Bildschirmfoto 2020 08 12 um 21.29.00Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 13. August 2020, Teil 2

Redaktion

Rom (Weltexpresso) - Tommaso Buscetta, auch bekannt als Don Masino, ist eine faszinierende Persönlichkeit, dessen Name auf ewig mit dem Kampf gegen die Mafia verbunden bleiben wird. Als jüngstes von 17 Kindern wurde er 1921 in Palermo in eine arme Familie geboren, heiratete früh und hatte im Alter von 16 Jahren bereits zwei Söhne. Seine kriminelle Karriere begann er 1945; dank seiner Fähigkeiten stieg er schnell in der Hierarchie der Cosa Nostra auf.

sVerfolgt von der italienischen Justiz, floh er 1963 zunächst in die USA (im Foto der echte Tommaso Buscetta), und dann nach Brasilien. Er galt fortan als „Boss der zwei Welten“. Aber Buscettas Reich sollte zusammenbrechen. Er wurde von der brasilianischen Polizei verhaftet und nach Italien überstellt. 1980 gelang ihm die Flucht aus dem Gefängnis in Turin, und er kehrte nach Brasilien zurück, um dem Mafiakrieg zu entgehen. Begleitet wurde er von seiner dritten Frau Cristina, einer jungen Brasilianerin, mit der er weitere zwei Kinder bekam. Dort wurde Buscetta erneut von der brasilianischen Polizei verhaftet und grausam gefoltert. Zutiefst betroffen von den Hinrichtungen von ihm nahestehenden Menschen, insbesondere von den brutalen Morden an seinen beiden ältesten Söhnen, versuchte er, sich mit Gift das Leben zu nehmen. Er wurde in letzter Minute gerettet und 1984 nach Italien ausgeliefert.

Zurück in Italien fällte er die Entscheidung, die sowohl sein Leben als auch die Mafia verändern würde: Er traf sich mit Richter Falcone und begann, mit der Justiz zu kooperieren. Die Informationen, die Buscetta den italienischen Behörden lieferte, waren so gravierend und umfassend wie noch nie zuvor: Erstmals gelang es, die Cosa Nostra ernsthaft zu schwächen. Im sogenannten „Maxi-Prozess“ von Palermo wurden 475 Personen angeklagt. Als Kronzeuge ging Buscetta mit seinen Aussagen ein erhebliches Risiko ein. Er machte sich die mächtige Cosa Nostra zum Feind und hielt trotz der Gefahr unbeirrt an seinem Kurs fest: „Früher hatte die Cosa Nostra nichts mit der perversen Organisation zu tun, die sie heute ist. [...] Ich habe mich entschlossen, mit dem Staat zusammenzuarbeiten, damit niemand mehr an die Würde und Ehre der Cosa Nostra glaubt. Diese Werte sind unter einem Berg unschuldiger Opfer begraben.“ Die kriminelle Vereinigung war für die Ermordung seiner zwei Kinder sowie weiteren Familienangehörigen und Freunden verantwortlich. Der Prozess endete mit 360 Schuldsprüchen.

1992 wurde Richter Falcone ermordet. Buscetta entschloss sich, noch einen Schritt weiter zu gehen und legte Verbindungen zwischen der Mafia und italienischen Politikern offen. In seinen Enthüllungen warf er mächtigen Männern wie Giulio Andreotti, dem früheren italienischen Ministerpräsidenten, Verwicklungen mit der Mafia vor. Zu seinem Schutz und um Frieden in der Anonymität zu finden, veränderte er sein Aussehen mithilfe von kosmetischen Operationen. Er ging zunächst nach Brasilien und dann in die USA, wo er den Rest seines Lebens unter der Obhut des US-amerikanischen Zeugenschutzprogramms verbrachte. Buscettas größter Triumph jedoch war vielleicht sein Ende: Nach einem Leben, in dem Morde und Racheakte an der Tagesordnung waren, war ihm selbst ein friedliches Lebensende vergönnt. 2000 starb er eines natürlichen Todes an einer Krebserkrankung.

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Info:
IL TRADITORE - ALS KRONZEUGE GEGEN DIE COSA NOSTRA (Il traditore)
von Marco Bellocchio, I/F/D/BRA 2019, 140 Min.
Tommaso Buscetta           Pierfrancesco Favino
Cristina, Tommasos Frau   Maria Fernanda Candido
Pippo Calò                         Fabrizio Ferracane
Totuccio Contorno             Luigi Lo Cascio
Giovanni Falcone               Fausto Russo Alesi
Totò Riina                           Nicola Calì
Tano Badalamenti             Giovanni Calcagno
Alfonso Giordano              Bruno Cariello
Franco Coppi                    Alberto Storti

Mafiadrama / Start: 13.08.2020 / Note 2 / Filmtipp