Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 29. Oktober 2020, Teil 5
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Der Sioux-Junge Yakari (gesprochen von Mia Diekow) ist acht Jahre alt. Außer ihm gibt es beim Stamm noch zwei weitere Kinder: Kleiner Dachs (Patrick Bach) und Regenbogen. Da ihm seine Eltern Kühner Blick und Schimmernde Zöpfe viel Freiheit lassen, treibt er sich gerne mit seinem Hund Knickohr in der Gegend herum.
Da die Bisonherden aus dem Tal wegziehen, ist es auch für den Stamm wegen der näher kommenden "großen Winde" Zeit ihre Zelte in der Nähe der Bärentatzen-Berge abzubauen und den Herden zu folgen. Deshalb wollen die Erwachsenen noch einige Mustangs zum Tragen der Lasten einfangen. Die drei Kinder beobachten die Erwachsenen. Dabei kann im letzten Moment das Pony Kleiner Donner mit einem mächtigen Sprung wieder entkommen. Yakari träumt davon, dieses Pferd einmal zu reiten, obwohl es bisher noch von keinem Sioux-Krieger eingefangen und gezähmt werden konnte.
Yakari verfolgt das junge Pferd und findet es als dessen Huf unter eine Stein eingeklemmt ist. Der Junge befreit Kleiner Donner und kann sich dabei gerade noch selbst vor einem umstürzenden Felsenblock retten. Für diese Tat verleiht ihm der Weißkopfseeadler Großer Adler (Hans Sigl), Yakaris Totemtier, nicht nur seine schönste Feder als Zeichen großen Mutes, sondern auch die Gabe mit Tieren sprechen zu können.
Bei der Suche nach Kleiner Donner fällt Yakari in einen reißenden Fluss. Er schafft es sich an einem Baumstamm fest zu klammern, stürzt aber mit dem Stamm einen Wasserfall hinab und landet letztendlich im Damm von Bibern.
Yakari, der in dem Baumstamm eingeklemmt ist, wird von dem Biberjungen Lindenbaum (Diana Amft) gerettet. Leider entfernt der Junge sich durch seine Abenteuer immer weiter von seinem Stamm und gelangt in das Revier des rivalisierenden Stammes der Pumafelljäger.
Als Krieger dieses Stammes brutal Mustangs zusammen treiben, retten Kleiner Donner und Yakari gemeinsam die Pferde. Da ihnen ein Krieger des Pumafelljäger-Stammes folgt, müssen sich die beiden auf den langen Rückweg durch das Gebirge machen. Während sie auf ihrem abenteuerlichen Weg einige Tiere treffen, mit denen sie sich anfreunden, droht nicht nur ein Sturm, sondern es machen ihnen auch Kälte und Hunger zu schaffen.
Zur gleichen Zeit muss Yakaris Stamm in ihr Winterquartier aufbrechen und seine Eltern machen sich zusammen mit Knickohr auf der Suche nach ihrem Sohn.
Werden Yakari und seine Eltern noch rechtzeitig vor den "großen Winden" das Winterquartier ihres Stammes erreichen? Wird sich Kleiner Donner mit Yakari anfreunden und ihn auf sich reiten lassen?
Der achtjährige Sioux-Junge Yakari ist inzwischen schon beinahe 60 Jahre alt, denn die erste Story der gleichnamigen Comicreihe des franko-schweizerischen Duos Texter André Jobin (Job) und Zeichner Claude de Ribaupierre (Derib) erschien im Dezember 1969 in der Schulzeitschrift Le Crapaud à lunettes. Für den deutschsprachigen Raum wurde Yakari ab 1974 durch den Verlag Schweizer Jugend in Olten übersetzt. Zwischen 1977 und 2001 wurden 26 Bände von Carlsen Comics herausgegeben.
Yakari ist aber nicht nur in einer Comicreihe in Deutschland bekannt geworden, sondern ab März 2008 startete die französische Fernsehserie auf KiKA in deutscher Sprache. Daneben gab es auch noch ein Kindermusical und Sammelfiguren von Yakari und seinen tierischen und menschlichen Freunden.
Jetzt kommt der kleine Sioux-Junge, der mit Tieren sprechen kann, erstmals animiert auch auf die große Leinwand.
Regie führen in dieser europäischen Koproduktion Toby Genkel zusammen mit Co-Regisseur Xavier Giacometti, der auch in Zusammenarbeit mit Toby Genkel das Drehbuch geschrieben hat.
Es gelingt den Beiden Yakaris Welt und seine tierischen und menschlichen Freunde und Feinde mit viel Witz und Liebe zum Detail ins Kino zu bringen. Dabei haben die Regisseure sich zu einem Neustart entschlossen, damit nicht nur Fans der Serie, sondern auch neue Zuschauer den Abenteuern Yakaris folgen können, ohne die TV-Serie oder die Comics kennen zu müssen.
Es wird also noch einmal die Geschichte erzählt, wie Yakari und Kleiner Donner zu Freunden werden und wie der Junge von Großer Adler seine Fähigkeit mit Tieren zu sprechen und seine Adlerfeder verliehen bekommen hat.
Dabei werden "reale" Szenen und immer wieder Traumsequenzen hervorragend ineinander verwoben. Daneben sind tricktechnisch vor allem die wunderbaren und abwechslungsreichen Naturpanoramen gelungen - von der staubigen Prärie (wenn z.B. die Bisons durchziehen), über grüne Wälder, reißende Flüsse (mit Wasserfall und Biberburg) zu über Nacht verschneiten Berggipfeln. Aber auch Yakari selbst sowie die tierischen und menschlichen Figuren sind ausgesprochen detailreich animiert, sehr viel besser als in der KiKA-Serie.
Die Hauptrollen werden im Film teilweise von den Sprechern der KiKA-Serie gesprochen - Mia Diekow als Yakari, Marc Seidenberg als Kleiner Donner und Patrick Bach als Yakaris menschlichen Freund Kleiner Dachs. Für die wichtige aber nicht allzu große Rolle von Großer Adler konnte Hans Sigl gewonnen werden. Diana Amft gibt dem pfiffigen und recht arbeitsscheuen Biberjungen Lindenbaum ihre Stimme, der zwar nur wenige aber ganz sicher die lustigsten Szenen des Films hat.
Spannend und nicht unbedingt erwartbar ist die Sichtweise des Films - gerade für ganz junge Kinder, denn obwohl Yakari Kleiner Donner aus einer misslichen Lage befreit, ist das wilde Pony nicht bereit, sofort der beste Freund des Jungen zu werden. Er beschwert sich als Yakari - ohne zu fragen - auf seinen Rücken steigt. Im Laufe des Films hat der Junge begriffen, dass Kleiner Donner nie "sein Pferd", sondern immer nur "sein Freund“ sein wird, den man fragt, bevor man auf ihm reitet. Dies wird z.B. deutlich, wenn Yakari und Kleiner Donner über die Berge nach Hause wandern und der Jungen meist neben dem Pony her läuft.
Der deutsch/französisch/belgische Animationsfilm wurde von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) mit der Auszeichnung: Kinderfilm, Prädikat "besonders wertvoll" bewertet, da die Botschaften des Films durchweg positiv und inspirierend seien, egal ob es darum gehe, zusammen alles erreichen zu können oder auch mit Achtsamkeit und Respekt auf Mensch und Tier zuzugehen. Die Jugend Filmjury vergibt 4 von 5 Sternen. Sie empfiehlt den Film ab 4 Jahren, da er sehr leicht verständlich sei und alle Tiere deutlich erkennbare unterschiedliche Charaktere hätten und trotzdem unglaublich süß aussehen würden.
Insgesamt ist "Yakari" ein gelungenes Leinwandabenteuer für Vorschul- und Grundschulkinder, das sowohl hervorragend animiert als auch lustig und spannend erzählt ist. Der Animationsfilm begeistert nicht nur mit einer spannenden Story, sondern auch mit vielen kleinen Einfällen und wunderbar gelungenen tierischen Charakteren. Dabei werden die Handlungsfäden von Yakaris Träumen und der Wirklichkeit hervorragend miteinander verknüpft. Dadurch braucht sich die fantasievolle Animation auf keinen Fall hinter den viel teureren Hollywoodproduktionen verstecken. Hoffentlich wird der Film ein Erfolg, denn die ersten Abenteurer des kleinen Sioux-Jungen und seinem Pony Kleiner Donner sind nicht nur für Kinder, sondern auch für die begleitenden Eltern unbedingt sehenswert. Falls es eine Fortsetzung geben sollt, möchten der Zuschauer aber vermutlich mehr von dem frechen und faulen Biberjungen Lindenbaum sehen, denn er hat ganz sicher die meisten Lacher produziert.
Foto: Eine große Freundschaft: Yakari und Kleiner Donner © LEONINE Distribution GmbH
Info:
Yakari - Der Kinofilm (Frankreich, Deutschland, Belgien 2019)
Originaltitel: Yakari
Genre: Animation, Abenteuer, Kinder- und Familienfilm
Filmlänge: 82 Min.
Regie: Toby Genkel, Xavier Giacometti
Drehbuch: Xavier Giacometti in Zusammenarbeit mit Toby Genkel, basierend auf den YAKARI Comics von André Jobin (Text) und dem Claude de Ribaupierre (Zeichnungen), auch bekannt als Job und Derib
Deutsche Sprecher: Diana Amft, Hans Sigl, Patrick Bach, Mia Diekow, Marc Seidenberg u.a.
Verleih: LEONINE Distribution GmbH
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 29.10.2020