Persischstundenalamodefilm4Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 24. September 2020, Teil 5

Redaktion

Berlin (Weltexpresso) - Wie sind Sie auf diese ergreifende Geschichte gestoßen?

Erstmals hörte ich von PERSISCHSTUNDEN von Produzent Timur Bekmambetov, als wir über mögliche gemeinsame Projekte sprachen. Ich habe mich sofort in diese Geschichte verliebt, war von ihrer emotionalen Wucht sehr beeindruckt und inspiriert. Und im ersten Moment erkannte ich das große Potenzial und die mögliche Wirkung auf das Publikum. Ich dachte mir: Bei diesem wundervollen Projekt will ich dabei sein!


Liegt der Handlung eine wahre Begebenheit zugrunde, oder wurde sie von Fakten inspiriert?

Der Film basiert auf einer Kurzgeschichte namens „Erfindung einer Sprache“ von Wolfgang Kohlhaase. Aber es gibt hunderte ähnlicher Geschichten, in denen Menschen durch Witz und Verstand den NaziTerror überlebten. Ich fände es schön, wenn PERSISCHSTUNDEN eine Zusammenfassung all’ dieser Schicksale wäre. Tatsächlich erzählte ein Freund von Wolfgang Kohlhaase ihm einige Jahre nach dem Krieg eine ähnliche Geschichte, mit nur einigen Überschneidungen. Kohlhaases Zugang konzentrierte sich auf ganz andere Elemente. Es gibt Geschichten, die nur eine Sache verbindet: Eine totale Verrücktheit, eben weil sie Mut, Glück, schnelle Reaktionsweise erforderten und die Hilfe von Einzelnen, um der unerbittlichen Verfolgung deutscher Faschisten und ihrer Unterstützer zu entkommen.


Wie realistisch sollte der Film sein, und zu welcher Art von Recherchen führte das? Nach welchen Vorlagen haben Sie beispielsweise die Lager gebaut?

Mein Film sollte realistisch sein, deshalb haben wir uns genau informiert wie die Transit-Lager gebaut waren, wie sie aussahen, wie lange die Menschen dort untergebracht waren. Das Lager NatzweilerStruthof nahe der deutsch-französischen Grenze im Nordosten Frankreichs hat uns sehr inspiriert. Es flossen aber auch weitere Konstanten verschiedener Lager ein: Die Haupttore in unserem Film entsprachen beispielsweise denen aus Buchenwald. Die Rekonstruktion unseres Überganglagers basiert auf unterschiedlichem Foto- und Videomaterial. Uns war daran gelegen, durch die Bilder eine wahrheitsgetreue und authentische Atmosphäre zu schaffen.


Warum fiel Ihre Wahl für die Hauptfiguren auf Lars Eidinger und Nahuel Pérez Biscayart? Vor allem die Entscheidung für Nahuel interessiert, betritt er hier doch schauspielerisches Neuland weit entfernt von seinen bisherigen Rollen.

Lars und Nahuel sind beide sehr außergewöhnliche Schauspieler, die ihre Erfahrungen in anderen Filmen sammelten und einfach traumhaft und perfekt für die Rollen waren. Von Anfang an waren sie unsere erste Wahl, ich hätte mir nicht vorstellen können, jemand anders als Koch und Gilles zu besetzen. Besonders jetzt, im Nachhinein gesehen, wäre das unmöglich. Lars und Nahuel schlüpften voll und ganz in die Haut der Figuren, lebten sie 100-prozentig. Ich bin glücklich, dass Nahuel diese neue Rolle so begeistert annahm, ein Wechsel ist ja immer gut. Ich vertraute ihm, auch wenn er bis dato mit so einer Herausforderung noch nicht konfrontiert war.


Wie lief die Vorbereitung der Schauspieler, konnte Nahuel Pérez Biscayart Deutsch sprechen?

Die Vorbereitungen dauerten schon eine Weile. Lars Eidinger und Alexander Beyer, der den Kommandanten verkörpert, wussten sehr viel über die Geschichte der Konzentrationslager. Nahuel sprach Deutsch, Italienisch und Französisch, was uns die Arbeit erleichterte, da seine Figur ja zweisprachig ist. Nahuels Muttersprache ist Spanisch, er kommt aus Argentinien. Es war unglaublich, wie er die Sprache und Aussprache auf- und begreift, einfach sensationell. Er sprach sehr gut Deutsch, was meine deutschen Freunde und Mitarbeiter sehr beeindruckte. Wie er eine Sprache lernt, das ist schon eine ganz besondere Gabe. Große Hilfe bekamen wir von unserem Geschichtsberater Jörg Müller, der ständig in Kontakt mit unseren deutschen Schauspielern stand und darauf achtete, dass sie sich wie Nazis in Gestik und Mimik benahmen und handelten.

Foto:
© Verleih

Info:
„Persischstunden“, Deutschland/Russland 2019, 127 Minuten. Filmstart 24. September 2020. Regie Vadim Perelman, mit Nahuel Pérez Biscayart, Lars Eidinger
u.a.