Hannah Wölfel
Berlin /Weltexpresso) - Der neue Film „Nightlife“ des Regisseurs Simon Verhoeven („Willkommen bei den Hartmanns“) entführt sein Publikum in das Berliner Nachtleben. Die Komödie ist mit exzellenten Stars besetzt und spielt fast durchgängig in nächtlichen Originalschauplätzen der Stadt.
Zum Beginn wird Barkeeper Milo (Elyas M’Barek) morgens durch eine Polizistin vor dem Bett geweckt. Doch statt der Festnahme gibt es einen Abschied: „Ich muss zur Arbeit. Steh auf, mein Freund kommt gleich. Und zieh sein T-Shirt aus!“ Tage später ist dieser One-Night-Stand hilfreich, als Milo in einem geklauten Luxusauto sitzt und die Polizistin ihrem kontrollwütigen Kollegen beschwichtigt: „Ach, lass den mal, ich kenn’ ihn.“
Als Milo nach Hause kommt, ist die große Altbauwohnung voll fremder Leute, die Party machen, in der Badewanne Sex haben oder in seinem Bett schnarchen. Wütend schmeißt er die ganze Bande raus und rotzt seinen Mitbewohner Renzo (Frederick Lau) an: „Ich bin zu alt für diesen oberflächlichen Scheiß, ich will tagsüber arbeiten und normal werden.“ „Ja, lass uns fucking seriös werden“, freut sich der Bar-Kollege und versucht alsbald mit illegalen Mitteln Geld für einen Neustart zu besorgen.
Sunny (Palina Rojinski) arbeitet in einer Musikagentur und wird kurzfristig nach Atlanta/USA strafversetzt. Denn sie hat einen Dieter-Bohlen-Verschnitt rausgeschmissen, obwohl er und seine Gruppe täglich eine halbe Million Likes bei YouTube für ihren dusseligen Song bekommen: „Promis, Models, Fotografen / alle Lebewesen wollen mit uns schlafen.“ Aufgrund winziger Unfälle tragen Sunny und Milo kurzzeitig jeweils eine Augenklappe, einmal rechts, einmal links, laufen sich des Nachts über den Weg und fraternisieren als Piraten. Da jedoch ihr „Timing“ (noch) nicht stimmt, machen sie ein Date für den folgenden Abend aus, einen Tag bevor Sunny in die USA fliegen wird.
Sodann beginnt das komische und ziemlich aufregende Berliner „Nightlife“ der Drei mit verrückten Fantasyspielen, ausgeflippten Bankleuten, brutalen Gangsterbanden, wilden Verfolgungsjagden und dramatischen Wendungen. Die vielen Jokes und Slapsticks dieser Buddy-, Liebes- und Krimikomödie sind meist recht originell und ergeben sich überzeugend aus der erzählten Geschichte. Das ist natürlich echtes Kino, denn so viel kann in einer einzigen Nacht nicht passieren, nicht einmal in der Hauptstadt.
„Schon als junger Autor war ich vom Nachtleben als Bühne für Geschichten fasziniert. Es ist ein Ort, der so viele Träume, so viel Aufregung, so viele Versuchungen verspricht. Aber auch ein Ort, der die tiefsten Abgründe birgt, aus denen manche auch nicht mehr herausfinden“, erzählt Regisseur Simon Verhoeven.
Allerdings ganz so ernsthaft, wie er das sagt, geht es in seinem Streifen nicht zu. Der lebt von den Übertreibungen und überdrehten Figuren, rutscht dabei fast nie in dümmlichen Klamauk ab. M’Barak ist sowieso ein großer Komödiant, Lau nervt gelegentlich die Zuschauer durch seine übertriebene Dusseligkeit, bei Rojinski weiß man nicht genau, warum sie sich trotz der vielen Unbilden so leidenschaftlich verliebt. Aber „so what!“, würde Milo sagen...
Wenn einen die spannende, selten absehbare Handlung mal etwas Luft lässt, wischt man sich die Lachtränen weg und überlegt, wie der Regisseur und seine Akteure diesen schrägen Plot eigentlich auflösen wollen.
Tja, das Ende ist dann tatsächlich verblüffend!
Foto:
© Warner Brothers: Elyas M’Barek und Palina Rojinski
Info:
„Nightlife“, D 2020, 105 Minuten, Filmstart 13. Februar
Regie Simon Verhoeven mit Elyas M’Barek, Frederick Lau, Palina Rojinski und anderen