Love SarahSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 10. September 2020, Teil 1

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Kurz bevor die gefeierte Konditorin Sarah Curachi (Candice Brown) sich ihren großen Traum erfüllen kann und zusammen mit ihrer Freundin Isabella (Shelley Conn) eine eigene Bäckerei an der Golborne Road in Notting Hill eröffnen kann, stirbt sie bei einem Fahrradunfall.

Isabella ist verzweifelt, denn die beiden haben ihre gesamten Ersparnisse in das Projekt gesteckt. Auch Sarahs 19-jährige Tochter Clarissa (Shannon Tarbet) ist vom Tod ihrer Mutter geschockt und gibt erst einmal ihre Karriere als Tänzerin auf. Da sich zur gleichen Zeit Clarissas Freund von ihr getrennt hat, ist sie dazu auch noch wohnungslos. In ihrer Not bricht sie in den Laden ihrer Mutter ein und übernachtet dort. Zusammen mit Isabella besucht sie anschließend zum ersten Mal sein vielen Jahren ihre verbitterte Großmutter Mimi (Celia Imrie).

Nach ein paar Tagen überzeugt Clarissa sowohl Isabella als auch ihre Großmutter, den Lebenstraum von Sarah zu erfüllen, vor allem auch, da sie auch nicht so einfach aus dem teuren Mietvertrag für den Laden herauskommen. Sie beschließen, die Konditorei zu Ehren ihrer Mutter "Love Sarah" zu nennen. Mit Mimi wird letztendlich auch eine Investorin gefunden.

Bei der Suche nach einem Konditor taucht plötzlich auch noch Sarahs Jugendfreund und Sternekoch Matthew (Rupert Penry-Jones) bei ihnen auf und will die Stelle haben. Isabella begegnet dem ehemaligen Ex-Freund von Sarah erst einmal reserviert. Sie wundert sich doch, was ihn dazu gebracht hat, bei ihnen aufzutauchen, vor allem da sie ein Telefongespräch mitbekommt, in dem Matthew bereits mit einem anderen Restaurant verhandelt.

Gemeinsam begeben sich die vier dann doch in die Welt von Cremetörtchen, Schokoladenküchlein, Himbeer-Eclairs und weiteren exotischen Köstlichkeiten. Während die Kunden nicht gerade strömen, taucht mit dem etwas spleenigen Nachbarn und Erfinder Felix (Bill Paterson) ein neuer Verehrer für Mimi auf.

Doch Isabella merkt recht bald, dass sich Matthew durch ein persönliches Motiv von seiner Arbeit ablenken lässt, dadurch wird auch der Zusammenhalt der Gruppe einer Zerreißprobe unterzogen. Doch nur wenn sich alle wieder zusammenraufen kann Sarahs großer Traum doch noch wahr werden.

Aber sind die ausgefallenen Kuchenkreationen wirklich das Richtige für diese Gegend oder sollte man den Bewohnern dieser Multi-Kulti Region ganz andere Süßigkeiten anbieten?


"Love Sarah - Liebe ist die wichtigste Zutat" ist ein Film der in London lebenden deutschen Regisseurin Eliza Schroeder nach einem Drehbuch von James Brunger. Es mag ein Film über Trauer und Reue sein, aber es ist auch ein Film über die Kraft, nach einem tragischen Verlust weiterzumachen. Die berührende Geschichte von drei Frauen aus verschiedenen Generationen vermittelt auch eine lebensbejahende Botschaft mit einer gewissen Leichtigkeit.

In dem Film sind nicht nur die Darsteller wichtiger Teil der Story, sondern auch die Umgebung von Notting Hill mit seinen vielen Kulturen in der Nachbarschaft der Bäckerei. Vor allem Kameramann Aaron Reid lässt den Zuschauern das Wasser im Munde zusammenlaufen, wenn immer wieder die unzähligen internationalen kulinarischen Köstlichkeiten gebacken und dann z.B. im Schaufenster gezeigt werden. Diese wurden eigens für den Film von der Food-Stylistin Rebecca Woods zusammen mit dem israelisch-britischem Spitzenkoch und Kochbuchautor Yotam Ottolenghi und anderen multi-kulturellen Bäckereien in London kreiert.

Die drei Hauptdarstellerinnen Celia Imrie, Shannon Tarbet und Shelley Conn spielen wunderbar das Trio, das durch die Tragödie zusammengeführt wird, auch wenn man leider nicht viel über die titelgebende Sarah Curachi erfährt. Es gibt nur Andeutungen, dass sie mit ihrer Mutter Mimi kein gutes Verhältnis hatte und dass Mimi sich geweigert hatte, Sarah finanziell mit der Bäckerei zu unterstützen.

Großmutter Mimi - zu Beginn wunderbar biestig von Celia Imrie gespielt - macht sicher die größte Wandlung durch. Mimi, die sich völlig abschottet und auch keine Lust auf Kaffeekränzchen mit ihren Nachbarinnen hat, lernt im Laufe der Zeit nicht nur Felix, den älteren etwas spleenigen Nachbarn kennen, der gegenüber der Bäckerei wohnt, und freundet sich mit ihm an, sondern sie entwickelt auch Initiative und gute Ideen zum Gelingen des Ladens. Bill Paterson spielt Felix ausgesprochen zurückhaltend - very British.

Der Film handelt aber auch von den Erwartungen an sich selbst. Clarissa glaubt, dass sie nach dem Tod der Mutter nicht mehr den Anforderungen der Tanzkompanie entsprechen kann. Isabella ist eigentlich froh, dass sie den ungeliebten Büro-Job für die Bäckerei an den Nagel hängen kann, glaubt aber nicht, dass sie die Backwaren genauso gut wie Sarah (oder auch Matthew) herstellen kann. Sie wird erst selbstsicher als sie allein mit Hilfe eines Kochbuchs in ganz kurzer Zeit eine ganz spezielle japanische Köstlichkeit für eine Kundin zu Stande bringt.

Bei Matthew wird deutlich, dass er eigentlich nur kurz auftaucht, um etwas zu erfahren, bevor er wieder in ein Sterne-Restaurant zurückkehren will. Doch gerade er lernt deutlich, dass es Wichtigeres gibt, als Erfolge als Sternekoch zu feiern. Rupert Penry-Jones spielt den etwas geheimnisvollen Matthew bewusst zurückhaltend. Es zeigt sich dann aber doch recht bald, dass er eigentlich aus ganz anderen und sehr persönlichen Gründen in der Konditorei angeheuert hat.

Candice Brown, die Gewinnerin von "The Great British Bake Off 2016", ist in einem Cameo als Sarah zu sehen. Zusätzlich sind auch einige ihrer Rezepte in den Film mit eingeflossen.

Regisseurin Eliza Schroeder hat einen Film erstellt, der ein echtes Gefühl der Zuneigung für seine Charaktere, jede Menge liebenswerte Freundschaft und auch eine willkommenen Prise Romantik zeigt. Toll war auch die Idee, Unterschiede im Geschmack zu akzeptierenden, hier an dem Beispiel aufgezeigt, dass sich die Bäckerei darauf konzentriert, Kuchen für die kulturell vielfältige Londoner Bevölkerung des Stadtteils auch auf Anforderung zu backen.

Der Film wurde von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) mit dem Prädikat "besonders wertvoll" ausgezeichnet, da er ein romantisch-inspirierender Film ist, der mit sanften und leisen Tönen die Klaviatur der großen Gefühle hervorragend bedient.

"Love Sarah - Liebe ist die wichtigste Zutat" ist trotz der Ausgangssituation ein gelungenes Feelgood Movie, das drei Frauengenerationen begleitet, wie sie nach einem herben Verlust durch ein gemeinsames Projekt wieder Lebensfreude bekommen. Dass dabei keine ernsthaften Konflikte oder Schwierigkeiten auf dem Weg zum Happy End auftreten, schadet dem Gesamteindruck des Filmes keineswegs. Denn die kulinarischen Köstlichkeiten, die eigens vom Spitzenkoch Yotam Ottolenghi für den Film kreiert wurden, lassen jedem Zuschauer das Wasser im Munde zusammen laufen. Alles zusammen ergibt in mehrfacher Hinsicht einen wunderbar gelungenen, köstlich süßen und unbedingt sehenswerten Film.

Foto: Teamwork: Matthew (Rupert Penry-Jones), Isabella (Shelley Conn), Mimi (Celia Imrie) und Clarissa (Shannon Tarbet) sind stolz auf ihr Werk © FEMME FILMS / Weltkino Filmverleih GmbH

Info:
Love Sarah - Liebe ist die wichtigste Zutat (Großbritannien, Deutschland 2020)
Originaltitel: Love Sarah
Genre: Tragikomödie
Filmlänge: 98 Min.
Regie: Eliza Schroeder
Drehbuch: James Brunger
Darsteller: Celia Imrie, Shannon Tarbet, Shelley Conn, Rupert Penry-Jones, Bill Paterson u.a.
Verleih: Weltkino Filmverleih GmbH
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 10.09.2020