Der Dokumentarfilm „Congo Calling“ von Stephan Hilpert
(jip-Filmverleih)
(jip-Filmverleih)
Eva Mittmann
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Mitten im Herzen Afrikas und ganz im Osten der Demokratischen Republik Kongo befindet sich die Hauptstadt Goma. Dort hat der Filmemacher Stephan Hilpert den Alltag dreier Entwicklungshelfer dokumentiert. Gleich zu Beginn des Films werden wir Zeugen, wie der damalige Außenminister der BRD, Frank-Walter Steinmeier, im Jahr 2015 in einem Festakt eine neue – um 500 Meter verlängerte Flugzeuglandebahn eröffnet.
„Glückauf im östlichen Kongo!“, ruft er feierlich aus. Diese Szene birgt einen Hauch makabrer Generosität in sich – so eine Art „diskreten Charme der Bourgeoisie“. Geradezu grotesk wirkt sie, da wir uns nach Aussage des Regisseurs Stephan Hilpert „an einem Ort befinden, der wahrscheinlich einer der ärmsten Orte Afrikas ist, bzw. einer der brutalsten Orte der Welt".
Entwicklungshilfe tut deshalb Not. Gleich drei Entwicklungshelfer, die sich in unterschiedlichen Arbeitsfeldern engagieren, werden hier filmisch portraitiert. Da ist zunächst Anne-Laure aus Belgien. Goma sei bekannt als Stadt mit den meisten Vergewaltigungen, sagt sie und setzt im gleichen Atemzug dem sofort entgegen: „Goma ist aber auch eine Stadt der Musik, des Tanzes und des Friedens!“ Als Belgierin spricht sie fließend Französisch, hat also keine Verständigungsprobleme mit den Kongolesen. Auch ist sie mit einem Einheimischen liiert und dokumentiert als Pressefrau das größte Musikfestival der Stadt.
Als nächstes erleben wir den Spanier Raúl. Er ist Sozialwissenschaftler und erforscht im Rahmen seiner Promotion mit Hilfe einer Gruppe einheimischer Assistenten, welche mit Forschungsgeldern finanziert werden, die Aktivitäten der paramilitärischen Rebellengruppe „RDC Rénové“. Sie sagen: „Deine Arbeit hat die Leute hier glücklich gemacht.“ Obwohl er mit aller Wucht seiner Persönlichkeit vermittelt, um sehr tough mit den Einheimischen kooperieren zu können, droht die Korruption sein Forschungsprojekt zu gefährden. Morddrohungen und Vetternwirtschaft sind an der Tagesordnung. Raúl drückt es poetisch so aus: „Ich bringe diese Säcke voll Geld in diesen Ozean der Armut.“ Hier jedoch dominieren Unterdrückung und Verhinderung der Wahlen das politische Geschehen. Gleichzeitig werden die „Diebe in den Ministerien verherrlicht“.
Nicht minder fatalistisch spitzt sich die Lebenssituation des dritten Protagonisten zu: Entwicklungshelfer Peter hat nach 30 Jahren in Afrika mit Vollendung des 65. Lebensjahres keine Chance auf einen Anschlussvertrag und ist gezwungen als „hilfloser Helfer“ in seine Heimat Berlin zurückzukehren.
Im Rahmen des Forschungsprojektes von Raúl wandte man sich damals in einem weiteren Brief an Außenminister Steinmeier: „Zur Fortsetzung der Sozialprojekte bauen wir nun auf Ihre Unterstützung zur Rettung der Straßenkinder.“ Ob allerdings schlussendlich und wahrhaftig die Spendengelder für Sozialprojekte verwandt werden können, ist und bleibt in Goma letztlich fragwürdig.
Im Rahmen des Forschungsprojektes von Raúl wandte man sich damals in einem weiteren Brief an Außenminister Steinmeier: „Zur Fortsetzung der Sozialprojekte bauen wir nun auf Ihre Unterstützung zur Rettung der Straßenkinder.“ Ob allerdings schlussendlich und wahrhaftig die Spendengelder für Sozialprojekte verwandt werden können, ist und bleibt in Goma letztlich fragwürdig.
Denn wie kann man wissen, was passiert, wenn die Wahrheit von der Gesellschaft konstruiert wird?
Fotos: © jip
https://jip-film.de/congo-calling
Info:
Ab 6. März 2020 Congo Calling auf DVD (mit Bonusmaterial) & VOD bei good!movies (Untertitel:deutsch, englisch, französisch)
Ab 9. April im Kino: LANGES ECHO Regie: Veronika Glasunowa
Ab 14.Mai im Kino: MAY, DIE DRITTE FRAU Regie: Ash Mayfair
In Vorbereitung:
KABUL, CITY IN THE WIND Regie: Aboozar Amini
REGELN AM BAND, BEI HOHER GESCHWINDIGKEIT Regie: Yulia Lokshina
Bester Dokumentarfilm Filmfestival Max Öpuls Preis
https://jip-film.de/congo-calling
Info:
Ab 6. März 2020 Congo Calling auf DVD (mit Bonusmaterial) & VOD bei good!movies (Untertitel:deutsch, englisch, französisch)
Ab 9. April im Kino: LANGES ECHO Regie: Veronika Glasunowa
Ab 14.Mai im Kino: MAY, DIE DRITTE FRAU Regie: Ash Mayfair
In Vorbereitung:
KABUL, CITY IN THE WIND Regie: Aboozar Amini
REGELN AM BAND, BEI HOHER GESCHWINDIGKEIT Regie: Yulia Lokshina
Bester Dokumentarfilm Filmfestival Max Öpuls Preis