JimKnopf W13aSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 1. Oktober 2020,  Teil 1

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Während die Piraten "Die Wilde 13" (Rick Kavanian) vom Drachen Grimbart (Rainer Schöne) darüber informiert werden, dass Frau Mahlzahn (Judy Winter) von zwei Lokomotivführern besiegt worden ist und die Piraten ihr deshalb keine Kinder mehr liefern können, gibt es auch im bisher friedlichen Lummerland wieder mal große Probleme.

Immer wieder stranden im Nebel Schiffe an Neu-Lummerland. Als mal wieder der Postbote (Volker Zack Michalowski) zusammen mit der gesamten Post ins Wasser fällt, hat König Alfons der Viertel-vor-Zwölfte (Uwe Ochsenknecht) genug. Ein Leuchtturm muss her! Doch wo soll man den hinbauen? Da haben Lukas (Henning Baum) und Jim (Solomon Gordon) eine Idee. Bei ihrem letzten Abenteuer sind sie doch dem netten Scheinriesen Herrn Tur Tur (Milan Peschel) begegnet, der könnte doch als Leuchtturm dienen.

Jim Knopf freut sich, endlich wieder ein spannendes Abenteuer erleben zu können, denn er hofft immer noch etwas mehr über seine Eltern zu erfahren. Deshalb machen sich Lukas und Jim zusammen mit der Lokomotive Emma (und der kleinen Molly im Tender) auf den Weg, um Herrn Tur Tur in der Spiegelwüste zu besuchen.

Doch dann wird aus dem einfachen Auftrag ganz schnell weitaus mehr. Als Maschinenkundige werden sie von der Meerjungfrau Sursulapitschi (Sonja Gerhardt) gebeten, am Gurumusch-Magnetfelsen die uralte Anlage für das Meeresleuchten zu reparieren. Das gelingt Lukas auch ohne Probleme. Doch durch den starken Magneten haben die Abenteurer Probleme, den Felsen wieder zu verlassen. Leider müssen sie das Leuchten wieder abstellen, haben aber durch die Magneten ganz nebenbei eine wunderbare Möglichkeit gefunden, dass Emma zum ersten funktionierenden "Perpetumobil" umgebaut werden kann. Jetzt ist sie von Kohle und Wasser unabhängig. Daneben kann sie jetzt nicht nur schwimmen und fahren, sondern auch noch fliegen.

Als sie bei Herrn Tur Tur in der Spiegelwüste ankommen, hat sich in dessen Oase ein alter Bekannter eingenistet, der genauso viel Angst vor dem Scheinriesen hat wie der vor ihm. Es ist der Halbdrache Nepomuk (Michael Bully Herbig), der aus der Drachenstadt vertrieben worden ist, weil er Jim und Lukas geholfen hat.

Da auch für den kleinen Großsprecher eine neue Heimat gefunden werden muss, schlägt Lukas vor, dass Herr Tur Tur als Leuchtturm auf Lummerland arbeiten kann, Nepomuk der neue Wächter vom Gurumusch-Magnetfelsen werden soll. Dort kann er dann bei Bedarf das Meeresleuchten an- und ausschalten.

Als sie zum Magnetfelsen zurückkommen, muss Jim feststellen, dass in der Zwischenzeit die dort zurückgelassene Molly von Der Wilden 13 entführt wurde.

Sie beschließen die ehemalige Frau Mahlzahn und jetzt Goldener Drache der Weisheit in Mandala zu befragen. Die rät ihnen mit einem Schiff des Kaisers (Kao Chenmin) sich über die Meere treiben zu lassen, denn nur so seien die Piraten zu finden, die ihr Hauptquartier im Land, das nicht sein darf, haben.

Werden Jim, Lukas, die Prinzessin Li Si (Leighanne Esperanzate), Kapitän Han Gong (Hon Ping William Tang) und die Besatzung des Schiffes die berüchtigten Piraten finden und besiegen können? Was hat es mit dem Land, das nicht sein darf, auf sich und wird vor allem Jim das Geheimnis seiner Herkunft lösen können?


"Jim Knopf und die Wilde 13" ist die Fortsetzung der Realverfilmung "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" (2018), der bekannten Kinderbücher von Michael Ende, die erstmals 1960 und 1962 erschienen sind und zu den erfolgreichsten Kinderbüchern im deutschsprachigen Raum gehören.

Gibt es in Deutschland eigentlich einen Erwachsenen, der in seiner Jugend nicht die beiden Bücher und/oder die Marionetten-Serienfassung durch die Augsburger Puppenkiste im Fernsehen gesehen hat? 1961/62 gab es zuerst eine fünfteilige Serie von beiden Büchern in Schwarz-Weiß; 1976/77 erschien dann eine vierteilige Neuverfilmung in Farbe. Daneben gibt es auch noch Hörspiel- und Hörbuchversionen und "Jim Knopf" wurde auch auf unzähligen (Sommer-)Theaterbühnen gespielt.

Die erste Realverfilmung von "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" von 2018 war in Deutschland so erfolgreich, dass jetzt auch das zweite Abenteuer von Jim und Lukas verfilmt wurde, wieder nach einem Drehbuch von Dirk Ahner und mit Dennis Gansel als Regisseur.

Auch die bekannten Darsteller des ersten Films wie Henning Baum als Lukas, Annette Frier als Frau Waas, Christoph Maria Herbst als frustrierter Herr Ärmel, Uwe Ochsenknecht als schusseliger König Alfons und Milan Peschel als Herr Tur Tur konnten wieder für das Projekt gewonnen werden, daneben geben auch wieder Thomas Fritsch (als Erzähler) sowie Michael Bully Herbig, Judy Winter und Reiner Schöne dem niedlichen Halbdrachen und den beiden Drachen ihre Stimme.

Auch Solomon Gordon spielt den inzwischen deutlich gewachsenen Jim Knopf, Leighanne Esperanzate ist wieder als die doch inzwischen recht selbstbewusste Prinzessin Li Si zu sehen. Neu dabei ist Sonja Gerhardt als Meerjungfrau Sursulapitschi, von der man meistens nur Kopf und Oberkörper sieht, weil sie sich doch meistens im Wasser aufgehalten hat und sich nur in wenigen Szenen außerhalb des Wassers aufhält, z.B. wenn sie zusammen mit Jim auf der schwimmenden Emma sitzt.

Rick Kavanian, der im ersten Film nur in einem Cameo als Wilde 13 zu sehen war, hat dieses Mal deutlich mehr Szenen. Auch wenn er und seine Brüder abwechselnd von Komparsen gespielt werden und die eineiigen Zwölflinge nicht wie im ersten Film im Computer entstanden sind, ist positiv zu bemerken, dass alle Piratenbrüder eine individuelle Note bekommen haben und das schon lange bevor Jim ihnen endlich Namen gegeben hat.

Wie schon der erste Film ist auch "Jim Knopf und die Wilde 13" einer der aufwendigsten und teuersten Kinoproduktionen der deutschen Filmgeschichte, in dem jetzt Jims Reise zu Ende erzählt wird. Diese Geldsumme ergib sich, weil die verschieden Orte, die Lukas und Jim dieses Mal besuchen - wie Lummerland, Mandala und als neue Lokalitäten den Gurumusch-Magnetfelsen oder das Land, das nicht sein darf - entweder aufwendig gebaut, gefunden oder am Computer erschaffen werden mussten. Aber auch die Lokomotive Emma hat einige Fähigkeiten dazu gewonnen, die es möglich macht, dass Lukas und Jim doch sehr verständlich mit ihr kommunizieren können (vor allem Emmas Lampenaufschlag ist gelungen). Die Story über Freundschaft, Loyalität und Mut wurde wieder hauptsächlich in Südafrika und im Studio Babelsberg gedreht.

Auch die neuen Abenteuer von Lukas und Jim sind wieder wunderbar kindgerecht gestaltet, auch wenn es dieses Mal gefährliche und spannende Kampfszenen mit einem Piratenüberfall, einer durchaus komplexen Handlung und einer fesselnden und auch düsteren Atmosphäre gibt, die für jüngeren Kinobesucher durchaus verängstigend sein könnten.

Die Erlebnisse von Jim, Lukas und Emma wurden von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) mit der Auszeichnung: Prädikat "besonders wertvoll" ausgezeichnet, da der Film für das junge Zielpublikum durch seine sehr stimmige Mischung aus abenteuerlichen und etwas rasanteren sowie sehr ruhigen und harmonischen Momenten funktioniere. Die Juroren der FBW-Jugend Filmjury gaben dem Film 5 von 5 Sternen, da er die Geschichte sehr unterhaltsam und spannend erzähle und dabei die wichtigen Botschaften auch für Kinder verständlich darstelle: Die schlimmsten Feinde können sich ändern und zu Freunden werden und man sollte nicht blind dem folgen, was einem beigebracht wird, sondern sich selbst ein eigenes Urteil bilden. Die Jury empfiehlt den Film ab 7 Jahren.

"Jim Knopf und die Wilde 13" ist eine gelungene Realverfilmung von Michael Endes Kinderbuch und eine sehenswerte Fortsetzung von "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer". Es ist ein spannender und liebevoll gestalteter Realfilm für Kinder entstanden. Als Zuschauer muss man weder das Buch kennen noch die Fernseh-Fassungen der Augsburger Puppenkiste gesehen haben, doch es schadet ganz sicher nicht, den ersten Film gesehen zu haben, denn es wird zu Beginn nicht allzu viel erklärt. Auch wenn die begleitenden Eltern den Roman oder die TV-Serien kennen, werden sie sich nicht nur nostalgisch an ihre ersten Lese- oder TV-Erfahrungen erinnern, sondern sie werden die neue Fassung genießen.

Insgesamt ist "Jim Knopf und die Wilde 13" noch einmal eine Steigerung zum ersten Film, denn er beeindruckt durch grandiose Kinobilder, die trotz aller im Computer generierten Effekte stets bei der Geschichte und den skurrilen Charakteren bleiben. Daneben beeindruckt ein spielfreudiges Ensemble sowohl in den Haupt- als auch in den Nebenrollen. Die zeitgemäße Adaptation von Michael Endes Kinderbuch, die gelungene Charakterzeichnung, die spannende Action, die kuriosen Erlebnisse und nicht zu vergessen Jims Suche nach seiner Herkunft machen den Film für Erwachsene und Kinder unbedingt sehenswert.

Foto: Solomon Gordon als Jim und Henning Baum als Lukas © Warner Bros. Entertainment Inc.

Info:
Jim Knopf und die Wilde 13 (Deutschland 2020)
Genre: Abenteuer, Kinder- und Familienfilm, Romanverfilmung
Filmlänge: 109 Min.
Regie: Dennis Gansel
Drehbuch: Dirk Ahner basierend auf dem gleichnamigen Roman von Michael Ende (1962) erschienen im Thienemann Verlag
Darsteller: Solomon Gordon, Henning Baum, Leighanne Esperanzate, Rick Kavanian, Annette Frier, Christoph Maria Herbst, Uwe Ochsenknecht, Sonja Gerhardt, Milan Peschel u.a.
Mit den Stimmen von: Michael Bully Herbig, Judy Winter, Reiner Schöne, Thomas Fritsch
Verleih: Warner Bros. Entertainment Inc.
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 01.10.2020