Hanswerner Kruse & Hannah Wölfel
Berlin (Weltexpresso) - Wir sprachen mit den Hauptdarstellern Heiner Lauterbach und Barbara Sukowa über den Fil. Maren Kroymann stand leider nicht zur Verfügung.
Heiner Lauterbach (67) wurde mit dem Film „Männer“ von Doris Dörrie richtig bekannt. In den 35 Jahren danach sei sehr viel passiert, meint der Schauspieler, darüber habe er in seiner Biografie „Nichts ausgelassen“ reichlich berichtet. Er bereue nichts, weil man sowieso nichts revidieren könne und finde es gut, so heftig und intensiv gelebt zu haben: „Aber das hätte man natürlich um ein paar Jahre kürzen können.“
„66 ist das neue 40“ heißt es im Film...
Ach, ich halte nichts von diesen ganzen Sprüchen. Altern ist ein normaler Prozess der zum Leben dazu gehört. Ich mache mir wenig Gedanken darüber, ich fühle mich so alt wie ich wirklich bin. Auch wenn man immer stärker mit dem Alter konfrontiert wird, jetzt auch durch den Film.
Wie war das denn einen Opa zu geben?
Na ja, ich hatte schon vor zwei Jahren einen Urgroßvater gespielt, der Status einer Figur ist mir völlig egal. Es kommt auf die Qualität der Rolle an, die mit der Qualität des Drehbuchs zusammenhängt. Im Film bin ich ein mürrischer homosexueller Misanthrop, dessen Mann und Hund gestorben sind. Er verfügt über einen sarkastischen Humor, der ja durch den kleinen Jungen gebrochen wird. Das ist natürlich eine reizvolle Aufgabe für einen Schauspieler.
Haben Sie Kinder?
Ja, drei, die können ganz schön frech sein aber im Grunde sind sie in Ordnung.
Waren Sie sich mit Ihrer Frau auch mal uneinig in puncto Erziehung?
Als das Thema Klima und „Friday for Future“ aufkam, war meine jüngste Tochter 15, 16 Jahre alt. Meine Frau war strikt gegen den Schulstreik, doch ich fand das sehr wichtig und habe unsere Tochter ermuntert mitzumachen. Es ist ja schon schlimm genug, wenn die Kids uns darauf hinweisen müssen, was mit dem Planeten passiert.
Im Film haben sie keine Kinder...
...ach, mit der Filmfigur Gerhard habe ich nicht viel gemein. Ich bin immer ein Familienmensch gewesen, kein Einzelgänger. Ich habe gerne die Küche voll, ich mag es, wenn viele am großen Esstisch sitzen.
Wie definieren Sie die Rolle von Großeltern?
Großeltern sind eine tolle Institution, die sind ganz wichtig in einem Familienverbund.
Neulich habe ich zu meinem Sohn gesagt, der gerade Vater wurde: Du kannst davon ausgehen, dass ich meinem Enkel später alles erlauben werde, wenn er bei mir ist, er wird nur verzogen werden (lacht): links das Handy, rechts die Play Station, vorne läuft der Fernseher, im Mund hat er Gummibärchen und Schokolade. Ich freue mich, mit verwandten Kleinkindern zu tun zu haben, die ich nicht erziehen muss. Ich finde das gehört dazu, bei den Großeltern müssen die Kinder verwöhnt werden. Die Eltern haben den etwas schwereren Job - aber den mussten wir ja auch machen.
Barbara Sukowa (70) lebt seit 28 Jahren In New York. Sie ist immer ein bisschen zerrissen, denn wenn sie hier ist, gefällt es ihr auch sehr gut. Wir durften sie als „kulturelle 68erin“ bezeichnen, denn sie hatte viel mit Rainer Werner Fassbinder („Lola“) und Margarethe von Trotta („Rosa Luxemburg“) gedreht.
Wie gefiel Ihnen die Rolle als Althippie-Frau?
Ich habe sofort zugesagt als ich das Drehbuch bekam, denn ich habe laut gelacht an vielen Stellen. Mir werden ja nie Komödien angeboten, da dachte ich, jetzt greife ich aber zu. Das ist doch eine Chance, mal was anderes zu machen. Mit Trotta habe ich immer ernste intellektuelle Figuren gespielt. Meine Philippa ist ja so eine Nervensäge, die allen auf den Geist geht, aber das ist verständlich, denn sie ist ja mit ihrer eigenen Tochter zerstritten und darf die Enkelin nicht sehen. Eigentlich hätte ich ja lieber die Spießerin Karin gespielt, die weniger klischeehaft ist, aber der Regisseur ließ sich nicht erweichen.
Sie haben eine Enkeltochter?
Ja, sie ist sechs Jahre alt und wohnt in Berlin. Ich habe mich so auf sie gefreut, wollte immer gerne Enkel haben. Bei mir darf sie iPad gucken und viele andere Dinge, die sie zu Hause nicht darf. Aber ich kann ja auch wieder wegfahren und muss das nicht austragen. Solange man Mutter ist, sollte man ja Vorbild sein, aber wenn die Kinder aus dem Haus sind... Neulich habe ich fürchterlich geflucht, als mein großer Sohn zu Besuch kam, der war ganz entsetzt. So kannte er mich gar nicht. Als Großmutter habe ich viel mehr Narrenfreiheit...
...und Großeltern ausleihen?
Das ist eine gute Idee, denn Großeltern sind unglaublich wichtig. Eltern sind heutzutage auch so gestresst und haben viel mehr um die Ohren als wir früher.
Eine letzte Frage noch zu Ihrer Arbeit mit Fassbinder, war der wirklich so eklig?
Nein überhaupt nicht, wir konnten wunderbar zusammenarbeiten. Mich haben eigentlich nie Regisseure schlecht behandelt, auch diejenigen nicht, die so einen Ruf hatten. Ich glaube die merken, dass ich mit mir selber viel härter bin, als sie es mit mir sein könnten. Aus mir würde man auch nichts herauskriegen, wenn man mich fertig machen würde.
Fotos:
© StudioCanal Wolfgang Ennenbach
Info:
„Enkel für Anfänger“, D 2020, 104 Minuten, FSK ab 6 Jahren, Filmstart 6. Februar
BESETZUNG
Karin MAREN KROYMANN
Gerhard HEINER LAUTERBACH
Philippa BARBARA SUKOWA
Kai DOMINIC RAACKE
Harald GÜNTHER MARIA HALMER
Jelena PALINA ROJINSKI
Britt LAVINIA WILSON
Antje PAULA KALENBERG
Tobias TIM OLIVER SCHULTZ
Merle MAYA LAUTERBACH
Jannik JULIUS WECKAUF
Viktor BRUNO GRÜNER
Leonie JULIA und LUISE GLEICH
Verehrer MATTHIAS KÖBERLIN
STAB
Regie WOLFGANG GROOS
Drehbuch ROBERT LÖHR
Produzenten ULI PUTZ
JAKOB CLAUSSEN
Koproduzenten KALLE FRIZ
ISABEL HUND
SANDRINE MATTES
Koproduzentin CHRISTINE STROBL (ARD Degeto)
Redaktion CLAUDIA GRÄSSEL (ARD Degeto)
CARLOS GERSTENHAUER (BR)
TOBIAS SCHULTZE (BR)
Casting DANIELA TOLKIEN, ANNE WALCHER
Kamera ANDREAS BERGER
Szenenbild ELLEN LATZ
Kostümbild PERÌ DE BRAGANCA
Maskenbild DUNJA PFLUGFELDER
LISA MEIER
Schnitt ANDREA MERTENS
Musik HELMUT ZERLETT