Neu auf DVD und Blu-ray ab dem 17. Dezember 2020
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Katya Orlow (Alexandra Pfeifer) stammt aus einer Tänzerfamilie und gilt als herausragendes Talent im klassischen Ballett. Sie trainiert hart für eine Hauptrolle im Ballett "Dornröschen" in der Gruppe von Frau Rosebloom (Helen Schneider) und für ein Stipendium an der New York Ballet Academy. Sie hat ein sehr enges Verhältnis zu ihrem jüngeren Bruder Paul (Anton Wichers) und ihrem Vater Victor (Trystan Pütter), der selbst ein gefeierter Ballettstar ist. Nach einem schweren Unfall kann er allerdings nicht mehr tanzen. Ihre Mutter ist vor drei Jahren gestorben. Jetzt setzt Victor Orlow alles daran, dass seine Tochter die Familientradition fortführt. Dazu soll sie eine gute Ausbildung als Ballerina an eine der renommiertesten Ballettschulen erhalten.
Durch einen kleinen Unfall mit ihrem Fahrrad trifft sie auf Feli (Ina Geraldine Guy), die ihr hilft und die sie spontan in einen Club namens "Battle-Land" mitnimmt. Dort befindet sich eine Breakdance-Schule. Katya ist sofort begeistert von der freien Art des Tanzens. Als Feli sie einlädt in einer Dance-Klasse mit zu machen, entdeckt Katya dabei ein bisher unbekanntes Lebensgefühl aus Unbeschwertheit, Freiheit und Spontaneität, die sie beim klassischen Ballett noch nie gespürt hat.
Im Battle-Land trifft sie auch auf Marlon (Yalany Marschner), genannt "Alien", der ihr Fahrrad repariert hat. Der introvertierte Marlon ist ein begnadeter Hip-Hop-Tänzer. Nachdem er Katya erklärt hat, dass Street Dance ein Tanzen ganz ohne Regeln ist und dass man sich seine Choreografie unbedingt selbst zusammenstellen muss, erkennt er, dass sie großes Potential für diese Tanzform besitzt. Er bittet sie, sich mit ihm zusammen auf eine Audition bei der weltbekannten Street-Dance-Crew Sonic Tigers vorzubereiten, die gerade neue Tänzer für ihre nächste Welttournee sucht.
Katya erkennt immer deutlicher, dass Hip-Hop ihre Art zu tanzen ist und dass sie eigentlich mit dem klassischen Ballett aufhören will. Sie beginnt regelmäßig die Ballettstunden zu schwänzen. Als ihr Vater dahinter kommt, verbietet er Katya das Hip-Hop-Tanzen. Sie soll ihre klassische Tanzausbildung nicht einfach aufgeben. Katya erkennt auch, dass die Ausbildung für ihren Vater wichtig ist und dass sie ihn verletzt hat.
Als die Audition für die Sonic Tigers und das Vortanzen für die New Yorker Ballettschule zur gleichen Zeit stattfinden, steht Katya vor einer schweren Entscheidung. Wird sie dem Weg ihrer Familie zum klassischen Ballett folgen oder wird sie versuchen, zusammen mit Marlon, in den sie sich verliebt hat, bei den Sonic Tigers angenommen zu werden?
"Into the Beat - Dein Herz tanzt" steht ganz in der Tradition von Tanzfilmen, wie sie in den letzten Jahren immer wieder aus dem Ausland in die deutschen Kinos gekommen sind oder als DVD veröffentlich wurden. Gerade kam am 4.12.20 der französische Tanzfilm "Street Dance: Paris" (2019) als DVD und Blu-ray in den Handel. Ältere Filme sind z.B. die Street Dance Filmreihe mit "Street Dance 3D" (2010), "Street Dance 2" (2012), "Street Dance: New York" (2016) und "Street Dance: Folge deinem Traum" (2019), die Step-Up Filme mit "Step Up" (2006), "Step Up to the Streets" (2008), "Step Up 3D" (2010), "Step Up: Miami Heat" (2012) oder "Step Up: All In" (2014) und viele, viele andere.
Der grundsätzliche Aufbau eines solchen Films hat sich nicht geändert: Junges Mädchen aus gutem Hause macht klassisches Ballett, auch weil Vater oder Mutter es so wollen (leider in diesem Film mit dem Vorurteil, dass die Orlows aus Russland kommen), dann lernt die Protagonistin einen netten Jungen aus schwierigen Verhältnissen kennen und verliebt sich in ihn. Der zeigt ihr eine andere Welt und bringt ihr eine neue Art von Tanzen bei und schon will die junge Frau aus dem engen Korsett des Balletts und ihrer Herkunft ausbrechen, was sie am Ende meist auch erfolgreich tut.
Warum ist es trotzdem spannend, sich den "Into the Beat" anzusehen und ihn zur Home-Entertainment Start zu besprechen?
Auch wenn der Film von Regisseur Stefan Westerwelle nach einem Drehbuch von Hannah Schweier und Stefan Westerwelle inhaltlich keine großartigen neuen Ideen entwickelt hat, ist er doch spannend erzählt. Natürlich gibt es die Verbindung von klassischen Ballett und Hip-Hop bereits in früheren Filmen, z.B. im englischen Film "Street Dance 3D", in dem letztendlich die unterschiedlichen Tanzstile Ballett und Street Dance miteinander verbunden werden und die Crew damit die Meisterschaft gewinnen kann. Leider ist bei solchen Filmen noch nicht angekommen, dass sich das heutige Ballett doch auch weiterentwickelt hat und nicht nur aus Spitzentanz und Dornröschen besteht.
Trotzdem haben es der Regisseur und die Drehbuchautoren geschafft, die Zuschauer nach kleinen Schwierigkeiten zu Beginn des Films in ihren Bann zu ziehen. Das liegt vor allem an der packenden Musik und den vielen gelungenen und energiegeladenen Tanz-Choreografien, die die Zuschauer sofort begeistern. Diese Choreografien sind in Zusammenarbeit mit der größten urbanen Tanzschule, der renommierten Flying Steps Academy in Berlin, entstanden.
Aber der Coming of Age Film punktet auch mit zwei hervorragenden Hauptdarstellern. Denn sowohl die 19jährige Tänzerin und Musikerin Alexandra Pfeifer als Katya als auch der 21jährige Yalany Marschner als Marlon können nicht nur in ihren Tanzszenen überzeugen, sondern sind auch geeignete Identifikationsfiguren für die Alters- und Zielgruppe des Films. Vor allem Alexandra Pfeifer ist in der Lage zu zeigen, wieso sie so von der schillernden und energiegeladenen Welt des Street Dance angezogen wird und wie wichtig es beim Tanzen (und nicht nur beim Hip-Hop) ist, den eigenen Ausdruck und den eigenen Stil zu finden.
Daneben zeigt der Film aber auch, dass Katya, die über viele Jahre die Wünsche ihrer Eltern zu ihren eigenen gemacht hat, sich nur schwer davon lösen kann. Dies wird sehr gut in der emotionalen Vater-Tochter-Beziehung dargestellt, denn Katya fühlt sich - nach dem Tod der Mutter - sowohl für ihren Vater als auch ihren kleinen Bruder verantwortlich. So ist Katyas Hinwendung zum Hip-Hop letztendlich nicht nur eine romantische Liebesgeschichte zwischen ihr und Marlon, sondern auch ein Loslösen von der Familie und deren Lebensentwürfen und damit einen wichtiger Schritt zum Erwachsen werden.
Der Tanzfilm wurde von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) mit dem Prädikat "besonders wertvoll" ausgezeichnet, da er hervorragend auf ein jugendliches Publikum zugeschnitten ist und neben den spektakulären Tanzszenen mit dem Wiedererkennen seiner Themen und Konflikte arbeitet. Die FBW Jugend Filmjury vergibt 4 von 5 Sternen und empfiehlt den Film ab 11 Jahren, da er die Zuschauer ermutigt, seine Träume zu verwirklichen und neue Wege zu gehen.
Insgesamt ist "Into the Beat" ein mitreißender deutscher Tanzfilm, der im Rahmen der Initiative "Der besondere Kinderfilm" entstanden ist. Ziel der Initiative ist es, Originalstoffe für Kinder- und Familienfilme zu realisieren.
Der Jugendfilm muss sich durch die gelungenen Tanz-Choreographien, den hörenswerten Sound, die gut gewählten Hamburger Locations und die angesprochenen Probleme nicht hinter ähnlichen Filmen aus dem Ausland verstecken. Der Tanzfilm mag ein Märchen für das junge Zielpublikum sein, aber durch seine tolle Ausstrahlung ist er ganz sicher auch für Erwachsene sehenswert.
Zusatz: Während des Abspanns dürfen sich die Schauspieler und Tänzer noch einmal einzeln vorstellen.
Leider hat die DVD als Extras nur den Kinotrailer (1:47 Min.). Positiv sollte aber hier noch angemerkt werden, dass DVD und Blu-ray sowohl eine Fassung für Hörgeschädigte als auch eine Hörfilmfassung für Blinde und Sehbehinderte enthalten.
Foto 1: Cover DVD © Wild Bunch Germany / Eurovideo
Foto 2: Katya (Alexandra Pfeifer) ist ein herausragendes Balletttalent © Wild Bunch Germany
Foto 3: Katya (Alexandra Pfeifer) lernt Marlon (Yalany Marschner) im "Battle-Land" kennen © Wild Bunch Germany
Info:
"Into the Beat - Dein Herz tanzt" ist ab dem 17.12.2020 als DVD und Blu-ray und bereits ab dem 03.12. als Video in Demand im Handel verfügbar. DVD und Blu-ray enthalten die deutsche Fassung in Dolby Digital 5.1 bzw. in DTS-DH Master 5.1. Untertitel sind bei beiden Formaten in Deutsch für Hörgeschädigte. Das Bildformat der DVD ist 2,39:1 (16:9) und der Blu-ray 2,39:1 (HD 1080p). Auf DVD und Blu-ray befindet sich auch eine Hörfilmfassung für Blinde und Sehbehinderte; auf der DVD in Dolby Digital 2.0
Into the Beat - Dein Herz tanzt (Deutschland 2020)
Genre: Tanzfilm, Jugendfilm, Drama
Filmlänge: ca. 100 Minuten
Regie: Stefan Westerwelle
Drehbuch: Hannah Schweier, Stefan Westerwelle nach einer Idee von Vera Kissel
Darsteller: Alexandra Pfeifer, Yalany Marschner, Ina Geraldine Guy, Trystan Pütter, Helen Schneider u.a.
Verleih: Eurovideo / Wild Bunch Germany
FSK: ab 0 Jahren