Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 23. Januar 2020, Teil 3
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Der 13jährige Vlad (Aaron Kissiov) und sein Vater Barnabas (Rick Kavanian) ziehen in das geheimnisumwitterte Crailsfelden, damit der Junge die berühmte magische Schule - die Penner-Akademie - besuchen kann. Vlad und sein Vater sind Vampire und Crailsfelden ist ein fantastischer Ort, hier wimmelt es nur so von Feen, Hexen, Trollen, Zwergen und anderen magischen Wesen.
Doch gleich am ersten Tag hat nicht nur sein Vater Probleme, denn er kann die horrenden Gebühren, die von einem Neubürger verlangt werden, nicht bezahlen, sondern auch Vlad fällt gleich am ersten Schultag unangenehm auf, denn er kann kein Blut sehen. Doch es gibt noch zwei andere Neulinge mit Problemen: die Elfe Faye (Johanna Schraml) hat Höhenangst und stürzt deshalb beim Fliegen immer wieder ab und Wolf (Arsseni Bultmann) ist ein Werwolf mit Tierhaarallergie.
Alle drei wollen die Stadt zu verlassen, um nicht weiter zur Schule gehen zu müssen, doch sie werden vom Brückentroll (Waldemar Kobus) daran gehindert. Also schließen sich die Außenseiter als Wolf-Gäng zusammen - vor allem auch gegen die unangenehme Schweinebande bestehend aus Jürgen "Pickelgesicht" (Valentin Oppermann), Michael "Hackfresse" (Arved Friese) und Oliver "Schweinebacke" (Cassian-Bent Wegner)
Doch diese Probleme sind eigentlich nur Nebensache, denn der Bürgermeister Louis Ziffer (Christian Berkel) und seine Sekretärin Frau Circemeyer (Sonja Gerhardt) haben es auf den Blutsplitter abgesehen, den Vlad um seinen Hals trägt und den er von seiner verstorbenen Mutter (Julia Koschitz) geerbt hat.
Da Barnabas von Frau Circemeier (Sonja Gerhardt) verhext wird und ihr den Blutsplitter zur Begleichung der Schulden geben will, müssen die drei Außenseiter handeln. Gemeinsam mit dem netten Hausmeister Hannappel (Axel Stein), dem es eigentlich verboten ist zu zaubern, versucht die "Wolf-Gäng" das Geheimnis um den Blutsplitter zu ergründen und damit Crailsfelden und seine Bewohner vor den dunklen Machenschaften von Bürgermeister Louis Ziffer und Frau Circemeyer zu beschützen...
Für den Film "Die Wolf-Gäng" haben Drehbuchautor Marc Hillefeld und Regisseur Tim Trageser die Bücher von Wolfgang Hohlbein als Vorlage genommen. Das erste Buch Die Wolf-Gäng - Das Haus der Geister ist 2007 erschienen. Inzwischen gibt es fünf Bände, die aber nicht mehr von Wolfgang Hohlbein selbst geschrieben worden sind.
Die Dreharbeiten fanden übrigens von September bis November 2018 hauptsächlich in den hessischen Städten Alsfeld, Marburg und Büdingen statt. Die Motive zu Crailsfelden wurden ausschließlich in Alsfeld gedreht, während der Torbogen in Büdingen als Eingang zu Crailsfelden diente.
Drehbuchautor und Regisseur haben keine der Buchvorlagen verwendet, sondern eine neue Story erfunden, in denen auch die magische Schule und der Kampf mit der "Schweinebande" eigentlich kaum noch eine Rolle spielen. Im Film geht es natürlich auch um die Zusammenarbeit der drei Außenseiter, aber vor allem um die Bedeutung des Blutsplitters und die Rettung des Städtchens vor einem geheimnisvollen Angriff.
Die Bücher und damit auch der Film haben doch einige Ähnlichkeiten mit J.K. Rowlings Büchern über den Zauberlehrling Harry Potter. Die betrifft nicht nur die geheimnisvolle Schule auf der Zauberwesen lernen, sondern alle möglichen Zauberwesen sind ganz selbstverständlich, auch wenn sie von normalen Menschen nicht erkannt werden und in Crailsfelden unter sich leben. Tim Trageser hat die Ähnlichkeit aber noch weiter getrieben, in dem er nicht nur für den Werwolf Wolf einen rothaarigen Schauspieler suchte, sondern die unangenehmen "Schweinebande" ähnlich aussehen lässt wie Draco Malfoy, Vincent Crabbe und Gregory Goyle. Besonders deutlich ist es bei Arved Frieses Michael, der wie Draco weißblonde Haare hat.
Trotz der genannten Kritik ist "Die Wolf-Gäng" ein gut gelungener Fantasyfilm für junge Zuschauer, bei dem auch die Computereffekte toll in den Film integriert sind, z.B. wenn Vlad und Faye, um ein Rätsel zu lösen, einen tiefen Abgrund überwinden müssen, aus dem unsichtbare Plattformen herausragen. Daneben punktet der Film auch mit einer detailverliebten Kulisse vor allem des Städtchens Crailsfelden (Bewohner von Alsfeld werden nicht nur ihre Stadt, sondern auch einige Mitbürger als Statisten wieder erkennen).
Für die Rollen der Erwachsenen konnte Tim Trageser bekannte Schauspieler gewinnen. So spielt Axel Stein den loyalen Hausmeister Hannappel, der seine Arbeit gerne seinem lebenden Besen überlässt (und der, weil er eigentlich nicht zaubern darf, wiederum recht stark an Hagrid erinnert). In weiteren Erwachsenenrollen bestechen Rick Kavanian als Vlads etwas naivem Vater Barnabas und vor allem Sonja Gerhard als Frau Circemeyer (mit künstlicher Hexennase) durch ihre Spielfreude. Christian Berkel spielt den hinkenden Bürgermeister Louis Ziffer (der Name ist Programm) gewohnt gemein, leider übertreibt er einigen der wichtigen Szenen dann doch etwas.
Die drei jungen Darsteller für die Hauptrollen Aaron Kissiov als Vlad, Arsseni Bultmann als Wolf und Johanna Schraml als Faye zeigen in ihrem Spiel, dass sie sich sehr gut in die doch etwas seltsamen Charaktere hineindenken können. Auch stimmt die Chemie zwischen ihnen und ihr Spiel ist auch von jugendlicher Abenteuerlust und trockenen Humor geprägt.
Insgesamt ist "Die Wolf-Gäng" trotz der störenden Anleihen an die Harry Potter-Filme ein aufwendig produzierter Abenteuer-Film für junge Zuschauer, der in einer komplexen und ganz eigenen Fantasiewelt spielt und der auch im Großen und Ganzen mit den schauspielerischen Leistungen der jungen und bekannten älteren Schauspielern überzeugen kann. Wegen der furchteinflößenden Monster und Bösewichte ist an einigen Stellen doch ein recht düsterer und komplexer Film entstanden, der nicht für ganz junge Zuschauer geeignet ist, sondern er ist ab einem Alter von etwa 8 Jahren zu empfehlen.
Drehbuchautor Marc Hillefeld und Regisseur Tim Trageser lassen den Film mit einem deutlichen Cliffhanger enden. Man kann nur hoffen, dass "Die Wolf-Gäng" auch an der Kinokasse so erfolgreich sein wird, dass die Abenteuer von Vlad, Wolf und Faye in einem zukünftigen Film weitergehen werden.
Foto: v.l.n.r.: Faye (Johanna Schraml), Vlad (Aaron Kissiov) und Wolf (Arsseni Bultmann) © Sony Pictures Germany
Info:
Die Wolf-Gäng (Deutschland 2020)
Genre: Kinder- und Jugendfilm, Abenteuer, Fantasy, Romanverfilmung
Filmlänge: 94 Min.
Regie: Tim Trageser
Drehbuch: Marc Hillefeld nach der Romanvorlage von Wolfgang Hohlbein
Darsteller: Aaron Kissiov, Arsseni Bultmann, Johanna Schraml, Rick Kavanian, Sonja Gerhardt, Christian Berkel, Axel Stein, Waldemar Kobus u. a.
Verleih: Sony Pictures Germany
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 23.01.2020