Bildschirmfoto 2020 10 17 um 00.01.06Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 15. Oktober 2020,  Teil 18

Carmen Losmann

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - „Seit einiger Zeit hat sich die Idee durchgesetzt, dass sich Staaten auf dem sogenannten Kapitalmarkt verschulden sollen. Damit sind Staaten aber vom Willen und der Bewertung privater Kapitalgeber abhängig und mehr oder minder dazu genötigt Wirtschaftswachstum zu fördern, um ihre Steuereinnahmen zu erhöhen oder Staatseigentum zu privatisieren, wenn ihre Schulden zu hoch sind. Das hat zur Situation geführt, in der wir heute sind: Nämlich, das ganz viele Projekte nicht mehr fi nanzierbar sind, einfach weil sie nicht mit der Renditeerwartung privater Kapitalgeber übereinstimmen.

Das könnte zum Beispiel die Bekämpfung von hohen Arbeitslosenzahlen betreffen oder ausreichend Geld für Bildung, für Pflege, für Infrastruktur oder nicht zuletzt die Transformation in Richtung einer ökologisch tragfähigen Wirtschaft. Leider nicht finanzierbar, weil unrentabel. Demokratische Regierungen können also nicht mehr frei entscheiden, was sie finanzieren, sondern sie können nur in ihren Haushaltsentwürfen vorschlagen, was sie finanzieren möchten, und dann müssen private Kapitalgeber dem zustimmen. Und deswegen ist es wirklich eine hochbrisante politische Frage: Sollten wir als demokratische Gesellschaft nicht selbst entscheiden, welche Ausgaben wir sinnvoll finden? Und dann erzeugt einfach der Staat das nötige Geld für diese Ausgaben? Wieso sollten wir als Staaten nicht das gleiche Privileg haben wie gewinnorientierte private Banken?


Wenn wir voraussetzen, dass Vermögen einfach weiter wachsen, brauchen wir Profi te, und dafür brauchen wir Schulden. Und irgendjemand muss diese Schulden eben aufnehmen. Wenn es nicht mehr der Staat ist, weil die Kapitalgeber eine schwarze Null bevorzugen, und die Staatsausgaben in Folge dessen gesenkt werden, dann müssen zum Beispiel die privaten Haushalte einspringen und die Schulden übernehmen. Zum Beispiel für die Ausbildung ihrer Kinder, die nicht mehr vom Staat finanziert wird, oder mit höheren Mieten, weil staatlicher Wohnraum privatisiert wurde. Wäre es dann nicht sinnvoller, wir als Staat übernehmen direkt diese Schulden und machen uns so von den privaten Kapitalgebern unabhängig?“
Anonym


„Wir haben bei der Kreditauszahlung in keiner Weise Geld auf einem Konto von Einlagenkunden, die uns das Geld beschaffen müssen, um dieses Geld der Kreditkundin gutschreiben zu können. In der Bilanz haben wir einen Geldbetrag eingebucht, der vorher noch nicht existiert hat. Der führt zu einer Ausweitung unserer Bilanzsumme. Und mit dieser Bilanzverlängerung ist neues Geld durch die Kreditauszahlung geschöpft worden.“
Jean-Marc Decressonnière, Geschäftsleiter Freie Gemeinschaftsbank


„Banker sagen, die Aufgabe einer Bank ist, Einlagen zu sammeln und als Kredit zu vergeben. Das sagen professionelle Leute. Das stimmt nicht. Die Bank braucht kein Geld, um einen Kredit zu vergeben. Sie produziert Geld dadurch, dass sie einen Kredit vergibt.“
Thomas Mayer, ehemaliger Chefvolkswirt der Deutschen Bank


„Wir haben die große Macht, Geld zu erzeugen. Der Vorgang ist einfach: Man erwirbt Anleihen auf dem Markt von Leuten, die Anleihen besitzen. Man erwirbt sie und produziert dabei Geld und gibt ihnen dadurch Liquidität, Zentralbankgeld, Cash.“
Peter Praet, ehemaliger Chefvolkswirt Europäische Zentralbank


„Getrieben wird das Wirtschaftswachstum insbesondere in einer technisch orientierten Branche wie der Automobilindustrie zunächst durch Innovationen. Wir investieren in Forschung und Entwicklung und produzieren und entwickeln dadurch Produkte, die glücklicherweise beim Kunden sehr gut ankommen, der bereit ist, für diese Produkte mehr zu bezahlen als wir an Aufwand im Vorfeld gehabt haben.“
Nicolas Peter, Finanzvorstand BMW Group


„Der Verschuldungsgrad sowohl im öffentlichen Sektor als auch im Privatsektor in vielen Ländern in den letzten Jahrzehnten ist gestiegen. Inwieweit es sich fortsetzen kann, hängt vom Wirtschaftswachstum. Wenn wir keines haben, wie zum Beispiel in den 30er Jahren des letzten Jahrhundert, könnte es dazu führen, dass es zu viele Ausfälle gibt.“
Andrew Bosomworth, Head of Portfolio Management Deutschland – Pimco


Foto:
© Verleih

Info:
Oeconomia (Deutschland 2020)
Regie: Carmen Losmann
Verleih: Neue Visionen Filmverleih