gundermann peter hartweig pandoraAus der NAXOS Filmreihe: Lebensläufe. Heute am 20. Oktober Aufführung  ausnahmsweise im Deutschen Filminstitut & Filmmuseum (DFF)

Helga Faber

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - GUNDERMANN ist ein wirklich guter, interessanter, humorvoller, Einsichten vermittelnder Film, der auch wehmütig konstatiert, welche tollen Leute es in der DDR gab und daß es zwischen Weiß und Schwarz auch Schattierungen, auch politischer Art gab. So wollte ich schon den GUNDERMANNfilm ankündigen, bis ich - halt! - merkte, daß dies nicht der jüngst angelaufene Film GUNDERMANN ist, sondern der Dokumentarfilme GUNDERMANN - ENDE DER EISENZEIT, der schon 1999 entstand - aber dieselben positiven Aussagen verdient!

Dieser Film  bietet einen tiefen Einblick in die beiden Gesellschaften: DDR und BRD, die Gundi zu Fuß, per Fahrrad, Motorrad, Skoda Octavia, Bagger, Raumschiff – schweigend, singend, schreibend, schuftend durchkreuzte, durchschschaute, durcheinanderbrachte. Er wollte der finanzdominierten Gesellschaft eine andere Lebensweise, eine andere Wertegemeinschaft, eine andere Art zu feiern entgegensetzen.

„Ich möchte gern so etwas sein, wie eine Tankstelle für Verlierer ...Und nun habe ich überlegt, eigentlich ist Verlierer gar nicht so schlecht. Verlierer ist doch, wenn man mehr gibt, als man nimmt, was gibt’s für ‘ne bessere Definition ...“

Gundi beeindruckt durch seine Lieder, durch seine poetisch-politischen Zwischentexte, durch seine Vorahnungen, seine Fähigkeit, die übliche Trennung von Arbeit und Kunst aufzuheben und durch seine Lebensart, seine ganz eigene Verbindung von Komik mit Tragik, durch sein Schicksal, mit 43 Jahren zu sterben - und seine zapplige Lebendigkeit.

Bei der Rohschnittansicht 1998 fanden die Vertreter des RBB-Fernsehens: „Ein interessanter Film, aber der falsche Mann!“. Überhaupt sollten wir nicht die Arbeitswelt von Gundermann so ausführlich dokumentieren: Den Verlust seines Baggers, die Umschulung, mit ihren existentiellen Schwierigkeiten.Wir sollten uns auf ein Künstlerportrait konzentrieren. Aber diese Art „Nur- Künstler“ war Gundi nie. Auf unseren Hinweis, der Verlust des Baggers sei für uns der Anlass für diesen Gundermann-Film gewesen, wurde uns erwidert, Arbeitslosigkeit sei ein Normalfall in Hoyerswerda.

Schließlich kam es zum Abbruch der Zusammenarbeit mit dem RBB.

Der Buschfunk-Musikverlag übernahm die Endfertigungskosten, so konnte Anfang 1999 in der Berliner Volksbühne die Premiere unseres zweiten Gundermann-Films Ende der Eisenzeit stattfinden. Die Volksbühne war voll.

Rückblickend können wir feststellen: Gundi war und ist auch für unser Leben solch ein „unmögliches“ Ereignis aus der Lausitz, wo die Wunderlichkeiten offenbar noch ihre Heimat haben: Also der richtige Mann!

Wir freuen uns, dass es die DVD, nach 16 Jahren Kampf und Geduld, endlich gibt. Wir sind auch ein bißchen stolz auf unseren „Riecher“ für das Ereignis Gundermann, damals 1981, als wir Freunde wurden.
Petra Kelling u. Richard Engel

FILMGESPRÄCH mit Petra Kelling und Richard Engel

Die Moderation hat Wolfgang Voss, naxos.Kino.

Quelle: https://konsum.buschfunk.com/

-> Über Gerhard Gundermann



Foto:
© Peter Hartwig / Pandora Film

Info:
Gundermann - Ende der Eisenzeit
von Richard Engel
D, DDR 1999, 98 Min.
Beginn: 20:15 Uhr
Kartenreservierung ausschließlich online beim DFF
Dienstag, 20. Oktober 2020, DFF 20:15 Uhr