41. Filmfestival Max Ophüls Preis (20.–26.01.2020), Teil 1
Romana Reich
Saarbrücken (Weltexpresso) - Wir haben die Anzahl der vergebenen Preise nicht gezählt, aber es sind so viele, daß wir die Veröffentlichung lieber gezweiteilt haben. Diesmal geht es jedoch nicht um die vielen Mitwirkenden, die für den Erfolg eines Films ausschlaggebend sind, wie bei den Oscars. Hier geht es hauptsächlich um die Vielfalt von Fillmen, deren herausstechendster der Spielfilm ist, aber eben nicht nur. Hier die Preisträger·innen des 41. Filmfestivals Max Ophüls Preis :
MAX OPHÜLS PREIS: BESTER SPIELFILM
In Würdigung der Verdienste des aus Saarbrücken stammenden Regisseurs Max Ophüls vergibt das Filmfestival zusammen mit der Landeshauptstadt Saarbrücken jährlich den Max Ophüls Preis für den besten Spielfilm. Ziel ist die Auszeichnung und Förderung von Nachwuchs-Regisseur·innen im deutschsprachigen Raum. Der Max Ophüls Preis 2020, für den Spielfilme mit einer Länge ab ca. 65 Minuten nominiert werden können, ist dotiert mit 36.000 Euro, wird von einer Jury ermittelt und an eine deutsche Erstaufführung vergeben. Die Preissumme wird zu drei gleichen Teilen an den/die Regisseur·in, den/die Produzent·in und an den Verleih ausgezahlt, der einen Kinostart des Films innerhalb von zwölf Monaten nach dem Festival realisiert.
Der MAX OPHÜLS PREIS: BESTER SPIELFILM 2020 geht an den Film NEUBAU von Johannes Maria Schmit.
Begründung:
Es gibt Filme, die sind leise, aber sie wirken lange nach. Die weiten den Blick, einfach, indem sie einladen genau hinzuschauen. Sie kommen ohne Budenzauber aus, weil sie den Gegenstand ihrer Betrachtung ernst nehmen, ihm Würde verleihen. Solche Filme haben die Kraft Empathie zu erzeugen.
Wir lernen eine Figur kennen, in der sich verschiedene Welten überlagern – hinreißend verkörpert von Tucké Royale, der das magnetische Zentrum des Films ist. Wir glauben ihm alles – den gierigen gay sex, die brandenburger Dorfkindheit, die Sehnsucht nach der queeren Wahlfamilie in Berlin. Und wir könnten ihm stundenlang zuschauen.
Die Zärtlichkeit liegt im Detail – der Kleinwagen mit dem Stonewall-Schriftzug, die Nietenjacke mit dem Aufdruck „Mutant Hero", der Gleitgelfleck auf dem Bettlaken.
Die durchweg wunderbar besetzten und inszenierten Nebenfiguren dürfen atmen – in Szenen, die das Geschehen auf der Leinwand nicht für eine Dramaturgie funktionalisieren, sondern Bedeutungsüberschuss zulassen. Existenzielles, Banales und Pragmatisches versammelt sich beim Holunderblütenzupfen. Das ist sie, die neue Selbstverständlichkeit. Mehr davon!
Jurymitglieder: Susanne Heinrich, Heike Parplies, Franziska Weisz, Jonas Weydemann
MAX OPHÜLS PREIS: BESTE REGIE (FILMPREIS DES SAARLÄNDISCHEN MINISTERPRÄSIDENTEN)
Der Filmpreis des saarländischen Ministerpräsidenten Tobias Hans geht an eine herausragende Regieleistung des Wettbewerbs Spielfilm und ist mit 5.500 Euro dotiert. Der Preis wird durch eine Verleihförderung in Höhe von 5.500 Euro ergänzt. Dieser Preis kann auf Empfehlung des/der ausgezeichneten Regisseur·in der Verleihfirma des Films auf Antrag zugesprochen werden, die die Distribution des Films in Deutschland übernimmt.
Der MAX OPHÜLS PREIS: BESTE REGIE (FILMPREIS DES SAARLÄNDISCHEN MINISTERPRÄSIDENTEN) 2020 geht an Johanna Moder für WAREN EINMAL REVOLUZZER.
Begründung:
Ein hochkarätiges Ensemble kann Fluch und Segen sein für eine junge Regisseurin. Schön, es zu haben, aber man muss seiner auch Herr werden. Die von uns ausgewählte Regisseurin hat uns nicht nur durch ihr hochintelligentes und relevantes Drehbuch überzeugt, sondern dieses auch mit ihrer unverwechselbaren Handschrift virtuos zum Leben erweckt. Mit entwaffnendem Humor, zärtlich und schonungslos führt sie uns vor Augen, wie unsere Gesellschaft Wohltätigkeit predigt, ohne aber die eigene Komfortzone zu verlassen. Wir fühlen uns ertappt, denn wir helfen alle gerne, aber bitte nicht im eigenen Wohnzimmer. Die Soziologie hat sogar einen Namen für dieses Phänomen: NIMBYs (Not in my backyard). Da hilft nur eins: Verdrängen, verdrängen, verdrängen.
Jurymitglieder: Susanne Heinrich, Heike Parplies, Franziska Weisz, Jonas Weydemann
MAX OPHÜLS PREIS: BESTER SCHAUSPIELNACHWUCHS
Für herausragende Leistungen im Bereich Schauspiel spricht die Festivalleitung zusammen mit dem Künstlerischen Leiter die Nominierungen aus. Die Jury Wettbewerb Spielfilm kürt daraus zwei Gewinner·innen und darf in der Berücksichtigung von Haupt- und Nebenrollen frei entscheiden. Das Preisgeld beträgt jeweils 3.000 Euro und wird gestiftet von der SHS Strukturholding Saar GmbH sowie den Festivalpaten.
Der Preis für den MAX OPHÜLS PREIS: BESTER SCHAUSPIELNACHWUCHS 2020 geht an Maresi Riegner für IRGENDWANN IST AUCH MAL GUT (von Christian Werner).
Begründung:
Sie hat es geschafft, neben renommierten Hauptdarstellern die Aufmerksamkeit auf ihre Rolle zu ziehen und dem Film eine besondere Farbe zu geben. Wie sie im satirischen Kontext ihre Natürlichkeit bewahrt, macht uns neugierig darauf, sie auch in anderen Genres brillieren zu sehen.
Der Preis für den MAX OPHÜLS PREIS: BESTER SCHAUSPIELNACHWUCHS 2020 geht an Mehdi Meskar für NUR EIN AUGENBLICK (von Randa Chahoud).
Begründung:
Auch wenn er als verletzlicher Antiheld in diesem Film nicht seine ganze Bandbreite zeigen konnte, sehen wir in ihm das Versprechen auf interessante Facetten moderner Männlichkeit.
Eine fromme Bitte: Verlass dich nicht auf deine Posterboyqualitäten, sondern suche die Ecken und Kanten in deinen Rollen. Wir wissen, dass du es kannst!
Jurymitglieder: Susanne Heinrich, Heike Parplies, Franziska Weisz, Jonas Weydemann
Foto:
© Preisträger·innen 41. Filmfestival Max Ophüls Preis 2020 © FFMOP / Oliver Dietze