ZDFzeit mysterioese kriminalfaelle ZDF Daniel Laudowicz c4641f5673"ZDFzeit" mit zwei Dokumentationen über Verbrechen, die Kriminalgeschichte schrieben: Kriminalfälle der DDR und der BRD, Teil 1/2

Roswitha Cousin

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Verbrechen werden zu verschiedenen Zeiten und in unterschiedlichen Gesellschaftssystemen anders gesehen, interpretiert und geahndet. Gesellschaft, Medien und Justiz sind nicht frei von Zeitgeist und wechselnden Moralvorstellungen. "ZDFzeit" beleuchtet aufsehenerregende Fälle der ostdeutschen und westdeutschen Kriminalhistorie und gibt spannende Einblicke in politische und gesellschaftliche Entwicklungen der DDR und der BRD – zunächst am Dienstag, 12. Mai 2020, 20.15 Uhr, in "Mysteriöse Kriminalfälle der DDR", dann eine Woche später in "Die großen Kriminalfälle der Bundesrepublik".
 

Die Aufklärung von Verbrechen hat in der DDR oberste Priorität. Mit hohem Personaleinsatz und großem Aufwand sollen die Täter so schnell wie möglich hinter Schloss und Riegel gebracht werden. Das Regime investiert viel in die Aufklärung von Verbrechen, aber auch in Vertuschung und Bespitzelung. Denn die DDR will ein Staat sein ohne Mord und Totschlag.

In der Realität unterschieden sich die Kriminalitätsstatistiken der beiden deutschen Staaten kaum voneinander. Doch die DDR wollte das nicht wahrhaben. "ZDFzeit" zeigt spektakuläre Verbrechen in der DDR und erklärt, warum einige bis heute ungesühnt blieben.

Die Dokumentation zeigt vier DDR-Kriminalfälle aus den 70er- und 80er-Jahren. Eines haben diese Fälle gemeinsam: Die Kriminalpolizei ermittelte höchstens im Hintergrund. Denn es ging vor allem um Geheimhaltung und Vertuschung. Der Film zeigt in nachgestellten Szenen, Archivbildern, Originaldokumenten und mithilfe von Zeitzeugen, Angehörigen und Experten, mit welchen Mitteln das Regime versuchte, seinen Ruf zu wahren.

Das Regime sah die Ursache von Kriminalität vor allem in den gesellschaftlichen Verhältnissen. Verbrechen passten nicht in den friedlichen und menschenfreundlichen Sozialismus, denn in den Augen der SED hatten die Leute keinen Grund mehr zu morden. Dieses Selbstbild sollte um jeden Preis gewahrt werden.

Die Kriminalisten in der DDR waren sehr gut ausgebildet und hatten in vielen Fällen Unterstützung vom Ministerium für Staatssicherheit (MfS). Denn auch die Stasi stellte bei Kapitalverbrechen professionelle und gut ausgestattete Ermittler. Das Verhältnis zwischen Kriminalpolizisten und Stasimitarbeitern war allerdings ambivalent. Denn das MfS war direkt der SED unterstellt und saß immer am längeren Hebel. Und in einigen Fällen wurde die Morduntersuchungskommission der Kripo gar nicht erst involviert. Wenn zum Beispiel der Täter aus den eigenen Reihen kam oder wenn Sowjetsoldaten beteiligt waren.

Die Stasi sollte aber nicht nur die Täter ermitteln. Oft wurden Angehörige von Verbrechensopfern überwacht und bespitzelt, denn nur das Regime bestimmte, welche Informationen nach außen dringen durften und ob der Täter bestraft wurde oder nicht. Auch die Justiz in der DDR war nicht unabhängig. Sie unterstand direkt der Regierung, es gab keine Gewaltenteilung. Auch die Nebenklage war in der DDR für Betroffene keine Option.

Die Fälle in der "ZDFzeit"-Doku:

Ein Sowjetsoldat erschoss zwei Jugendliche – so etwas war in der DDR absolut tabu. Die offiziell propagierte und zur Schau gestellte Freundschaft zur Sowjetarmee durfte um keinen Preis gefährdet werden.

Zwei kubanische Vertragsarbeiter ertranken in der Saale. Die Umstände sind bis heute ungeklärt. Denn um die Freundschaft zum sozialistischen Bruderland nicht zu gefährden, wurden die Ermittlungen damals eingestellt.

Ein Stasimitarbeiter erschoss zwei junge Männer. Das Ministerium für Staatssicherheit setzte alles daran, den Fall als Notwehr zu deklarieren.

Das Kind eines Republikflüchtlings wurde zur Adoption freigegeben. Bis heute gibt es keine Beweise für den systematischen Kindesentzug in der DDR.

Foto:
© ZDF und Daniel Laudowicz

Info:
Dienstag, 12. Mai 2020, 20.15 Uhr / Dienstag, 19. Mai 2020, 20.15 UhrDienstag, 12. Mai 2020, 9.00 Uhr / Dienstag, 19. Mai 2020, 9.00 Uhr