dff Keteke c OldFilm 1Festival von Mittwoch, 26. Januar, bis Sonntag, 8. März im DFF Frankfurt und Frankfurt Höchst, Teil 1

Helga Faber

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Das 26. Africa Alive Festival präsentiert den afrikanischen Kontinent mit einem breiten Spektrum an Dokumentar-, Spiel- und Kurzfilmen. Neben aktuellen und klassischen Filmen im Kino des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum und im Filmforum Höchst gibt es ein Rahmenprogramm mit Konzerten, Lesungen, Podiumsdiskussion und Kinderprogramm.

Das gesamte Programm finden Sie unter africa-alive-festival.de und es gibt ein kleines kompaktes Programmheft, das im Filmmuseum ausliegt. Heute gehen wir nur näher auf die Filme bis Ende JANUAR ein.


Schwerpunkt Sudan

Aus aktuellem Anlass steht der Sudan im Mittelpunkt des Festivals.

Am 11. April 2019 wurde die regierende Junta unter dem Diktator Omar al-Baschir, der 1989 durch einen Militärputsch an die Macht gekommen war, nach wochenlangen Demonstrationen gestürzt. Seitdem ringt das Land um Demokratie. Nach Rückschlägen für die Demokratiebewegung im Frühsommer 2019, einigten sich im Juni/Juli 2019 die Protestbewegung und der regierende Militärrat auf eine Übergangsregierung. Ob das Militär tatsächlich die Macht abgeben wird, ist fraglich.

Africa Alive richtet nun seinen Blick auf dieses große ostafrikanische Land und seine Filmkultur, die fast 30 Jahre lang unterdrückt wurde. In den letzten Jahren hat sich wieder eine Filmkultur herausgebildet, die an die große Zeit der 1970er und 80er Jahre anknüpft.

Bereits 2013 hatte Africa Alive die „Sudan Film Factory“ vorgestellt, eine Initiative des Goethe Instituts, die jungen sudanesischen Filmemacher/innen ermöglicht hatte, Kurzfilme zu drehen.

Das DFF zeigen aktuelle Werke der jungen Generation: YOU WILL DIE AT TWENTY von Amjad Abu Ala, KHARTOUM OFFSIDE von Marwa Zein und AKASHA von Hajooj Kuka. Talal Afifi, Filmkurator und Leiter der Sudan Film Factory, wird zu Gast sein.

Ganz zentral ist der Dokumentarfilm TALKING ABOUT TREES des jungen sudanesischen Regisseurs Suhaib Gasmelbari, in dessen Mittelpunkt vier Regisseure der großen Zeit des sudanesischen Kinos stehen, die ein Kino wiedereröffnen wollen und ihre cineastische Vergangenheit mit der Gegenwart verbinden. Dazu laufen einige ihrer Kurzfilme, aus ihrer Zeit als Filmstudenten in der DDR, der Sowjetunion und danach im Sudan bis 1989.

Als Klassiker sind die Filme von Gadalla Gubara zu sehen, einem der Pioniere des sudanesischen Kinos.

In der Podiumsdiskussion im Haus am Dom am Sonntag, 2. Februar, um 13 Uhr wird es unter der Fragestellung „Wohin geht der Sudan?“ um die aktuelle politische Entwicklung im Sudan gehen. Dazu sind u.a. die sudanesischen Schriftsteller/innen Sabah Sanhouri und Abdelaziz Baraka Sakin eingeladen sowie die französisch-tunesische Journalistin Hind Meddeb.

Alle drei sind Chronist/innen emanzipativer Prozesse und werden am Montag, 3. Februar, um 18 Uhr bei einer Lesung in den Räumen des AMKA darüber berichten, wie ihr künstlerisches Schaffen Teil des Widerstandes und Seismograph des Wandels ist.

Weitere literarische Projekte, die vor allem in der Zusammenarbeit mit Jugendlichen im Sudan entstanden sind, werden am Mittwoch, 5. Februar, um 18 Uhr, in einer Gesprächsrunde in der VHS vorgestellt.

Außerdem zeigt das Kino des DFF den Gewinner des letzten FESPACO Festivals in Ougadougou, LA MISÉRICORDE DE LA JUNGLE (2018) von Joel Karekezi, den senegalesischen Film BAAMUN NAFI (2019) von Mamadou Dia, der bei uns zu Gast sein wird, und in Erinnerung an den im April 2019 gestorbenen Regisseur S. Pierre Yameogo (Burkina Faso) seine Filme DELWENDE und MOI ET MON BLANC.


Eröffnung, Kinderfest und Abschlusskonzert

Zur Eröffnung des Festivals am Sonntag, 26. Januar, in der Brotfabrik präsentiert Africa Alive die junge kongolesische Sängerin GASANDJI, in deren Musik die Klänge ihrer Heimat mit Soul, Pop, Reggae und Jazz verschmelzen.

Das traditionelle Kinderfest findet am Sonntag, 9. Februar, bei Afroton mit einem Musiktheaterprogramm der beliebten Clowngruppe ADESA statt.

Beim Abschlusskonzert am Sonntag, 8. März, in der Brotfabrik stellt der guineische Griot Ba Cissoko, Meister an der Kora und der N‘goni den Beweis an, dass man mit Harfeninstrumenten auch rocken kann.

Programm im Kino des DFF
von Mittwoch, 29. Januar, bis Freitag, 21. Januar

Mittwoch, 29. Januar, 19 Uhr
Empfang mit musikalischer Begleitung

20:30 Uhr
LA MISÉRICORDE DE LA JUNGLE The Mercy of the Jungle

Kongokrieg 1998, an der Grenze zu Ruanda: Zwei ruandische Soldaten werden von ihrem Bataillon abgeschnitten und finden sich ohne Vorräte in der Unwirtlichkeit des Dschungels wieder. Dort werden sie von traumatischen Erinnerungen heimgesucht. LA MISÉRICORDE DE LA JUNGLE ist ein filmischer Fiebertraum von Joël Karekezi (selbst Kriegswaise) sowie eine Auseinandersetzung mit der jüngeren Nationalgeschichte: „Ich kenne den Mörder meines Vaters nicht. Dadurch konnte ich zumindest versuchen, ohne Hass weiterzuleben.“ (Joël Karekezi)

Ruanda/Belgien/Frankreich 2018. R: Joël Karekezi. D: Marc Zinga, Stéphane Bak
90 Min. DCP. OmeU


Donnerstag, 30. Januar, 18 Uhr
MOI ET MON BLANC

Der junge Mamadi aus Burkina Faso studiert in Paris und gehört zu den Jahrgangsbesten. Als das Stipendium von zu Hause ausbleibt, muss er sich mit Schwarzarbeit in einem Parkhaus finanzieren. Hier lernt er den Franzosen Franck kennen. Als Mamadi bei der Arbeit unverhofft an eine Menge Geld gerät, wird es brenzlig, und die beiden Freunde beschließen, nach Burkina Faso abzuhauen. Eine kluge Komödie über das Lebenin anderen Kulturen, für die S. Pierre Yameogo 2004 den Publikumspreis des FESPACO (Festival panafricain du cinéma et de la télévision de Ouagadougou) erhielt.

Burkina Faso/Frankreich/Schweiz 2003. R: S. Pierre Yameogo
D: Serge Bayala, Pierre-Loup Rajot, Anne Roussel. 90 Min. 35mm. moré, frz. Omdf


Donnerstag, 30. Januar, 20:30 Uhr
KETEKE Train

Ghana in den 1980er Jahren: Der Zug ist das einzige Fortbewegungsmittel, um vom Land in die Stadt zu gelangen. Ausgerechnet auf dem Weg zur Entbindung verpassen die schwangere Atswei und ihr Mann den nur einmal wöchentlich verkehrenden Zug nach Akete. Die beiden versuchen, schnellstmöglich einen Weg in die Heimatstadt zu finden, um Gefahr für Mutter und Kind abzuwenden. KETEKE ist eine temporeiche Komödie, die vor allem durch die burleske Körperkomik ihrer beiden Hauptfiguren überzeugt.

Ghana 2017. R: Peter Sedufia. D: Adjetey Anang, Lydia Forson, Fred Amugi
70 Min. DCP. engl. OF


Freitag, 31. Januar, 16 Uhr
TAJOUJE

Ende des 19. Jahrhunderts, in einem abgelegenen Dorf im Osten des Sudans: Mohallak verliebt sich in seine Cousine Tajouj und erklärt ihr öffentlich seine Liebe durch ein Lied – eine der Tradition nach verbotene Form der Liebesbekundung. Zwar gelingt es Mohallak, gegenüber der Familie die Wogen zu glätten, doch dem Glück der beiden steht ein Nebenbuhler im Weg, der vor nichts zurückschreckt. Gadalla Gubaras Geschichte um Eifersucht, Tradition und Moderne war das Spielfilmdebüt des Regisseurs 1977 und blieb dessen Lieblingsfilm.

Sudan 1977. R: Gadalla Gubara. 92 Min. DCP. arab. OmeU


Freitag, 31. Januar, 18 Uhr
143 SAHARA STREET

Hassen Ferhanis Dokumentarfilm blickt in ruhigen Einstellungen auf ein abgelegenes Café inmitten der Sahara, das von der charmanten und gastfreundlichen Malika geführt wird. Sie empfängt hier Reisende, Nachbar/innen sowie Fernfahrer/innen, die mal gezielt, mal zufällig hergefunden haben, und hört sich deren Geschichten an. Ferhani, der Malika über einen gemeinsamen Freund kennengelernt hat, zeichnet ein behutsames Porträt seiner Hauptfigur und erzählt dabei von einem Land und seinen Veränderungen.

Algerien/Frankreich/Katar 2019. R: Hassen Ferhani. Dokumentarfilm
100 Min. DCP. arab., franz., engl. OmeU


Freitag, 31. Januar, 20:15 Uhr
YOU WILL DIE AT TWENTY

Gast im Kino: Darsteller Talal Afifi

Seit dem Kindesalter lebt Muzamil mit einer beunruhigenden Prophezeiung: Mit 20 Jahren soll er sterben. Muzamils Mutter versucht seither, den Jungen von allen Gefahren abzuschirmen und ihn zu einem frommen Leben zu erziehen. Doch Muzamil sehnt sich nach Freiheit und Selbstbestimmung. Amjad Abu Alala verbindet in seinem Debütfilm, der den Opfern der jüngsten Proteste im Sudan gewidmet ist, eine Coming-of-Age-Geschichte mit der Erwartung des nahenden Verlusts und erkundet so auch die Situation seines Heimatlandes.

Sudan/Frankreich/Ägypten/Deutschland/Norwegen/Katar 2019. R: Amjad Abu Alala
D: Mustafa Shehata, Islam Mubarak, Talal Afifi. 103 Min. DCP. OmeU


Freitag, 31. Januar, 22:45 Uhr
Samstag, 1. Februar, 22:45 Uhr
MY FRIEND FELA

Dieser Dokumentarfilm eröffnet eine neue Perspektive auf den nigerianischen Musiker Fela Kuti: Er nähert sich der komplexen Figur mithilfe von Fela Kutis engem Freund und Biografen Carlos Moore. Regisseur Joel Zito Araújo erzählt dabei nicht nur von den verschiedenen Einflüssen und Erlebnissen, die das Leben und die musikalische Karriere des Künstlers bestimmt haben: MY FRIEND FELA versteht sich als das Porträt einer ganzen pan-afrikanischen Generation.

Brasilien 2019. R: Joel Zito Araújo. Dokumentarfilm. 94 Min. DCP. engl., frz. OmeU


Foto:
© dff

Info:
Das Africa-Alive-Kinoprogramm im DFF finden Sie unter bit.ly/africa-alive-dff.