f emma2Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 5. März 2020, Teil 11

Redaktion

London (Weltexpresso) - Genauso wie Farbe ein riesiger Faktor bei der Kulisse war, war sie es auch bei den Kostümen von Oscar-Preisträgerin Alexandra Byrne (Elizabeth – Das goldene Königreich), die erzählt: „Autumn und ich sprachen über eine Farbpalette für jede Jahreszeit, jeweils beeinflusst von Natur und Landschaft. Gemeinsam mit Autumn und Kave erarbeitete ich Farben und Stil, um Emma sich im Laufe ihrer Geschichte in ihrer Umgebung entweder wohlfühlen oder damit hadern zu lassen – mal mehr, mal weniger.“

Obwohl Byrne bereits Erfahrung mit dem Design historischer Kostüme hatte, verbrachte sie trotzdem Wochen mit dem Studium der Kleidung von Männern wie Frauen der Regency-Ära, um ein besseres Verständnis dafür zu bekommen. „Jede Epoche wie auch jedes Drehbuch erfordern spezifische Recherche. Ich mag es, eine Zeit so gründlich wie es die Zeit mir gestattet zu erforschen, um ein Gefühl dafür zu kriegen. Das erlaubt es mir, sachkundige Entscheidungen zu treffen, um die Geschichte, die die Regie erzählen will, zu unterstreichen. Viele Museen haben originale Kleider dieser Epoche. Die echte Garderobe half mir, die Mode zu verstehen – das Gewicht der Stoffe, diverse heimische Nähtechniken sowie das Weiterdenken vorangegangener Kleider, um neueste Modetrends zu schaffen.“

f emma3Als erstes konzentrierte sie sich auf Taylor-Joys so stilsichere wie wohlhabende Heldin, die sowohl über umfangreiche Mittel als auch einen Geschmack für die neuesten Trends verfügt. „Emmas Geschichte ist das Rückgrat des Plots. Frauenmode war gerade erst in Zeitschriften veröffentlicht worden und Emma würde solche Informationen geradezu aufsaugen. Sie ist reich und verwöhnt und hat eine persönliche Schneiderein, dank derer sie sich nicht auf ihre eigenen Fähigkeiten verlassen muss. Entsprechend verfügt sie über eine umfangreiche Garderobe für jede Jahreszeit.“

Die auffälligen Hüte, die Emma trägt, um ihre modischen Looks zu untermalen, wurden Byrne zufolge zum Schlüsselelement ihrer Outfits. „Die Hüte und Hauben basieren allesamt auf echten Stücken oder Modepuppen. Autumn liebte es, wie die Schauspielerinnen ihre Art sich zu bewegen veränderten, um in den oft trichterförmigen Hauben Augenkontakt zueinander herstellen zu können.“

„Ich hatte noch nie einen Job, bei dem ich mir so sehr jedes einzelnen Dings an meinem Körper und in meiner ganzen Umgebung als Mittel der Erzählung bewusst war“, schwärmt Taylor-Joy. „Wenn man einen Mantel mit einer unglaublichen Rückseite trägt – und Emma weiß nur zu gut, wie unglaublich ihre Rückseite ist – spricht man seine Zeilen ganz plötzlich über die Schulter und präsentiert dabei die Rückseite des Mantels. Das verleiht der Erzählung eine völlig neue Ebene.“

Im Gegensatz dazu ist Harriets Garderobe viel bescheidener, auch wenn sie letztlich etwas von Emmas gehobenem Stil übernimmt. „Harriet geht auf das Internat von Mrs. Goddard und bekommt ein kleines Taschengeld“, erklärt Byrne. „In der kleinen Welt der Schule hat sie eine leicht gehobene Position, doch Emmas Sphären sind ihr vollkommen unbekannt. Emma erweitert Harriets Horizont, doch mit ihrer eigenen Agenda. Sie überlässt Harriet sehr gern ihre Kleider aus der letzten Saison und beeinflusst so ihren Stil ganz im Sinne ihrer Absichten.”

Goth zufolge waren Byrnes Kostüme wesentlich für ihren Zugang zu der Figur: „Wir hatten etwa vier Kostümproben, bevor wir überhaupt anfingen, die Figuren einzuspielen, also bauten wir diesen Charakter auf ganz verschiedene Weise gemeinsam. Sie war entscheidend für mein Verständnis von Harriet, wer sie in dieser Welt ist und wie ein junges Mädchen sich zu dieser Zeit verhielt.“

Um die Männer im Film anzuziehen, konsultierte Byrne ihre Nachforschungen und stellte Moodboards und Stoffproben zusammen, bevor sie die Optionen mit de Wilde und den Schauspielern durchging: „Ich traf mich mit Bill und Autumn, um unsere Überlegungen zu Mr. Woodhouse zu besprechen. Bill und ich probierten dann existierende Kleidungsstücke aus, um ein Gefühl für Form, Proportionen, Silhouette, Farbe und Maßstab zu bekommen, bevor wir seine Garderobe entwarfen. Wir entschieden uns für Hellbeige als Ausdruck von Mr. Woodhouses obsessivem und restriktivem Lebensstil.“

Ihre Inspiration für die jüngeren Herren holte Byrne sich bei den Beschreibungen von Knightley und Churchill im Roman und entwarf Kostüme, die visuell zu ihren jeweiligen Persönlichkeiten passen würden. „Die beiden sind sehr unterschiedliche Männer und Jane Austen liefert sehr klare Informationen über sie, die meine Entscheidungen für sie stark beeinflussten“, so die Kostümbildnerin. „Genauso sind Callum Turner und Johnny Flynn sehr unterschiedliche Schauspieler – all diese Faktoren helfen dabei, mit Kleidung einen Charakter und seinen Stil zu kreieren.”

Die Frisuren für Emma und die anderen Frauen der Geschichte schuf Maskenbildnerin Marese Langan basierend auf beliebten Trends von 1815 und schmückte sie dann mit ein wenig künstlerischer Freiheit aus, um Byrnes Kostüme zu ergänzen. „Ich ließ mich von Alex‘ wundervollen und empfindsamen Kostümschnitten und Farbpaletten inspirieren“, erklärt Langan. „Ich wollte Makeup und Frisuren schaffen, die mit den Dekolletés und den Haubenformen harmonisierten und gleichzeitig die Persönlichkeiten der jeweiligen Figur vermitteln würden.“

Langam verwendete saisonale Blumen – echte wie auch künstliche – in den Frisuren, um das Blumenmotiv von anderen Stellen im Film weiterzuführen und ebenfalls die Nachvollziehbarkeit der voranschreitenden Jahreszeiten zu unterstützen. „Wir hatten das Glück, ein Blumengeschäft in der Ausstattung zu beschäftigen. Dort gab man uns frische Blumen, die historisch akkurat waren, und wir versuchten, den wechselnden Jahreszeiten zu entsprechen. Zusätzlich verwendeten wir Seiden-, Wachs- und Papierblumen.“

Die Zeit, die jeden Tag vor dem Dreh darauf verwendete wurde, die Stile der Epoche anzulegen, gab der Besetzung Gelegenheit, sich auf den Dreh vorzubereiten, wie Mia Goth sich erinnert: „Bevor man ans Set kommt, sitzt man jeden Tag gut zwei Stunden in der Maske. Das ist zwar einerseits Geduldsprobe, aber andererseits auch wahnsinnig hilfreich, um noch einmal alles durchzugehen, was man zu tun hat. Zu wissen, dass genau das auch ein Mädchen zur Regency-Zeit getan haben könnte, während sie das jeden Tag mitmachte, half mir, Harriet noch besser zu verstehen. Schon bei einem Blick in den Spiegel ist man plötzlich so weit weg von der Person, die man im Alltag darin sieht.“

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© Verleih

Info:
Regie: Autumn de Wilde
Drehbuch: Eleanor Catton basierend auf dem Roman "Emma" von Jane Austen (1815)
Darsteller: Anya Taylor-Joy, Johnny Flynn, Bill Nighy, Mia Goth, Miranda Hart, Josh O’Connor, Callum Turner, Rupert Graves, Gemma Whelan, Amber Anderson, Tanya Reynolds u.a.

Abdruck aus dem Presseheft