schauspieler, die mehr oder minder für den zweimonatigen Dreh in das Haus einzogen. „David erschuf etwas wahrhaft Wunderbares aus all diesen makabren Tönen und Farben“, erklärt Jamie Lee Curtis. „Alles war so einzigartig, dass es sich wie ein Kunstwerk anfühlte.“
„Mit am tollsten an der Arbeit an KNIVES OUT – MORD IST FAMILIENSACHE war, dass man immer, wenn man einen neuen Raum betrat, aufs Neue wilde Schätze entdecken konnte“, merkt Riki Lindhome an. „Als ich mich zum ersten Mal auf den Stuhl in der Bücherei setzte, bemerkte ich erst, dass die Lehnen zwei Eulen waren. Je mehr man sich jedem beliebigen Objekt näherte, desto mehr stellte man fest, dass es etwas Schräges oder Ungewöhnliches zu entdecken gab. Ich liebe das. Das spiegelt den gesamten Ton des Films wider: Man begibt sich in dieses wunderschöne Anwesen mit einer Familie, die alles besitzt, und dann stellt man fest, dass etwas nicht stimmt mit allem.“
„Es gab wohl keinen Tag beim Dreh, an dem ich nicht etwas völlig Neues am Haus entdeckte, etwas, das mir bislang noch nicht aufgefallen war“, erzählt Don Johnson. „Es war nicht nur ein beeindruckender Ort, in dem man auf Entdeckungsreise gehen konnte. Er half einem auch jeden Tag aufs Neue, dass man sich inmitten der Welt unserer Geschichte befand.“
Foto:
© Verleih
Info:
mit
Daniel Craig, Chris Evans,
Jamie Lee Curtis, Toni Collette, Don Johnson, Michael Shannon,
Ana de Armas, Katherine Langford, LaKeith Stanfield, Jaeden Martell
und Christopher Plummer u.a.
Regie & Drehbuch: Rian Johnson
Abdruck aus dem Presseheft
© Verleih
Info:
mit
Daniel Craig, Chris Evans,
Jamie Lee Curtis, Toni Collette, Don Johnson, Michael Shannon,
Ana de Armas, Katherine Langford, LaKeith Stanfield, Jaeden Martell
und Christopher Plummer u.a.
Regie & Drehbuch: Rian Johnson
Abdruck aus dem Presseheft