Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Die kürzeste Zeit ist der Familienpatriarch und weltberühmte Krimiautor Harlan Thrombey (Christopher Plummer) lebendig, denn er wird auf seiner Geburtstagsfeier inmitten seiner zahlreichen Familienmitglieder tot aufgefunden. Ermordet.
Das wir ihn dann doch immer wieder sehen können, den selbst 89jährigen Darsteller, ist eine Freude, die den Rückblenden zu verdanken ist. Denn mit ihnen gewinnen wir Übersicht über diese Familie, wo einem das Wort von Karl Kraus (1874-1936) sofort in den Sinn kommt, der sagte: „Das Wort ‚Familienbande‘ hat einen Beigeschmack von Wahrheit.‘
Auf diesem Familienbild (Foto) sind alle versammelt, so daß wir es nutzen, um die Personen vorzustellen, in einem Familienkrimi, der, eingeschränkt auf die anwesenden Personen, eine Agatha-Christie- Hommage ist, mit allen Stärken, eine Menge von Starschauspielern, und Schwächen, Familiendurcheinander, die ein solcher klaustrophobischer Familiensalat mich sich bringt.
Also, auf dem Foto links sehen wir den Schwiegersohn des Alten, den Schürzenjäger, eigentlich Ehemann Richard Drysale (Don Johnson) der ältesten Tochter Linda Drysale (Jamie Lee Curtis), die neben ihm sitzt und in ihrer Härte und als getriebenen Geschäftsfrau nach dem Vater kommt. Dahinter Sohn Ransom Drysale (Chris Evans), der gerne das Schwarze Schaf der Familie spielt, eigentlich ein verzogener Luxusjüngling, der sein Selbstwertgefühl aus dem Niedermachen der Familie zieht. Neben ihm Großmutter Greatnana Wanetta Thrombey (K Callan), die also ihren Sohn überlebt, dahinter die vom Toten hochgeschätzte Pflegerin Marta Cabrera (Ana de Armas), deren Besonderheit ist, daß ihre Eltern Illegale Einwanderer sind. In der Mitte das Geburtstagskind Harlan Thrombey (Christopher Plummer), dahinter der Versagersohn Walt Thrombey (Michael Shannon) mit Sohn Jacob (Jaeden Martell) und Ehefrau Donna Thrombey (Riki Lindhome), sitzend Joni Thrombey (Toni Colette), die Witwe eines schon verstorbenen Sohnes von Harlan, mit ihrer Tochter Meg Thrombey (Katharine Langford), die sich ewig für ihre Psychomutter schämt.
Auf dem Familienbild fehlt der Hauptdarsteller, der ermittelnde Kommissar Benoit Blanc, den Daniel Craig dicht an der Satire entlang spielt und vielleicht in seiner Exzentrizität an Hercule Poirot erinnern soll. Aber das Grenzwertige gilt für den ganzen Film, der ernstgenommen werden will, aber in seiner Absurdität doch immer wieder die Grenze zur Satire entlangschrammt. Dazu gehören die zwei örtliche Gesetzeshüter, die alles Übel von der Familie fernhalten wollen und den Tod des Patriarchen als Selbstmord deklarieren wollen, was der Kommissar sofort als abgekartetes Spiel hinterfragt. Schon aus dem Gegeneinander der Ordnungshüter entwickeln sich Volten. Das ist also kein Film für Feinheiten, die wir vom Drehbuchschreiber und Regisseur Rian Johnson auch nicht erwarten würden, der mit der siebten Episode von STAR WARS – Die letzten Jedi sozusagen ein Gütesiegel bekam.
aber absolut ein Film, wenn man nichts anderes erwartet, als 130 Minuten fundiertes Schauspielerspektakel. Dann kann man sich amüsieren.
Am Schluß kommt eine weitere Figur ins Spiel. Der Familienanwalt Alan Stevens (Frank Oz), der zur Testamentseröffnung kommt, die dann alle persönlichen Verhältnisse der Familienmitglieder untereinander zum Platzen bringen wird. Denn...aber das darf nicht verraten werden.
Darum in Kürze der Plot der Geschichte von vorne. Zur Familienfeier erscheinen alle Familienmitglieder, die bis auf die älteste Tochter, die ein eigenes Unternehmen führt, alle vom Geldhahn des Vaters abhängig sind. Am morgen nach seinem Geburtstag wird der berühmte Autor in seinem Blut liegend tot vorgefunden. Die örtliche Polizei tippt auf Selbstmord. Aber der sich selbst in Szene setzende Privatdetektiv Benoit Blanc klärt den Mord auf. Wieso er auf einmal auftaucht, wer ihn überhaupt engagiert hat, hat stark mit der Lösung des Falls zu tun.
Auf dem Weg dorthin erleben wir alles, was wir von solchen Familienfeiern erwarten dürfen und werden von den gegenseitigen Gemeinheiten auch nicht enttäuscht. Die Lösung ist durchaus verwegen, aber mehr soll nicht verraten werden!
Foto:
© Verleih
Info:
mit
Daniel Craig, Chris Evans,
Jamie Lee Curtis, Toni Collette, Don Johnson, Michael Shannon,
Ana de Armas, Katherine Langford, LaKeith Stanfield, Jaeden Martell
und Christopher Plummer u.a.
Regie & Drehbuch: Rian Johnson
© Verleih
Info:
mit
Daniel Craig, Chris Evans,
Jamie Lee Curtis, Toni Collette, Don Johnson, Michael Shannon,
Ana de Armas, Katherine Langford, LaKeith Stanfield, Jaeden Martell
und Christopher Plummer u.a.
Regie & Drehbuch: Rian Johnson