DIE CHARAKTERE

Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 30. Januar 2020, Teil 28

Redaktion

Los Angeles (Weltexpresso) – Dolittle – Robert Downey Jr.: Doctor John Dolittle ist ein englischer Arzt, der schließlich in die Veterinärmedizin gewechselt ist, nachdem sein Papagei Polynesia ihm verschiedene Tiersprachen beigebracht hat. Er lebt gemeinsam mit seinen diversen tierischen Freunden in der fiktiven Stadt Puddleby-on-the-Marsh im West Country Englands. Menschliche Freunde hat er nur wenige und den Großteil seiner Zeit verbringt er mit der Behandlung von Tieren, Reisen um die Welt und der Erforschung neuer Tierarten und -sprachen.

Der Charakter wurde bereits 1967 in Doktor Dolittle von Rex Harrison gespielt sowie 1998 und 2001 von Eddie Murphy in Dr. Dolittle und Dr. Dolittle 2, die beide wenig mit den Figuren oder Geschichten in Loftings Büchern gemeinsam haben. In der 70er-Jahre-Zeichentrickserie wird Doktor Dolittle von Bob Holt gesprochen.

Es war Robert Downeys Entscheidung, Dolittle zum Waliser zu machen, wie er selbst erläutert: „Ich empfand den Charakter als einen Einsiedler, der sich infolge eines emotionalen Traumas völlig auf sein Anwesen zurückgezogen hat. Er hat sich dem Helfen von Tieren verschrieben und die Menschen aufgegeben. Dass er aus Wales stammt, ergab Sinn, denn obwohl es zu Großbritannien gehört, schert es sich nicht wirklich darum. Es gab nur ein Problem – den schwierigsten Akzent der Welt. Der hat mich in den Wahnsinn getrieben. Aber zumindest über die Dauer des Films halte ich einer Prüfung stand, und er hat mir auch Spaß gemacht.“ Dialogcoach Andrew Jack und Walisisch-Berater Tim Treloar unterstützten Downey während des Drehs.

Während Loftings überlebensgroße Romanfigur wenige Makel hat, ist Downeys Dolittle zudem komplexer. „Robert wollte einen Charakter kreieren, der so schräg wie verwundbar ist“, so Jeffrey Kirschenbaum. „Daraus entsteht sein Heldenmut. In gewisser Weise ist Robert Dolittle sehr ähnlich – er hat ständig neue Ideen, ist unglaublich großzügig sowie warmherzig.“

Stephen Gaghan ergänzt: „Er kann einen jederzeit zum Lachen bringen, ist aber auch ein bisschen gefährlich. Und das ist unser Dolittle. Er ist schlauer als alle anderen, er hat sich mit seiner Tierfamile abgeschottet und möchte nichts mit Menschen zu tun haben. Robert besitzt die nötige schauspielerische Begabung sowie ein Talent für Slapstick und gespielte Stürze.“


Tommy Stubbins – Harry Collett

Tommy Stubbins ist ein Junge aus Puddleby, der zu Doctor Dolittles Freund und Assistent wird, nachdem er ein verletztes Eichhörnchen zu ihm bringt. Sein Vater ist der Lieblingsschuster des Arztes. Er tritt erstmal in „Doktor Dolittles schwimmende Insel“ auf und fungiert in allen Büchern danach als Erzähler.

Die Filmemacher veranstalteten eine weltweite Suche nach ihrem Stubbins, doch Kirschenbaum ist sich sicher, den besten gefunden zu haben: „Harry trägt jederzeit dieses mühelose Lächeln und ist ungemein liebenswert. Wir sahen uns Tausende Jungs an und Harry hatte zwar weniger Erfahrung, aber auch etwas sehr Aufrichtiges und diese natürliche Neugier. Wir wollten jemanden, der authentisch war, und das Staunen in Harrys Augen ist echt.“

Einer von Colletts größten Fans ist Hauptdarsteller Robert Downey: „Harry ist ein großes Talent mit Starpotenzial. Ich erinnere mich, wie ich mich bei seinen Probeaufnahmen gefragt habe ‚War so etwa der 11-jährige Tom Cruise?‘ Aber er hat eine ganz eigene Persönlichkeit und ist ein wahnsinnig begabtes Kind.“ Mit einem Lachen ergänzt er: „Mein Mentorenprogramm für die nächste Schauspielgeneration geht weiter.“

Die größte Herausforderung für Collett selbst war es, sich die Tiere, mit denen er agierte, vorzustellen: „Ich sah mir Bilder von jedem Tier an, um zu wissen, wie groß es ist, aber die Effektabteilung gab uns einen Tennisball als Orientierungspunkt. Ich habe eine große Vorstellungskraft und kann mit dabei gut ein Tier vorstellen. Ganz leicht ist es trotzdem nicht, mit einem Tennisball an einem Stock zu sprechen, der ein Eisbär sein soll.“ Sehr viel leichter fiel dem Jungschauspieler da die Arbeit mit Downey: „Man möchte Robert einfach nur anstarren. Er ist selbst wie ein eigener Film. Er sieht und kennt jede Einstellung, wirft eigene Ideen ein und kann jeden einzelnen Job am Set machen, weil er so viel Erfahrung hat.“


Lady Rose – Carmel Laniado

Die mutige Dienerin und zukünftige Hofdame Königin Victorias, Eugenie Archer-Rose rettet Stubbins aus einer Falle auf Dolittles Grundstück. In dringendem Auftrag des Buckingham-Palastes beordert sie Dolittle und Stubbins dorthin, um die Königin von einer geheimnisvollen Erkrankung zu befreien. Während des Abenteuers der beiden wacht Lady Rose gemeinsam mit Hund Jip und Spinne Styx über die Regentin und schwört, sie um jeden Preis zu beschützen.

„Lady Rose ist selbstbewusst, liebevoll, entschlossen und in der Lage, in allem und jedem, Schönheit zu erkennen“, beschreibt Carmel Laniado ihre Figur. „Sie ist entschlossen, die Königin zu retten und Stubbins zu helfen, an sich zu glauben. Lady Rose sieht Dinge in Menschen, die den meisten entgehen. Trifft man sie das erste Mal, scheint sie sehr streng königlich, aber mit der Zeit merkt man, dass sie ein ganz normales Kind ist.“

„Carmel hat noch nie zuvor einen Film gemacht”, ergänzt Regisseur Gaghan, „doch bei ihrem Vorsprechen übernahm sie regelrecht das Kamerabild. Man konnte die Augen nicht von ihr abwenden. Wir liebten ihre gesamte Familie und wussten sofort, dass sie unsere Lady Rose war. Und vom ersten Tag an, schien es, als wäre das ihr 20. Film – sie ist ein Naturtalent.”


Rassouli – Antonio Banderas

Es gibt nur einen Ort, an dem der berüchtigte Piratenkönig Rassouli zu finden ist, und das ist der Piratenhafen von Monteverde. Aus Gründen, die zuerst nicht offensichtlich sind, ist der tödliche Rassouli kein Fan von Dolittle. In seiner Hand befinden sich außerdem ein tiefes Geheimnis über den werten Arzt sowie ein Tagebuch, das den Schlüssel zu Dolittles Bestimmungsort enthält: der mystischen Eden Tree Island. Rassouli liebt Katzen über alles und schläft mit Löwen an seiner Seite.

Auch wenn Robert Downey und Antonio Banderas sich im Laufe der Jahrzehnte schon begegnet waren, hatten sie noch nie miteinander gearbeitet. „Ich begriff, dass ich ernsthaft mit einem meiner Zeitgenossen vor der Kamera stand“, erinnert Downey sich. „Da spürt man direkt so eine tiefe Wertschätzung, weil der Gegenüber das Ganze wie man selbst schon seit Jahrzehnten macht. Banderas rockt als Rassouli. Er ist fantastisch.“

Banderas geht seine Rollen am liebsten wie einen Sprung von einer Klippe an – ohne zu wissen, ob er im Wasser oder auf Felsen landet. Diesen Ansatz verfolgte er auch bei Rassouli und empfand den ersten Tag am Set somit als den intensivsten, wie er gesteht: „Meine ersten Szenen hatte ich im Verließ, in das Rassouli gerade Stubbins und Dolittle geworfen hat. Die Geschichte, die meine Figur mit den beiden hat, war perfekt geschrieben. Ich brauchte nicht mehr zu wissen, dass in der Vergangenheit etwas sehr falsch gelaufen ist und ich es vor allem Dolittle heimzahlen wollte. Das gab mir genug Hintergrundinfo, um in die Figur zu springen.“

Viel Freude machte dem Schauspieler während der Dreharbeiten der scherzhafte Schlagabtausch mit Downey: „Das hat mit Chemie, Timing, Rhythmus und Verständnis über Worte hinaus zu tun. Das kommt von tief drinnen. Robert und ich spürten das von dem Moment an, als wir uns trafen. Da war keinerlei Furcht oder gegenseitige Anspannung, keine Hintergedanken oder Absichten. Es ging allein um die Geschichte und darum, Spaß am Schauspiel zu haben. Das merkte ich Robert sofort an, und ich glaube er mir.“


Müdfly – Michael Sheen

Der königliche Arzt (und reiche Schnösel) Dr. Blair Müdfly ist mit der Heilung der schwerkranken Königin Victoria heillos überfordert. Sein empfohlenes Hausmittel sind Blutegel, um die Durchblutung anzutreiben. Der ehemalige Schulkamerad von Dolittle ist überaus neidisch auf diesen, was ihm nicht gut bekommt. Da er ständig nach Bestätigung sucht, hält Müdfly die Aufmerksamkeit, die Dolittle im Palast zugutekommt, nicht aus und seine Wut treibt ihn dazu an, Rache zu nehmen.

„Michael ist ein Vollblutschauspieler”, sagt Stephen Gaghan. „Ich liebe ihn. Er tauchte mit großartigen Ideen für seine Figur auf und machte sie genau zu dem, was er sich vorgestellt hatte – einem Mann, der sich nach Dolittles Anerkennung sehnt. Der Salieri zu Dolittles Mozart. Das Maß an Talent, das Michael besitzt, hat seinen schauspielerischen Schlagabtausch mit Robert zu einem großen Spaß gemacht.”

Sheen selbst gibt zu, dass er bei Filmen wie diesem immer wieder aufs Neue von der Liebe fürs Detail beeindruckt ist: „Oftmals bemerkt das Publikum gar nicht die winzigen Details der kolossalen Kulissen. Doch genau die helfen einem als Schauspieler, eine Welt herbeizuzaubern, die nicht existiert.“ Viel Anerkennung dafür verdient ihm zufolge der Regisseur. „Die Arbeit mit Stephen hat Spaß gemacht, weil er auch Drehbuchautor ist, also besitzt er eine lebhafte Fantasie. Er hat die wunderbare Eigenschaft, während einer Szene mit einer neuen Idee auf das zu reagieren, was man gerade tut. Ebenso erlaubt er uns eigene Ideen, sodass man oft in einer ganz unerwarteten Richtung landet. Er hat viel Vorstellungskraft und genauso das technische Verständnis, um Dinge vor der Kamera funktionieren zu lassen.“

Bei dem Gedanken an die vielen imaginären Tiere im Raum beginnt der Schauspieler zu lachen: „Daran muss man sich festhalten, dann macht es viel Freude. Es ist wie, wenn man als Kind gespielt hat – ohne jegliche Requisiten oder andere Leute, allein mit seiner eigenen Fantasie. Es ist die reinste Form des Schauspielens.“